Sündhafte Begierde der Verdammnis (Eine homoerotische Vampirserie) (German Edition)
Pendeluhr, die an der Wand zwischen den Kruzifixen hing.
Valentin sog tief die warme Luft des durch das Kaminfeuer angewärmten Raumes ein. Dann verabschiedete er sich höflich und verließ mit gemischten Gefühlen das kleine Holzhäuschen, um in die Dämmerung hinauszutreten.
***
Als Valentin vor dem Pfarrhaus ankam, war es bereits stockdunkel. Hastig brachte er das Geschenk von Rose-Ann Gardner ins Haus, bevor ihn sein Weg noch einmal über den Friedhof, auf dessen Gräbern die Kerzenlichter unheimlich im Wind flackerten, führte. Kurz vor dem Zubettgehen wollte er sich vergewissern, ob das schmiedeeiserne Eingangstor auf der anderen Seite des Friedhofs auch tatsächlich verschlossen war. Aus irgendeinem Grund mochte er es nicht, wenn es nachts so einladend offen stand. Auch sonst fühlte er sich nicht besonders wohl. Seit er die Bekanntschaft mit Bastian gemacht hatte, glaubte er sich auf dem Friedhof von Hunderten Augen beobachtet - toten Augen, was natürlich absoluter Schwachsinn war.
Valentin trieb sich, die Gedanken verdrängend, vorwärts. Als er endlich am zweiflügeligen Tor ankam, stand dieses, wie erwartet, sperrangelweit offen und krächzte im Wind, da es durch den Luftzug ständig auf- und zuwippte. Das Gefühl, von jemandem ausspioniert zu werden, verstärkte sich. Valentin blickte aufmerksam in alle Richtungen, konnte aber niemanden ausmachen. Mürrisch schloss er das Tor. Dann schritt er, ohne sich weiter um den Vorfall zu kümmern, auf dem unter sich knirschenden Kiesweg zwischen den Gräbern zum Pfarrhaus zurück.
Gerade, als er dabei war, die Haustür zu öffnen, ließ ihn ein plötzlicher Windhauch herumfahren. Valentin erschauderte. In der Dunkelheit um ihn schien sich eine Gestalt zu manifestieren. Sanfter Nebel schmiegte sich um seine Beine. Für einen Moment schloss Valentin die Augen. Langsam wurde er verrückt. Dann öffnete er sie wieder und schrak hoch. Viel zu dicht vor ihm stand plötzlich Bastian - so wunderschön und mit einer derartigen Ausstrahlung, dass Valentin sofort kräftiges Herzklopfen verspürte.
„Habe ich dich etwa erschreckt? Das war nicht meine Absicht“, hauchte Bastian sanft und mit einem Charme in der Stimme, der Valentin hilflos zu machen schien. Er hatte das Gefühl, nicht mehr richtig Herr seiner Sinne zu sein und schüttelte gedankenverloren den Kopf. „Nein, ich habe nur nicht mit ...“
„Mit meinem Besuch gerechnet?“, vollendete Bastian den Satz in einem rauen, sinnlichen Ton und schenkte Valentin einen verführerischen Blick, dass sich der ohnehin schon verlegene Priester fahrig mit der rechten Hand durch das blonde Haar strich.
„Was führt dich zu mir?“, brachte er dann doch etwas zögerlich über die Lippen.
„Ich wollte einfach nur ...“
„Gesellschaft?“, fragte Valentin und fiel nun Bastian unverhohlen ins Wort. Er versuchte sich einzureden, dass der schwarzhaarige Schöne nur deshalb hier aufgetaucht war, weil er in ihm einen Kameraden, einen Menschen zum Reden sah.
Valentin konnte das durchaus nachvollziehen. Ein Leben so ganz abgeschieden von dem ohnehin schon kleinen Dorf, dürfte einem ganz schön zu schaffen machen. Bastian musste einsam sein, anders konnte er es sich nicht vorstellen. Dennoch war er etwas verunsichert, da es ihm bis jetzt ein Rätsel war, ob Bastian etwas mit dem hässlich Vernarbten, der ihn entführt hatte, zu tun hatte. Soweit er sich erinnern konnte, hatte Bastian diesen in der Mühle als seinen Diener bezeichnet, was auch immer das zu bedeuten hatte.
„Ja, ich lege nun mal großen Wert auf nette Gesellschaft – vor allem, wenn man so allein und abgeschieden auf einem kleinen Berg mitten im Wald lebt ... Der Zwischenfall mit Reeper tut mir übrigens noch immer außerordentlich leid. Ich hoffe, du bist diesbezüglich nicht allzu nachtragend!?“ Er blickte Valentin mit einem intensiven Blick an, um dessen Gedanken zu erforschen, doch seltsamerweise gelang es ihm nur lückenhaft, in die Gedankengänge des attraktiven Geistlichen einzudringen.
„Ich bin Priester, und es gehört zu meinen Aufgaben, verzeihen zu können. Aber es war trotzdem nicht richtig, was dieser ... Reeper gemacht hat. Wer ist dieser seltsame Mann?“ Valentin wollte es vermeiden, sich von Bastian weiter so durchdringend anblicken zu lassen, da ihn dessen Augenaufschlag schier in den Wahnsinn trieb, und senkte irritiert den Kopf, indem er sich gleichzeitig räusperte. Dabei spürte er wieder das seltsame Kribbeln in seinem
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