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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yara Nacht
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waten. Das, was er gestern unter der Oberfläche gesehen hatte, ließ ihm keine Ruhe.
    Nach den ersten Schritten umspielte das Novemberwasser frostartig seine Beine. Seine Blessuren an den Füßen, die er zuvor fast nicht mehr gespürt hatte, brannten nun heftig.
    Valentins Zähne klapperten vor Kälte, aber er hatte ein komisches Gefühl, was diesen See betraf. Überhaupt hielt er Mortem Castle mittlerweile für ein großes Grab. Dass Bastian diesen Ort kannte, gefiel ihm noch weniger. Als er bis zu den Oberschenkeln im Wasser stand, konnte er die Grabsteine erkennen, die ihn einen Tag zuvor so erschreckt hatten. Er erinnerte sich nur ungern an das Erlebte. Unter Wasser hatten sie etwas Verabscheuendes an sich gehabt, etwas, was er zuvor noch nie beim Anblick von Gräbern verspürt hatte. Und das beunruhigte ihn.
    Der Algenschlamm unter seinen Füßen fühlte sich weich, aber auch dornig an. Er war sich sicher, sich die eine oder andere Stachel einzustechen. Aber das zählte jetzt nicht.
    Ein eiskalter Wind zog plötzlich auf, und die Oberfläche des Sees begann unruhig zu werden. Leichte Wellen bildeten sich darauf, die immer heftiger wurden. Die Wipfel des nahe liegenden Waldes bewegten sich hin und her. Direkt vor ihm bildete sich dichter Nebel. Dunstschwaden wickelten sich um seinen Körper und schlängelten sich unregelmäßig an der Oberfläche des Sees dahin. Trotzdem watete er weiter, bis er bis zum Nabel darin stand. Eines der Gräber lag nun in direkter Sichtweite vor ihm. Es war zum Greifen nahe. Langsam legte sich auch hier leichter Dampf über das Wasser, dennoch konnte Valentin die Grabstätte noch erkennen. Aber etwas stimmte nicht damit. Vor dem Grabstein lag im Seegrund verankert ein Sarkophag. Die Steinbedeckung darauf schien sich zu bewegen. Angestrengt blickte er hinein. Doch der Schein trog ihn nicht. Der feste Deckel setzte sich erneut in Bewegung, auch wenn er sich nach wie vor einredete, sich zu täuschen. Sein Blick ruhte fest auf dem Grab. Sekunden später schob sich die Abdeckung zur Seite. Geruhsam wanderte sie neben dem Steinsarg auf den Seegrund, auf dem ein grünlich überwachsener Engel lag. Aufgrund der dadurch ausgelösten Schwingung wippte dieser sanft hin und her.
    Valentins Verstand setzte komplett aus, als er in das Wasser hineinstarrte. Vor ihm im Sarg lag ein Mann. Es schien, als würde er schlafen. Doch seine Kleidung war durch das Wasser nicht etwa aufgeweicht, wie es für gewöhnlich der Fall sein sollte. Stattdessen war er altertümlich gekleidet und trug eine weiße Perücke aus der Barockzeit. Er zeigte keinerlei Verwesungsanzeichen.
    Valentin stockte der Atem. Auch wenn er dachte, zu halluzinieren, der Mensch befand sich auch bei erneutem Hinsehen in dem Sarg. Als sich neben diesem langsam die nächste Abdeckung hob und sich auf den Grund absenkte, drehte er sich blitzartig um und verließ eilig den See. Rasch zog er seine Schuhe an. Rings um ihn herum war es dunkler geworden. Aus irgendeinem Bauchgefühl heraus wusste er, dass er schnellstens von hier verschwinden musste.

 
    A ngela Thorsten stand aufgeregt in der Küche im Pfarrhaus und fuhr sich mindestens das sechste Mal über die Stirn. Ihre Nerven lagen blank. Der Grund dafür war Rose-Ann Gardner. Die alte Frau rief im Minutentakt an, um sich nach Pfarrer Burger zu erkundigen. Doch sie konnte ihr immer wieder nur sagen, dass der Priester nicht anwesend war.
    „Die Frau macht mir Angst, Herr Brenner“, murmelte Angela nervös vor sich hin.
    Carsten Brenner drehte sich zu ihr und klappte angespannt den blauen Ordner zu, den er vor sich auf dem Tisch liegen hatte. „Wieso denn?“
    Angela atmete hastig aus. „Ständig faselt sie etwas vom Bösen. Als ob wir das nicht alle wüssten ...“
    Brenner nickte unbeeindruckt. Thorstens Angst interessierte ihn nicht im Geringsten. Sein Interesse galt vielmehr Valentin Burger. Er hatte noch viel vor mit dem jungen Priester. Dinge, die dieser sich in seinen schlimmsten Albträumen nicht ausmalen würde.
    „Warum ist Burger heute eigentlich nicht zum Kirchendienst erschienen?“, erkundigte er sich misstrauisch.
    Angela hob unwissend ihre Schultern. „Ich habe nicht die geringste Ahnung.“
    „Kommt das öfter vor, dass er einfach macht, was er will?“
    Sie schüttelte den Kopf. „Nein, überhaupt nicht. Im Prinzip kenne ich ihn nur als sehr pflichtbewussten Menschen. Deshalb wundert es mich ja auch ... Es wird ihm doch nichts passiert sein?“ Fragend sah sie ihn

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