Sündhafte Begierde der Verdammnis (Eine homoerotische Vampirserie) (German Edition)
denken.
Bastian nützte die Hilflosigkeit des Priesters schamlos aus, um erneut in dessen Gedankenwelt vorzudringen. „Und deine Familie?“
Valentin hob angespannt sein Kinn an. „Was soll mit meiner Familie sein? Was meinst du?“
„Haben sie es denn akzeptiert, dass ihr Sohn schwul und Priester ist?“
Valentins Augen weiteten sich merklich. Wieso stellte er ihm ausgerechnet diese Frage? Und woher wusste er, dass er gleichgeschlechtliche Neigungen besaß? Hatte er tatsächlich die Gabe, fremde Gedanken zu lesen, wie Rose-Ann es ihm prophezeit hatte?
Er musste zugeben, dass es ihm – seit er Bastian zu sich ins Haus gebeten hatte – nur sporadisch gelungen war, seine Gedanken zu verschließen. Doch konnte es das wirklich geben? Konnte ein Mensch eine derart außergewöhnliche Gabe besitzen?
Bastian reagierte sofort. „Auch ich habe schwere Zeiten hinter mir, was meine Andersartigkeit betrifft. Aber ich habe es überlebt und mich so akzeptiert, wie ich bin. Außerdem könnte ich mir heute gar nichts Schöneres mehr vorstellen, als schwul zu sein.“ Er grinste Valentin provokant an.
„Woher weißt du das alles über mich?“, fragte dieser und sah Bastian lange an. „Du bist wirklich ein äußerst seltsamer Mann. Vermutlich ist das einer der Gründe, warum die Menschen im Ort dich fürchten.“ Valentin versuchte, das eben Erlebte gelassen zu betrachten. Dabei kam der sich ständig in Geduld übende Priester in ihm zum Vorschein. Es tat gut, sich einmal in Gegenwart eines Mannes zu befinden, der ihn wegen seiner Homosexualität nicht verurteilte. Dennoch quälte ihn sein schlechtes Gewissen. Solche Gedanken hatten in seinem Leben als Geistlicher wahrlich nichts verloren!
„Ich habe eben meine ganz spezielle Art, mit der nicht jeder klarkommt“, erwiderte Bastian nachdenklich, während er Valentin tiefgründig musterte. Dabei spürte er erneut ein Signal in dessen Augen, die ihn willig ansahen. Für einen Moment überlegte Bastian, Valentin gefügig zu machen. Doch dann verwarf er den Gedanken wieder. Der blonde Engel sollte irgendwann freiwillig zu ihm kommen und ihn lieben.
Für den Augenblick einer Sekunde erstarrte Bastian vor diesem Einfall. Würde er jemals wieder lieben? Hatte er das soeben wirklich gedacht?
Mit einer fließenden Bewegung stand er auf und hätte dabei beinahe vergessen, dass er kein Mensch mehr war. Doch schnell hatte er sich wieder im Griff und schritt langsam auf Valentin zu. Als er vor diesem stehen blieb, wurde der betörende Geruch des Blutes so heftig, dass er mechanisch einen Schritt zurückwich, was Valentin erstaunt aufblicken ließ.
„Ist alles in Ordnung?“, fragte dieser etwas unbeholfen nach.
Bastian glaubte, aus Valentins Stimme so etwas wie Besorgnis herausgehört zu haben.
„Bastian?“, wiederholte Valentin.
Wortlos schloss Bastian die Augen und trat abermals näher, sodass sich ihre Münder fast berührten. Valentin fühlte sich so überrumpelt, dass er nur stumm dastand, als er plötzlich kalte Lippen auf den seinen spürte. Er wollte den Kuss von Bastian abwehren, zögerte jedoch für einen Moment, da er noch nie so ein wunderbares Gefühl erlebt hatte. Erst als ihm bewusst wurde, auf was er sich da soeben einließ, drückte er Bastian erschrocken von sich. „Bastian, wir dürfen das nicht!“, entfuhr es ihm in einem Rausch der Ernüchterung. Dabei schlug ihm das Herz bis zum Hals, und sein Körper bebte vor Verlangen. Doch er wusste, er durfte sich nicht verlieben.
Wieder las Bastian in den Gedanken des Pfarrers wie in einem offenen Buch. Sein Herz erwärmte sich sofort.
„Bastian, ich glaube, du gehst jetzt besser“, sagte Valentin in einem fast flehentlichen Ton. Dabei sah er sich wachsam um, da er dachte, soeben ein Geräusch hinter sich vernommen zu haben.
Angela!
„Herr Pfarrer, es tut mir leid, dass ich Sie um diese Zeit noch behelligen muss, aber ich ...“, schweigend blieb Angela in der Tür stehen. Ihr Gesicht sprach Bände. „Ich wusste nicht, dass Sie ... Besuch haben ...“, brachte sie nur stockend hervor und wollte sich soeben umdrehen und wieder gehen, als Bastian sich mit einem Kopfnicken stumm von Valentin verabschiedete und dazu ansetzte, den Raum zu verlassen. Als er an Angela vorbeikam, wich diese sofort erschrocken und mit einem mehr als bleichen Gesichtsausdruck vor ihm zurück und sah ihm beunruhigt hinterher, ob er auch tatsächlich das Haus verlassen würde. Doch Bastian drehte sich noch einmal zu ihr um und
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