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Suendenpakt

Titel: Suendenpakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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mich eindringlich an, als würde er sich die Bilder von jenem Abend noch einmal vergegenwärtigen.
    »Du bist der Basketballspieler«, stellt er fest. »Ich habe dich da gesehen. Du warst Profi.«
    »Stimmt. Für ungefähr zehn Minuten.«
    »Hast du ein Aufnahmegerät?«, fragt er.
    »Nein, aber ich habe einen Notizblock. Ich werde einfach alles aufschreiben.«
    »Gut. Ich gehe nur schnell aufs Klo. Dann habe ich vielleicht eine Geschichte, die diesen großen schwarzen Jungen retten könnte.«
    Ich zerre meinen Block aus meinem Aktenkoffer und notiere rasch ein paar Schlüsselfragen in meiner kaum lesbaren Kurzschrift. Schön ruhig bleiben, sage ich mir, und gut zuhören.
    In meine Notizen vertieft, wird mir klar, dass Manny immer noch nicht zurückgekommen ist, als der Kellner das
Essen bringt. Ich drehe mich um - die Toilettentür steht sperrangelweit offen.
    Ich springe auf und renne wie von der Tarantel gestochen nach draußen.
    Gerade noch rechtzeitig sehe ich, wie Manny Rodriguez in ein Taxi springt, das über die Tenth Avenue losbraust. Er streckt die Hand aus dem Fenster und winkt mir zu.

49
    Loco
    Auf der Seite von East Hampton, auf der die Bucht liegt, befindet sich ein grauer Kiesstrand, wo am Sonntagnachmittag die Dominikaner, Ecuadorianer und Costaricaner Volleyball spielen. Unter der Woche reißen sie siebzig Stunden mit Rasenmähen, Heckenschneiden und dem Putzen von Swimmingpools runter. Abends zwängen sie sich in Ranchhäuser, die von der Straße aus normal aussehen, aber in dreißig Würfel aufgeteilt wurden. Am Sonntagnachmittag sind sie dann kurz davor zu explodieren.
    Bei diesen Spielen geht es wild zu. Es gibt Alkohol, Wettspiele, Salsa und alle möglichen Arten von übertriebenen Latino-Dramen. Etwa alle drei Minuten werden zwei Bantamgewichte auseinandergezogen. Fünf Minuten später klopfen sie einander auf den Rücken. Wieder fünf Minuten später fangen sie von vorne an.
    Ich beobachte diese Latino-Seifenoper von einer abblätternden grünen Bank etwa fünfzig Meter oberhalb der Rauferei aus.
    Es ist Viertel nach sechs, und ich bin wie immer zu früh.
    Das ist allerdings kein Zufall. Die erforderliche Zurschaustellung von Treue und Respekt gehört zum Auftritt. Was mir ganz gut passt. Damit habe ich Zeit, mir eine Zigarre anzuzünden und die Segelboote zu beobachten, die in ihren Heimathafen, den Yachtclub von Devon, segeln.
    Ich sollte weniger rauchen. Der Davidoff-Torpedo ist mein dritter in dieser Woche. Aber was ist das Leben ohne Laster? Was ist das Leben mit einem Laster? Wusstet ihr,
dass Freud am Tag sechs Zigarren geraucht hat? Er starb auch an Mundkrebs, was ich für einen hübschen Ausgleich dafür halte, dass er erzählt hat, jeder Typ will nur seinen Vater umbringen und seine Mutter bumsen. Keine Ahnung, wie es euch damit geht, aber mir kann er jedenfalls gestohlen bleiben.
    Apropos Autoritätspersonen: Ein Tusch, bitte, denn hier kommt meine - WK. Er ist pünktlich. Genau elf Minuten zu spät.
    Mit seiner Dreihundert-Dollar-Helmut-Lang-Jeans, die im genau richtigen Maß zerrissen und verschlissen ist, seinem weiß Gott wie teuren hellblauen Kaschmir-Kapuzenpullover und seinem eine Woche alten Stoppelbart sieht er eher wie ein gewöhnlicher Wochendausflügler aus. Aber wer hat den Mumm, ihm das zu sagen? Ich nicht, Kumpel. Und das, obwohl man mich Loco nennt, den Verrückten.
    »Was ist los?«, fragt WK, aber nicht in der geselligen Art, wie es die meisten Leute tun. Aus WKs Mund hören sich die Worte an wie »Wo ist dein Problem?« Aber diesmal ist es nicht nur mein Problem, sondern unseres, was ihm zehnmal mehr auf die Nerven geht.
    »Scheinbar hatten wir Gesellschaft«, erzähle ich. »Hinter Wilsons Haus.«
    »Ach ja? Wer hat dir das erzählt?«
    »Lindgren.«
    »Scheiße.« WK kann sein, wie er will, aber er hat die beeindruckende Fähigkeit, eine Sache auf den Punkt zu bringen.
    Unten im Sand deutet ein betrunkener Volleyballspieler auf einen Ballabdruck und zetert auf Spanisch oder Portugiesisch.
    »Was soll ich jetzt tun, Boss?«

    »Egal. Hauptsache, du denkst dir das Beste aus.«
    »Was ich denke, ist immer das Beste, WK.«
    »Gib mir Bescheid, wenn du mit Denken fertig bist.«
    Und wie der Qualm einer zu teuren Zigarre löst sich WK in Luft auf. Zurück bleiben nur ich, die Nacht und der Salsa.

50
    Loco
    Was ich denke, ist immer das Beste, hm? Ich denke, ich habe WK verstanden, was heißt, wieder eine Fahrt nach Brooklyn und wieder bumbum, peng-peng.
    Wie seine

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