Sündenzeit
fahren.“
Sean sah sie fragend an. „Versuchst du mich zu beschäftigen?“
„Ja.“ Sie warf Caer ein Lächeln zu. „Ich hätte dich gern mal eine Weile für mich. Ist das so unangenehm?“
„Nein.“ Sean streckte den Arm über dem Kaffeetisch aus und drückte ihre Hand. „Ich werde sehr gern mit dir in die Stadt fahren.“
Zach kam ins Frühstückszimmer, das Haar noch feucht vom Duschen, mit einer Jeans und Pullover bekleidet. Seine Windjacke trug er unterm Arm.
„Was ist mit dir los?“, wollte Sean wissen.
Zach legte seine Jacke ab und ging zur Anrichte, um sich Kaffee einzugießen. „Ich habe mit Morrissey gesprochen.“
„Ja, er hat gerade angerufen“, sagte Kat. „Merkwürdig, was? Und ganz schön beängstigend.“ Sie erschauerte. „Ich hoffe, sie schnappen den Täter bald.“
„Morrissey und sein Team bleiben dran“, sagte Zach. „Ich habe mir überlegt, heute mit dem Boot rauszufahren. Ich möchte aufs Wasser, aber ich will nicht segeln, nur ein bisschen herumfahren.“
„Du meinst nicht, du musst den Cops über die Schulter schauen?“, witzelte Kat. „Ich glaube, du wirst weich.“
„Es gibt im Moment nichts für mich zu tun, was sie nicht auch können – aber eine Menge Arbeit für die Cops, die ich nicht erledigen kann. Sie werden die Fingerabdrücke untersuchen, Kreditkartenrechnungen überprüfen und so weiter. Sie sind jedenfalls dran. Caer, bist du bereit? Du kannst dir im Charterbüro einen wasserdichten Parka ausleihen.“
Gerade als sie aufbrechen wollten, kam Tom mit der Post herein.
„Rechnung, Rechnung, Rechnung, Brief für Sean vom Antiquitätenladen, Brief von Kats Webmaster, Weihnachtskarte, Weihnachtskarte, Weihnachtskarte … Brief für Caer Cavannaugh.“
„Was?“, sagte Caer erschrocken.
Er reichte ihr den Umschlag. Sie entdeckte Michaels Namen als Absender – nur seinen Vornamen. Die Adresse stammte vom Krankenhaus in Dublin.
Was zum Teufel wollte er nur von ihr? Das würde sie später herausfinden müssen, denn hier vor allen Leuten konnte sie den Brief nicht lesen.
„Ein Brief von zu Hause? Wie nett“, sagte Sean.
Sie nickte und schob den Umschlag in ihre Jeanstasche. „Ein Freund“, sagte sie kurz angebunden. „Ich nehme an, er vermisst mich.“
„Oho, ein Freund“, bemerkte Kat grinsend.
Caer versuchte zu lachen. Ihr war bewusst, dass alle sie anstarrten. „Nicht diese Art Freund. Nur ein Kollege aus dem Krankenhaus“, versicherte sie sofort.
„Freunde und Familie sind das Salz des Lebens“, bemerkte Sean ironisch.
„Okay, wir sind dann mal weg“, verkündete Zach ungeduldig. „Bis später, Leute.“
Er machte keine Bemerkung wegen des Briefes. Caer wusste, dass er immer noch seine Bedenken hegte, egal, wie nahe sie sich in den vergangenen Tagen auch gekommen waren.
Als er sie zur Tür hinausdrängte, fühlte es sich an, als würde der Brief in ihrer Tasche sich durch ihre Kleidung hindurch bis zu ihrer Haut durchschmoren wie ein schwelendes Feuer.
Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012
13. KAPITEL
„Was zum Teufel machen wir denn hier draußen?“, wollte Caer wissen, die neben Zach auf dem Beifahrersitz saß, während sie Richtung Kai fuhren. „Selbst ich hätte vermutet, dass du Untersuchungen wegen dieser Blaubeergeschichte anstellst.“
„Pfuscherei an Lebensmitteln ist ein Delikt, das überregional verfolgt wird“, erwiderte er. „Die Polizei und das FBI werden alles Notwendige in die Wege leiten. Obwohl ich zugeben muss, dass ich glaube, der Täter kommt aus Seans Haushalt.“
Caer schnappte nach Luft. „Was?“
„Betrachten wir die Sache mal von Anfang an: Eddie ist verschwunden und zweifellos tot. Sean wird krank, und zwar kurz nach seiner Ankunft in Irland. Es ist anzunehmen, dass die Ursache hier zu suchen ist. Sie haben ihn im Krankenhaus auf alle möglichen Bakterien und Viren untersucht, aber nie nach Spuren von Gift. Arsen zum Beispiel. Nicht so gewöhnliche Substanzen.“
„Du meinst, jemand hat ihm über einen Zeitraum Arsen verabreicht?“
„Vielleicht. Möglich ist es. Eventuell auch kein Gift, sondern was ganz anderes. Da gibt es zum Beispiel noch die Gyromitra.“
„Ich habe keine Ahnung, was das ist.“
Er lachte. „Gyromitra. Die Giftlorchel. Einige Vertreter dieser Pilzart verursachen erst nach vielen Stunden Beschwerden.“
„Wie zum Beispiel starke Magenschmerzen, Brechreiz und Durchfall?“
„Genau. Das würde erklären, warum die
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