Suendenpakt
besprechen. Das liegt daran, dass ich keine habe. Freunde, meine ich. Geschweige denn eine Beziehung. Keine einzige enge Freundin weit und breit, der ich mein Herz ausschütten könnte.
Ich glaube, das ist wieder diese Sache mit Konkurrenz und Stolz. Während des Studiums hatte ich zwei wunderbare, sehr enge Freundinnen, Jane Anne und Rachel. Wir drei hingen zusammen wie Pech und Schwefel, wir hatten uns ewige Seelenfreundschaft geschworen und wollten die Bösewichte in die Knie zwingen.
Aber dann wird Anne schwanger, und Rachel prescht ein paar Jahre auf der Überholspur nach vorne, bis sie abzweigt, um für Amnesty International zu arbeiten. Beide nehmen mir meinen »Erfolg« ein bisschen übel, worüber ich mich ärgere. Irgendwann vergeht eine Woche, ohne dass eine von uns nachgibt und zurückruft, schließlich sind es mehrere Wochen, und als ich dann doch anrufe, schlägt mir - zumindest glaube ich das - von der anderen Seite unangenehme Kälte entgegen, und ich frage mich, ob ich das nötig habe.
Es zeigt sich, dass ich es nötig habe, weil ich, nur in Gesellschaft eines Glases Wein und einer wärmenden Decke, ganz alleine hier sitze.
Mittlerweile ist es zwei Uhr nachts, und die leere Flasche
Etude liegt neben der halbleeren Schachtel Marlboro, die voll war, als ich sie mir vor drei Stunden habe bringen lassen. Es sei zu Protokoll genommen, dass ich nie einen Zigarettenhersteller vertreten habe. Klar, mich hat auch noch niemand darum gebeten, aber immerhin.
Eine Stunde und mehrere Zigaretten später wähle ich die Nummer des einzigen Menschen auf diesem Planeten, der sich freut, um drei Uhr morgens von mir zu hören. Zumindest habe ich guten Grund zu dieser Annahme.
»Natürlich schlafe ich nicht«, antwortet Macklin, als hätte ich ihm gerade erzählt, er habe im Lotto gewonnen. »In meinem Alter schläft man nie, es sei denn, man versucht, wach zu bleiben. Kate, es ist so schön, deine Stimme zu hören.«
Mack, warum sagst du so was? Jetzt muss ich weinen und kann nicht mehr aufhören. Das geht fünf Minuten so, bis ich endlich ein »Macklin, es tut mir leid« herausbringe.
»Leid tun? Wovon redest du, Mädel? Deswegen gibt’s doch die Pauschalrate fürs Telefon.«
Das bringt mich noch mehr zum Weinen. »Macklin, bist du noch da?«
»Klar, aber immer doch.«
»Also, Mack, ich habe vor, für eine Weile nach Montauk zu kommen, und wollte fragen, ob das Angebot noch gilt, bei dir Unterschlupf zu finden.«
»Was glaubst du denn, Kate?«
Und wieder kann ich mich nicht zurückhalten.
Und am Morgen rufe ich auch Jane Anne und Rachel an.
53
Tom
Früher, wenn ein Milliardär aus East Hampton fünfzig wurde, erkaufte er sich seine Freiheit von der zweiten Ehe, legte sich eine Harley und ein Tattoo zu und suchte sich ein Mädchen - oder einen Jungen - knapp über zwanzig, die - oder der - ihn für das bewunderte, was er war: ein sehr, sehr reicher Mann.
Jetzt kauft er sich statt des Motorrads, das er kaum fahren konnte, ein Surfbrett, das er ebenso wenig beherrscht. Und statt in eine Lederjacke zwängt er sich in eine Ganzkörperpolyurethanschale, auch Kälteschutzanzug genannt.
Vor den echten Surfern habe ich ausgesprochenen Respekt. Feif zum Beispiel war auf dem Wasser ein toller Sportler und ein echt harter Kerl. Es sind die mittelalterlichen Modesurfer, mit denen ich Probleme habe, Typen, die in ehemals anständige Surfer-Kneipen gehen und versuchen, den Stein mit der Zwei-Wort-Frage »Surfst du?« ins Rollen zu bringen.
Trotzdem hat die Surferwelle meinen Kumpels gutgetan. Manchmal hat Feif fünfhundert Dollar am Tag mit seinem Unterricht verdient, und für Griffin Stenger, den Inhaber des Amagansett Surf and Bike Shop, ist es das Manna vom Himmel. Grif sagt, dass am Samstagvormittag die Beach-Road-Mannschaft versucht, die Miniwellen zu erwischen, die sich an den Brechern am Ende des Georgica Beach bilden. Da diese Stelle nur zweihundert Meter von der Stelle entfernt ist, wo Feif, Walco und Rochie umgebracht wurden, und weil ich vor Montag die Cold Ground, Inc. nicht
mehr erreichen kann, bin ich hier, um herauszufinden, ob einer dieser Meeresgötter in der Mordnacht etwas gesehen hat.
Am Samstagvormittag verlasse ich das Haus im Morgengrauen und warte am Brecher, wo die Surfer langsam eintrudeln.
In der ersten Gruppe, flankiert von einem stämmigen Duo, kommt Mort Semel, der seine Firma letztes Jahr für drei Milliarden Dollar bei eBay verkauft hat.
Als ich auf ihn zugehe, um mich ihm
Weitere Kostenlose Bücher