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Sündenzeit

Sündenzeit

Titel: Sündenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham , Constanze Suhr
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aber sie hatte auch keine Lust, herumzusitzen und nichts zu tun. Es war ein langer und schmerzhafter Tag gewesen.
    Schließlich beschloss sie, auch wenn es kalt und ein weiter Weg war, zum Charterbüro zu laufen. Es war wegen Brideys Tod offiziell geschlossen, und sie wollte sehen, ob sie dort vielleicht etwas Aufschlussreiches entdeckte.
    Der Weg war länger als vermutet. Im Sommer wäre es vielleicht sehr schön gewesen, aber heute war es eiskalt.
    Und öde.
    Es überraschte sie nicht, dass Michael ihr den Auftrag gegeben hatte, Bridey zu begleiten. Das Alter würden die Menschen nie besiegen können, egal, wie weit die Medizin fortgeschritten war. Irgendetwas wäre immer die Ursache, die das Leben beendete.
    Der menschliche Körper war nicht unsterblich.
    Doch er war erstaunlich, ein Wunder.
    Es hatte schon andere Gelegenheiten gegeben, zu denen sie diese Seinsform angenommen hatte – den Körper, in dem sie geboren worden war. Und es war immer eine Freude und eine Offenbarung gewesen.
    Die Menschen missverstanden ihre Funktion oft. Sie nahm niemandem das Leben. Das Leben zu verlieren gehörte zur natürlichen Ordnung der Welt. Sie half den Sterbenden lediglich auf ihrem Weg. Es gab allerdings auch böse Todesfeen. Aus bösen Menschen wurden böse Banshees. Michael war stets auf der Hut vor diesen Wesen, die nur Unheil stifteten und Schmerz verursachten.
    Michael war schon seit Anbeginn der Zeit da, aber er hatte nie erklärt, woher die bösen Banshees gekommen waren. Er warnte nur diejenigen, die für ihn arbeiteten, dass sie niemals weitere von diesen Wesen schaffen sollten. Er weiß so viel, dachte sie. Er wusste alles über die Menschen und die Sterblichkeit.
    Banshees waren irisch, und ihre Rolle bestand darin, den Iren zu helfen, manchmal auch anderen. Doch zum größten Teil besaßen alle Völker ihre eigenen Wesen, die sie in den Tod begleiteten.
    Die alten Griechen hatten den Fluss Styx überquert.
    Die Nordländer wurden nach Walhalla gebracht.
    Und immer gab es auf dem Weg ins Unbekannte eine Begleitung. Sie machte die Reise zur freudigen Erfahrung oder auch, wenn das Böse im Spiel war, zu einem entsetzlichen Erlebnis.
    Eine neue Todesfee musste sehr sorgfältig ausgewählt werden, und immer war es Michaels Entscheidung. Die Banshees sollten die Sterbenden, die ein gutes Leben gehabt hatten, bei der Hand nehmen und in die andere Welt begleiten. Es mussten keine Heiligen sein, doch sie sollten ihren Mitmenschen immer mit der gleichen Freundlichkeit begegnet sein, die ihnen auch zuteilgeworden war. Die Kutsche, gezogen von den schwarzen geflügelten Rössern, war ausgesprochen irisch.
    Caers Aufgabe war immer auf einen ganz bestimmten Menschen gerichtet. Was aus anderen wurde, wusste sie nicht, und sie hatte auch keine Zeit, sich darum zu kümmern. Die Iren waren überall auf dieser Welt verstreut, und die Banshees hatten immer sehr viel zu tun.
    Der Tod war kein Unglück, wenn man alt wurde. Das war der natürliche Vorgang. Was junge Menschen betraf, so schien es nicht richtig, gegen die Natur, das große Ganze. Doch es geschah auch. Und wenn das passierte, wurde manchmal eine neue Todesfee geboren. Sie selbst war ein Opfer jahrhundertelanger Konflikte gewesen, eines Hasses, der so lange Zeit in den Herzen der Menschen angewachsen war. Getötet aus Liebe – sehr traurig, aber auch romantisch.
    Es hieß, dass eine Banshee, die gerade in menschlicher Form existierte, eine sterbende Seele darum bitten konnte, ihre Stelle für sie einzunehmen. Doch diese Seele musste es auch wert sein. Es gab keine größere Sünde, als jemandem, der grausam und böse war, zu erlauben, die Sterbenden zur anderen Welt mit den grünen Hügeln, der Jugend und der Schönheit zu begleiten.
    Caer hatte ihre Aufgabe immer geliebt. Für sie war es die letzte Freundlichkeit für jene, die ein gutes Leben geführt hatten. Sie war bei ihnen, um sie sanft zur anderen Welt zu führen, zu den saftigen Hügeln und alten Lieben, die ihre Gedanken bewohnten. Sie hatte Menschen erlebt, die ihre Reise mutig antraten und mit Ruhe zurückblickten. Aber es gab auch solche, die am Ende ihrer Tage einsehen mussten, dass die Dinge, für die sie eingetreten waren, die Kämpfe, die sie ausgefochten hatten, nicht alles gewesen waren. Und manche hatten erfahren, dass es niemals Gottes Billigung fand, in seinem Namen zu töten.
    Sie war die Begleiterin von Menschen gewesen, die ihr Leben für andere geopfert hatten. Und sie war froh, bei ihnen gewesen

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