Suendenpakt
besonders da so vieles davon kaum mehr als ein Gerücht ist, hat etwas Überwältigendes.
Noch überwältigender ist, wie viel Raum den »beiden mutigen, in Montauk geborenen und aufgewachsenen Anwälten« gegeben wird, die die tapfere Entscheidung getroffen haben, den Menschen zu verteidigen, der des Mordes an ihren alten Freunden angeklagt ist.
Ich hatte keine Ahnung, dass Kate und ich eine solch große Rolle in der Geschichte spielen würden.
Dunnie beschreibt uns als »rothaarige Jackie und stämmigeren JFK«, und »selbst Dunleavys Boston Terrier, Wingo, ist auf lächerliche Weise fotogen«. Laut Hamill »ist ihre Harmonie nicht eingebildet. Fünf Jahre lang, bis Anfang zwanzig, waren sie ein Paar«. Sowohl die Vanity Fair als auch die New York bringen den gleichen Schnappschuss von uns, aufgenommen 1992 nach einem Sieg der St. John’s.
»Zum Glück hasst uns mittlerweile sowieso jeder in der Stadt«, meine ich. »Weil das hier schon mehr als peinlich ist.«
Wir bezahlen und binden Wingo von der Bank vor dem Restaurant los. Wingo scheint der plötzliche Ruhm nicht zu Kopf gestiegen zu sein, doch er fühlt sich von einem ekligen Brandgeruch gestört. Als wir den Parkplatz hinter dem Restaurant erreichen, rast ein Feuerwehrwagen des East Hampton Fire Department vorbei.
Der Geruch wird stärker, und als wir um die Ecke des
weißen Backsteingebäudes biegen, sehen wir, was die Feuerwehrleute gerade gelöscht haben: meinen Wagen. Oder das, was davon noch übrig ist.
Alle Fenster wurden eingeschlagen und das Dach aufgeschlitzt, und auf dem Beifahrersitz liegt ein nasser, verkohlter Stapel Hochglanzmagazine.
67
Tom
Ob im Zentrum von Bagdad oder von East Hampton, eine ausgebrannte Karosse zieht immer die Aufmerksamkeit auf sich, auch wenn die Überreste einem selbst gehören. Kate, Wingo und ich können den Blick nicht abwenden. Aber es wird langsam kühl, weswegen wir ins Sam’s zurückkehren, wo ich uns zwei Maker’s Marks auf Eis bestelle und Clarence anrufe.
»Ein Haufen Reaktionäre«, schimpft Clarence, als wir zum Auto zurückgehen, damit er sich ansieht, was von meinem einst so schicken Kabrio übrig geblieben ist.
Dann zwängen wir uns in Clarence’ gelbes Taxi, mit dem er uns nach Montauk zu Mack fährt.
»Tom hat diesen alten Wagen geliebt«, erzählt Kate ihm, »aber es scheint ihm gar nichts auszumachen. Ich muss zugeben, ich bin beinahe beeindruckt.«
»Hey, es ist nur ein Wagen. Ein Gegenstand«, halte ich dagegen, um Kates Achtung noch etwas Vorschub zu leisten.
Eigentlich bin ich selbst überrascht, wie wenig mich der Wagen kümmert. Eher noch gab mir der Anblick meines brennenden Wagens das Gefühl von Selbstgerechtigkeit.
Sobald wir losfahren, zieht Clarence das gleiche trübsinnige Gesicht wie vorher. Noch immer spiegeln sich darin die Eindrücke von Dantes Verhaftung und der bevorstehenden Gerichtsverhandlung.
»Clarence, vielleicht sieht es für dich nicht so aus, aber die Dinge wenden sich zum Guten«, muntere ich ihn auf.
»Wie kommst du darauf?«
»Diese Zeitschriften, die auf meinem Vordersitz gebrannt haben, waren voll mit Geschichten, die uns helfen werden, den Fall zu gewinnen. Selbst mein Wagen wird ein tolles Bild abgeben und den Leuten die Augen darüber öffnen, was hier vor sich geht.«
Aber nichts, was ich sage, ruft in Clarence’ Gesicht eine Reaktion hervor. Als hätte sich selbst das kleinste bisschen Optimismus, das er je aufbringen konnte und an das er sich im Verlauf seines harten Lebens klammerte, als unsinnig erwiesen.
An diesem Montagabend im Januar ist es im Ditch-Plains-Viertel ruhig und dunkel. Aber nicht in Macks Haus! Dort brennen alle Lichter, und er selbst steht in seinem zerfetzten, karierten Bademantel in der Tür. Zwei Polizeiwagen fahren gerade fort.
»Oh, nein!«, ruft Kate und springt aus dem Wagen. Aber Mack, der sich mit einer Hand auf seinen Stock stützt und in der anderen einen Scotch hält, will davon nichts hören.
»Das ist doch gar nicht der Rede wert, Mädel«, beruhigt er sie. »Nur ein Kieselstein, der durchs Fenster geworfen wurde. In meinem Alter ist man für jede Aufmerksamkeit dankbar, die man kriegt.«
Trotz Macks Protest bestehe ich darauf, Wingo bei ihnen zu lassen. Ein harmloser Köter, der jedes Gesicht lecken will, das er nicht kennt, taugt nicht viel als Wachhund, aber zumindest macht er im entscheidenden Moment Lärm.
Dann steige ich mit Clarence wieder in den Wagen. »Hast du gehört, was dieser Scheißkerl
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