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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Autoren: Yara Nacht
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herantrat, sah er zwischen den Herbstblättern und einer mit Moos überzogenen Wurzel eine rote, mittlerweile fast geronnene Flüssigkeit. Valentin bückte sich und fasste nach einem Blatt, um kurz daran zu schnüffeln. Geschockt ließ er es wieder los und sah zu, wie es langsam zu Boden flatterte.
    Blut! Vor ihm war alles voller Blut!
    Was war hier geschehen? Und wo war der junge Mann hingekommen?
    Sein Leichtsinn trieb ihn ein Stück tiefer in den Wald hinein. Der Wind wehte ihm um die Ohren und bohrte sich rücksichtslos durch die feuchten Kleider. Ein paar Äste streiften unsanft sein Gesicht. Langsam schritt er über Äste, Moos und Laubwerk, als aus heiterem Himmel erneut der geheimnisvolle Jüngling vor ihm auftauchte. Er stand wie eine Erscheinung zwischen zwei Tannen, blickte in seine Richtung und streckte gespenstisch beide Arme mit nach oben gerichteten Händen nach vorn. Wollte er ihm ein deutliches Stopp signalisieren?
    Beunruhigt blieb Valentin stehen. „Wer bist du? Was willst du mir sagen? Rede mit mir!“
    Der Fremde rückte stückchenweise näher an ihn heran, bewegte sich jedoch nicht. Es war so unheimlich, dass Valentin der Atem stockte. Er zweifelte wiederholt an seinem Verstand, wusste aber auch, dass es daran nichts zu rütteln gab. Das, was er gerade sah, geschah wirklich, auch wenn er es nicht glauben konnte. Mit einem Mal verschwand die Erscheinung wieder.
    „Was, verdammt, geht hier vor sich?“, murmelte Valentin in den Wald hinein. Er war außer sich. Unwillkürlich drehte er seinen Kopf und entdeckte dabei zufällig zwischen dichtem Geäst einen Berg von Totenschädeln. Es waren mindesten zwei Dutzend, und wie es schien, waren sie lieblos aufeinandergestapelt worden. Angewidert blickte er sie an, ehe er sein Augenmerk auf den sich dahinterliegenden Felsen richtete. Etwas Beunruhigendes ging davon aus.
    Entschlossen bewegte er sich auf den Berg zu. Ein Höhleneingang wurde sichtbar. Verblüfft hielt er inne. Zu beiden Seiten von diesem befand sich in einer Steinvertiefung jeweils ein Totenkopf, in dessen geöffnetem Kiefer eine schwarze Kerze mit einem roten Docht steckte. Mutig betrat er die Höhle und machte ein paar Schritte weiter hinein. Der Boden unter seinen Füßen fühlte sich weich an, da er von zentimeterhoher, dunkelbrauner Erde bedeckt war. Sie war wie ein Beet angelegt worden. Verwundert über diese Feststellung lief er vorsichtig weiter. Links und rechts kamen zerklüftete Mauernischen zum Vorschein, die durch einen kleinen Spalt zugängig waren. Interessiert zwängte er sich durch einen hindurch, bis er stoppte. Es war so dunkel, dass er sich nicht traute, weiterzugehen. Seine Augen gewöhnten sich jedoch allmählich an die Finsternis. Wie versteinert starrte er auf eine menschengroße Truhe. Dahinter standen weitere. Valentin überkam das blanke Grauen. Fluchtartig verließ er die Nische und drängte sich nach draußen zurück in den Höhlengang. Sein Herz klopfte ihm bis zum Hals. Wachsam warf er einen Blick an die unebene Felsendecke. Überall hingen dichte Spinnweben, die sich zu beiden Seiten verbanden. Dennoch schritt er noch ein paar Meter vorwärts, bis er freiwillig aufgab – weiter hinten war es stockdunkel.
    Auf Augenhöhe befanden sich weitere Nischen, in denen ebenfalls menschengroße Kisten lagerten. Die Vertiefungen schienen wie angegossen für die braunen, sargähnlichen Truhen zu sein. Für Sekunden blieb er stehen. Dann hörte er ein knarrendes Geräusch, als hätte jemand einen Deckel hochgestemmt. Hastig drehte er sich um, verließ die Höhle im Eiltempo und lief zum hinteren Teil des Schlosses zurück. Dort entdeckte er entlang der Mauer eine Luke im Boden. Sie ähnelte der, welche er im Verlies gesehen hatte. Angespannt wischte er mit seinem rechten Fuß das Laub weg. Zum Vorschein kam ein alter Griff aus Messing. Er bückte sich und zog kräftig daran. Aber er musste innehalten, da sein Rücken die enorme Kraftanstrengung nicht mitmachte. Endlich, nach mehreren Minuten, gelang es ihm, die Abdeckung ein Stück hochzuheben. Mit einem Stein fixierte er den Deckel notdürftig und gerade so weit, um hindurchschlüpfen zu können. Er hoffte, der massive Brocken würde dem Gewicht standhalten. Als er sich hinunterbeugte, um in das Loch zu schauen, realisierte er, dass er sich ungefähr zehn Meter über einem Abgrund befand.
    „Mist!“, fluchte er laut. Dennoch wollte er nicht klein beigeben. Schließlich war da eine Öffnung und dementsprechend musste
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