Suendenpakt
sein Schwert aus der Scheide zieht, nimmt sie eine altmodische Rollkartei heraus. »Hier drin befinden sich die Nummern aller Topreporter und Topredakteure von
New York«, erzählt sie. »Es ist das Wertvollste, das ich von Walmark, Reid & Blundell mitgenommen habe.«
Den Rest des Tages sitzt Kate am Telefon und reibt einem Topredakteur nach dem anderen Dantes Geschichte unter die Nase, angefangen beim Mord und seiner Verhaftung über seine Vorgeschichte bis zur bevorstehenden Verhandlung.
»Dieser Fall hat alles, was er braucht«, erzählt sie Betsey Hall von Vanity Fair, anschließend dem Redakteur Graydon Carter. »Berühmtheiten, Gangster, Milliardäre. Rasse, Klasse und einen achtzehnjährigen zukünftigen NBA-Star, dem die Todesstrafe droht. Und all das hier in den Hamptons.«
Es ist tatsächlich eine große Geschichte, und noch bevor der Nachmittag vorbei ist, verhandeln wir mit einem halben Dutzend großer Zeitschriften um den Abdruck von Sonderberichten, sowohl über Dante als auch über uns.
Schließlich hat Kate den letzten Anruf erledigt und ihre Rollkartei weggeräumt. »Die Katze ist aus dem Sack. Jetzt sind wir auf die Hilfe Gottes angewiesen.«
Dritter Teil
Erledigt in den Hamptons
64
Raiborne
Wenn ich etwas austüfteln muss, gehe ich im Gegensatz zu Tony Soprano nicht zu einem Nervenklempner. Ich gehe in den Fort Greene Park und setze mich einem Methusalem mit undurchdringlicher Miene gegenüber, dem Schachbetrüger Ezekiel Whitaker. Auf diese Weise kann ich nachdenken, statt reden zu müssen, und ich sitze im Freien, statt in einem abgedunkelten Raum eingesperrt zu sein.
Das passt besser zu mir, vor allem an einem sonnigen Sonntagnachmittag, an dem die letzten braunen Blätter im Park sanft rascheln.
»Dein Zug«, erinnert mich Zeke ungeduldig, obwohl ich gerade erst auf der Steinbank Platz genommen habe. Zeit ist für Zeke Geld, genau wie für einen Seelenklempner. Zekes Gesicht sieht aus, als wäre es aus hartem Holz geschnitzt, und seine langen Finger bewegt er graziös wie ein von Ernte zu Ernte wandernder Obstpflücker. Schon seit Jahren spielen wir an der frischen Luft. Logisch, dass ich meine Arbeit immer auf die Reihe bekommen habe.
Doch zehn Minuten später schnappe ich diesem hochnäsigen Kerl den Turm weg. Und ich kann nicht anders, ich muss mich einfach mit meinem Triumph brüsten.
»Bist du sicher, dass es dir gut geht, Junge?«, frage ich. »Erkältung? Grippe? Alzheimer?«
Ich hätte meinen Mund halten sollen, weil in diesem Moment meine Gedanken vom Schachbrett abschweifen und zur Arbeit und zu dem Namen zurückkehren, der im Revier in Kreideschrift auf der schmutzigen Tafel steht. Statt mich
darauf zu konzentrieren, wie ich meine Stellung auf dem Schachbrett festigen und diesem alten Bock die dringend benötigte Bescheidenheit beibringen könnte, denke ich an Manny Rodriguez. Schon seit Wochen nagt der ungelöste Mord an mir. Jedes Mal, wenn ich aufs Revier gehe, erinnert mich sein Name an der Tafel daran.
Keinen einzigen Moment habe ich diese Geschichte über einen Streit zwischen Glock, Inc. und Cold Ground, Inc. geglaubt, die in den Zeitungen herumgeisterte. Schließlich sind Rapper viel zu hitzköpfig, um einen guten Mörder abzugeben, aber dieser spezielle Mörder hat keine Spur hinterlassen. Außerdem stand Rodriguez, der das Mittagessen besorgt und bei den Parkuhren Münzen nachgeworfen hat, in der Hackordnung ziemlich weit unten, so dass es keinen Sinn machte, ihn umzulegen.
Rodriguez war ein Laufbursche, oder, wie wir Schachmeister zu sagen pflegen, ein Bauer. Während ich mir das durch den Kopf gehen lasse, greift Zeke mit der Präzision eines Taschendiebs über das Schachbrett und schnappt sich meine Königin.
»Nimm sie, Zeke. Ich hatte die Schlampe sowieso schon satt.«
Ein Sieg ist jetzt nicht mehr drin, und auch ein Patt ist unwahrscheinlich. Das Schachbrett sieht aus wie eine große, rostige Stahlfalle, die nur darauf wartet, über meinem Arsch zuzuschnappen. Hätte ich noch etwas Selbstachtung, würde ich aufgeben, aber ich bin hergekommen, um über Rodriguez nachzudenken. Soll Zeke doch sein Geld verdienen, schließlich verdiene ich meins auch. Währenddessen rauscht er durch meine Reihen wie Sherman 1864 durch Georgia. Er greift sich meinen letzten Läufer und Springer und setzt auch meinen Turm auf die Verlustliste. »Ich denke, du
brauchst dir keine Gedanken darüber zu machen, ob ich im Kopf langsam nachlasse, Connie«, sagt er nur.
»Da bin
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