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Sündenzeit

Sündenzeit

Titel: Sündenzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham , Constanze Suhr
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Zimmer gehen und sich umziehen. Auf dem Weg nach oben blieb er vor dem Sarg stehen. Wie merkwürdig, dachte er, dass man eine Leiche schön finden kann.
    Wenn das Lebenslicht verloschen war, ging normalerweise die Schönheit verloren. Leichenbestatter waren manchmal wahre Künstler, auch wenn sie den lebendigen Glanz der Augen nicht wiederherstellen konnten, die Ausstrahlung, die einen Menschen ausmachte.
    Doch bei Bridey war das anders. Sie sah aus, als würde sie lediglich schlafen, die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. Ihre Haut war fast glatt, die vielen Falten schienen verschwunden. Sie sah so winzig aus, wie sie es eben auch gewesen war. Und vor allem wirkte sie friedlich.
    Sie war schön.
    „Ruhe in Frieden, meine alte Freundin“, sagte er leise.
    Der Abend wurde lang. Es war der Abend der Trauer, und doch wurden es auch Stunden der fröhlichen Erinnerungen. Zach, Aidan und Jeremy waren froh, das miterleben zu können. Sie waren eine moralische Unterstützung für die Familie und im wahrsten Sinne des Wortes eine Stütze für die älteren Freunde Brideys, die sich an ihnen festhielten.
    Kat lächelte und lachte sogar manchmal, dann weinte sie wieder plötzlich.
    Clara blieb die meiste Zeit des Abends in einem Sessel neben dem Sarg sitzen, Tom an ihrer Seite, der ihre Hand hielt.
    Amanda war wieder die Dame des Hauses und behandelte Marni und Cal, die sich um sämtliche Vorbereitungen gekümmert hatten, wie ihre Dienerschaft.
    Sean schien oft in seine Gedanken vertieft, in Erinnerungen an früher, während er meist an Kats Seite saß.
    Caer hielt sich im Hintergrund. Doch Zach bemerkte, dass sie jeden sehr aufmerksam beobachtete.
    Der Priester hielt eine Rede, und alle hörten aufmerksam zu, denn schließlich hatte Bridey zu Lebzeiten viel auf seine Worte gegeben. Dann sagte Sean etwas über die Liebe zu seiner Tante. Wie ihre Zuneigung ihm geholfen hatte, in einer neuen Welt zurechtzukommen. Wie sie immer eine Verbindung zu seiner Vergangenheit blieb, die er so liebevoll in seinem Herzen bewahrte und die auch die ihre gewesen war.
    Dann schlug Zach vor, dass Kat eines ihrer wundervollen Trauerlieder singen sollte. Gitarren wurden hervorgeholt, und Zach landete am Piano.
    Aus einem Lied wurden zwei, dann drei. Und als die anderen Trauergäste einstimmten, wurde das Fest wirklich irisch. Als hätte sich die Atmosphäre gelichtet, begannen alle voller Liebe über Bridey zu reden und auch zu lachen. Bier und Whiskey flossen in Strömen, Essen wurde aufgetragen, und die Trauer machte der Freude an Erinnerungen Platz.
    Irgendwann blickte Zach kurz auf und begegnete Caers Blick. Sie wollte ihn anlächeln, ihn anflehen, ihr zu verzeihen.
    Sie zu lieben.
    Doch was sollte das nutzen?
    Er tat ebenfalls nichts dergleichen, stattdessen sagte er nur: „Komm her, Caer. Sing uns ein irisches Lied vor.“
    Sie schüttelte den Kopf. „Ich kann nicht singen, wirklich.“
    „Bestimmt kannst du das“, drängte er.
    „Komm schon, Mädchen!“, ermutigte Sean sie. „Alle Iren können singen – bis auf die Banshees natürlich“, fügte er lächelnd hinzu. „Es heißt ja, wenn sie summen, klingt es, als würde der Wind heulen oder ein Wolf den Mond anklagen.“
    Caer erstarrte. Dann lächelte sie schnell und sagte: „Glaubt mir, ich beschränke mich sehr gern darauf, zuzuhören. Selbst für einen Wolf wäre es eine Beleidigung, wenn sein Heulen mit meiner Gesangskunst verglichen würde.“
    Irgendwie war der Moment dann auch wieder vorbei.
    Sie sah zu Zach hinüber.
    Er betrachtete sie nachdenklich, dann wandte er sich wieder seinen Klaviertasten zu.
    Es herrschte ein solcher Lärm im Haus, dass niemand die Vögel hörte.
    Nicht bevor sich alle Gäste auf den Nachhauseweg gemacht hatten und sie zu schlafen versuchten.
    Da war es nicht mehr zu überhören. Die Kakofonie der Schreie und Krächzer, zusammen mit dem Heulen des Windes.
    Es klang wie ein Chor aus der Hölle oder aus einer düsteren Legende.
    Als würden alle irischen Todesfeen auf einmal singen.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

17. KAPITEL
    Bridey wurde am folgenden Nachmittag beerdigt. Es war ein wunderschöner Wintertag. Die Sonne schien, und es war wärmer geworden. Die Temperatur hatte um die acht Grad erreicht.
    Es wurde eine Messe zelebriert, so wie Bridey es sich gewünscht hätte. Am Grab stehend reichten die Trauergäste sich die Hände und sangen „Danny Boy“.
    Caer mochte die anderen Flynns

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