Suendenpakt
(Pause)?« Dann zieht er mich ziemlich grob Richtung Tür nach hinten.
»Wo bringen Sie meinen Enkel hin?«, fragt Großmutter. Ich weiß, dass sie wütend ist. Diallo weiß das auch.
»Marty, lass mich mit Dante hier warten, bis die Detectives kommen«, bittet ihn Tom Dunleavy. »Er ist noch ein Kind.«
Ohne ein weiteres Wort schiebt mich Diallo durch ein kleines Hinterzimmer, das mit Schreibtischen zugebaut ist, und von dort einen kurzen, engen Flur entlang, bis wir vor drei leeren, blau gestrichenen Gefängniszellen stehen.
Er schubst mich in die mittlere und knallt die Tür zu. Dieser Knall ist ungefähr das schlimmste Geräusch, das ich je gehört habe.
»Was ist damit?« Ich halte meine gefesselten Hände hoch. »Die tun tierisch weh.«
»Gewöhn dich dran.«
30
Dante
Ich setze mich auf die kalte Holzbank und versuche, nicht den Kopf zu verlieren. Ich sage mir, dass mir mit Großmutter, Clarence und vor allem Tom Dunleavy da draußen nichts Schlimmes passieren wird. Ich hoffe bei Gott, dass das stimmt. Aber ich frage mich: Wie lange werde ich es hier aushalten müssen?
Nach zwanzig Minuten holt mich ein anderer Polizist, um meine Fingerabdrücke abzunehmen. Der totale Scheiß. Zwei Stunden später treffen zwei Detectives in Zivil ein. Einer ist jung und klein und ungefähr so aufgeregt, wie der Sergeant von vorher ängstlich war. Der Ältere sieht eher aus wie ein richtiger Polizist: untersetzt, großes, kantiges Gesicht und dichtes, graues Haar. Er heißt J. T. Knight.
»Dante«, beginnt der Jüngere. »Ist es in Ordnung, wenn wir uns ein bisschen unterhalten?«
»Der Sergeant hat gesagt, ich habe das Recht auf einen Anwalt.« Ich versuche, nicht wie ein Klugscheißer zu klingen.
»Ja, wenn du ein kleines Arschloch bist, das was zu verheimlichen hat«, meint der Ältere. »Natürlich verlangen nur diejenigen einen Anwalt, die schuldig sind. Bist du schuldig, Dante?«
Mein Herz rast, weil ich weiß, dass sie mich verstehen würden, wenn ich ihnen erzähle, was passiert ist. Aber das geht nicht. Ich beruhige mich so weit, um sagen zu können: »Ich möchte, dass Tom Dunleavy dabei ist.«
»Ist er dein Anwalt?«, fragt der jüngere Detective.
»Das weiß ich nicht genau.«
»Wenn du nicht genau weißt, ob er dein Anwalt ist, wieso willst du ihn dann hier haben?«
»Einfach so.«
Der Jüngere führt mich einige Stufen hinunter, dann wieder einen Flur entlang in ein Zimmer, das so groß wie ein begehbarer Schrank ist. Bis auf eine nackte Glühbirne an der Decke, ein Stahltisch und vier Stühle ist das Zimmer leer. Wir setzen uns und warten, bis der Ältere mit Tom zurückkehrt.
Toms entschuldigender Blick sagt mir, dass er das, was hier passiert, nicht erwartet hat. Ich auch nicht.
31
Tom
»Erzähl doch erst mal von dem Streit«, beginnt Barney Van Buren. Er steht so unter Strom, dass er förmlich zittert, nur weil er in seinem ersten, großen Fall schon einen Verdächtigen hat. »Von dem Streit zwischen dir und Eric Feifer an diesem bewussten Nachmittag.«
Dante wartet, bis ich nicke, dann beginnt er mit der Geschichte, die zu erzählen er fast zwei Wochen gewartet hat.
»Ich weiß gar nicht, wieso wir aneinandergeraten sind. Ich glaube, er wusste es auch nicht. Es fing mit Schubsen an, ein paarmal hat’s geknallt. Aber niemand wurde verletzt. In einer halben Minute war alles schon wieder vorbei.«
»Ich habe gehört, er hätte dich ziemlich in die Mangel genommen«, meldet sich Detective J. T. Knight zu Wort. Sein rechtes Knie schlägt von unten gegen den Metalltisch.
»Vielleicht hat er n’ paarmal zugelangt«, erwidert Dante. »Aber wie gesagt, das war harmlos.«
»Ich bin neugierig«, sagt Knight. »Wie fühlt sich das an, wenn dir jemand in den Arsch tritt, der einen Kopf kleiner und fünfundzwanzig Kilo leichter ist als du, während deine Kumpel auf der Seitenlinie stehen und dir zuschauen?«
»So war das nicht«, widerspricht Dante und wirft mir einen ebenso drängenden Blick zu wie diesem Knight.
»Wenn die Sache so harmlos war, warum ist dann dein Freund zum Wagen gerannt und hat seine Waffe geholt?«, will Van Buren wissen. »Warum hat er Feifer die Waffe an den Kopf gehalten?«
»Dieses totale Durcheinander war nicht meine Idee«, antwortet
Dante, dem der Schweiß auf der Stirn steht. »Ich wusste gar nicht, dass er eine Waffe hat. Ich hatte sie noch nie vorher gesehen.«
Ich frage mich, ob Dante die Wahrheit sagt. Könnte es sein, dass er zu solchen kleinen Lügen
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