Suendenpakt
uns sagen, mit welcher Wahrscheinlichkeit diese Fingerabdrücke vom Angeklagten stammen?«
»Diese Fingerabdrücke können von niemand anderem als Dante Halleyville stammen.«
Endlich ist Howard mit Olson fertig, nachdem sich Olson wie eine Schildkröte angestellt hat, die einen Hasen fangen will - sechs Stunden lang.
Es hat so lange gedauert, dass im Gerichtssaal enttäuscht aufgestöhnt wird, als sich Tom von seinem Stuhl erhebt.
Mein Widerwille ist allerdings noch stärker. Wir hatten nicht geplant, Olson ins Kreuzverhör zu nehmen. Tom muss schlichtweg improvisieren.
»Dr. Olson, niemand stellt in Frage, dass die hinter dem Princess Diner sichergestellte Waffe die Tatwaffe ist. Die Frage ist aber: Wer hat mit ihr geschossen? Gibt es einen konkreten Beweis, irgendetwas, das den Angeklagten, Dante Halleyville, mit dieser Waffe in Verbindung bringt?«
»Nein. Die einzigen verbliebenen Fingerabdrücke auf der Waffe stammen von Michael Walker.«
»Was die auf der Waffe gefundenen Fingerabdrücke betrifft, also diejenigen von Michael Walker, über welche Qualität reden wir hier?«
»Über eine sehr gute. Über die beste.«
»Auf einer Skala zwischen eins und zehn?«
»Neun, vielleicht sogar zehn«, antwortet Olson mit Stolz. Vielleicht sieht er sich zu oft CSI im Fernsehen an.
»Kommt es Ihnen nicht verdächtig vor, Dr. Olson, dass auf einer Waffe, die sorgfältig gereinigt wurde, absolut perfekte Fingerabdrücke zurückbleiben?«
Zum ersten Mal seit Stunden ist die Menge tatsächlich wach und hört zu.
»In diesem Fall nicht«, antwortet Olson.
»Aber in der Vergangenheit gab es mindestens zwei mir bekannte Fälle, bei denen Sie geschlussfolgert haben, dass die Fingerabdrücke auf der Mordwaffe - um mit Ihren eigenen Worten zu sprechen - ›zu gut sind, um glaubwürdig zu sein‹. Das war Ihre Schlussfolgerung im Fall Staat von Rhode Island gegen John Paul Newport. Stimmt das?«
»Ja, aber in diesem Fall hier ziehe ich andere Schlussfolgerungen.«
»Die Verteidigung hat keine weiteren Fragen.«
Die Menge ist immer noch ganz aufgeregt, als Richter Rothstein Feierabend macht, doch uns bleibt nicht viel Zeit, um zu überlegen, ob Toms hochriskantes Zwei-Minuten-Eröffnungsspiel so erfolgreich war, dass er damit sechs Stunden Zeugenaussage unterminieren konnte.
Dante umarmt uns beide, dann wird er von den Sheriffs zurück in seine Haftzelle gebracht. Gleich anschließend überbringt uns der Assistent der Staatsanwaltschaft eine Mitteilung.
Sie hat Dantes achtzehnjährige Cousine, Nikki Robinson, ihrer Zeugenliste hinzugefügt.
Nikki gehörte zwar zu den Zuschauern, als Walker die Waffe auf Feifer richtete, doch die Staatsanwaltschaft hat bereits ein festes Bild davon, was nach dem Spiel passiert ist. Also gibt es für die Entscheidung, Nikki als Zeugin aufzurufen, keine plausible Erklärung.
Und wenn die Staatsanwaltschaft einen Schachzug macht, den ich nicht verstehe, bekomme ich Angst.
96
Tom
Als Nikki Robinson mit abgewendetem Blick an unserem Tisch vorbeigeht und sich in den Zeugenstand setzt, sind die Zuschauer in Erwartung dessen, was da kommen wird, völlig aufgedreht. Und ehrlich gesagt sind Kate und ich noch viel aufgeregter. Nikki jobbt bei einem hiesigen Hausreinigungsdienst. Sie war auf Smitty Wilsons Grundstück dabei - ja und? Warum wird sie jetzt aufgerufen?
»Ms. Robinson«, beginnt Melvin Howard, »könnten Sie uns bitte sagen, in welchem Verhältnis Sie zum Angeklagten stehen?«
»Dante ist mein Cousin«, antwortet Nikki mit schwacher, mädchenhafter Stimme.
»Und waren Sie an jenem Nachmittag während des Spiels auf dem Grundstück von Smitty Wilson?«
»Ich kam dorthin, kurz bevor der Streit ausgebrochen ist und Michael Walker diese Waffe geholt hat.«
»Sind Sie gleich anschließend wieder gegangen?«
»Nein, Sir.«
»Was haben Sie getan?«
»Mit Eric Feifer geredet«, antwortet sie mit noch schwächerer Stimme.
»Haben Sie sich zum ersten Mal gesehen?«
»Nein, ich hatte ihn schon öfter getroffen.«
»Haben Sie an diesem Nachmittag lange mit ihm geredet?«
»Nein, ich putze für Maidstone Interiors und musste einen Auftrag erledigen. Eric hat gefragt, ob er mitkommen
könne. Im Pool schwimmen, während ich arbeite. Ich habe Ja gesagt.«
»Dann sind Sie beide gemeinsam weggegangen?«
»Er hat sein Fahrrad in meinen Kofferraum gelegt.«
»Was ist passiert, als Sie zu dem Haus kamen, in dem Sie geputzt haben?«
»Eric ist am Pool geblieben, ich musste arbeiten.
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