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Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Sündhafte Begierde der Verdammnis II

Titel: Sündhafte Begierde der Verdammnis II
Autoren: Yara Nacht
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man auch hinuntergelangen. Aus welchem anderen Grund sollte diese Luke gemacht worden sein?
    Valentin kniete sich hin und erforschte mit seiner rechten Hand den inneren Rand des Loches, indem er ihn abtastete. Und siehe da, nach wenigen Sekunden spürte er einen kleinen Knopf. Vorsichtig betätigte er ihn und löste damit einen Mechanismus aus. Eine schmale Leiter klappte nach unten.
    „Na also!“, freute er sich, auch wenn ihn ein mulmiges Gefühl überkam. Das Blut und all die anderen unheimlichen Dinge im Wald fielen ihm wieder ein, er verdrängte die Gedanken aber schnell. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Leiter. Langsam stieg er hinunter, ehe er auf einem erdigen Boden zu stehen kam. Er begriff, dass sein Vorhaben ohne Licht zum Scheitern verurteilt war. Vielleicht war es auch zu gefährlich. Dennoch packte ihn die Abenteuerlust. Neben ihm an den Wänden hingen nicht entflammte Fackeln. Er erkannte einen länglichen Gang. Valentin warf einen letzten Blick nach oben, um sicherzugehen, dass die Luke nicht zuschnappte und er damit in der Falle saß. Das war im Moment seine größte Angst. Nur ungern wagte er sich voran. In dem Augenblick, als er die erste Fackel passierte, fing diese hell – wie von Geisterhand entzündet – zu brennen an. Und auch die restlichen Fackeln gingen nach und nach an, nachdem er an ihnen vorbeigekommen war. Es wurde immer geheimnisvoller. Er hatte die Hosen gestrichen voll. Dennoch nahm er all seinen Mut zusammen und schritt weiter – nur, um Rose-Anns willen und um dieser zu beweisen, dass sie unrecht hatte.
    Am Ende des Ganges angekommen, gelangte er vor eine massive Eisentür, auf der in beschmutzten Buchstaben das Wort „carcer“ – Kerker – stand.
    Valentin holte tief Luft. Vermutlich hatte man hier vor Jahrhunderten Menschen einer grausamen Foltertortur unterzogen. Neugierig drückte er die große Klinke hinunter. Sie war unverschlossen, ließ sich durch ihr Gewicht aber nur schwer öffnen. Kraftvoll schob er sie weit genug auf, um hindurchzuschlüpfen.
    Auch hier entzündeten sich plötzlich Fackeln von selbst, die in eisernen Halterungen an den Wänden angebracht worden waren. Doch was er zu sehen bekam, gefiel ihm ganz und gar nicht. Sofort machte sich ein beklemmendes Gefühl in ihm breit. Er war in einer Folterkammer. Vor ihm an der feuchten Mauer befand sich ein Hexenstuhl – eine Bank mit messerscharfen Sitzhölzern. Die armen Seelen, die darauf gesessen hatten, waren derart gefesselt gewesen, dass sie ihrem Schicksal nicht entrinnen konnten. Er schluckte trocken und ging langsam weiter. Gleich daneben befand sich das nächste grausame Folterwerkzeug: der sogenannte Bock – ein scharf zugeschnittener Keil, auf dem man die beschuldigten Männer und Frauen zur Zeit der Hexenverbrennung nackt hinaufsetzte. Durch ihr Körpergewicht schnitt das Gerät tief in den Damm und in die Scham ein.
    Valentin überkam das pure Grauen. Wo war er hier bloß gelandet? Wie alt war das Schloss?
    Diese Folterinstrumente waren nicht etwa naturgetreue Nachahmungen von damals. Die Geräte mussten aus der echten Zeit der Hexenverfolgung stammen.
    Noch weitere grausame Tortur-Werkzeuge befanden sich in dem Raum. Das Gefühl, das ihn augenblicklich heimsuchte, war so bedrückend, dass er am liebsten sofort hinausgelaufen wäre. Es war ein Ort des Leids und Schreckens, das spürte er deutlich. Doch was hatte der junge Mann ihm sagen wollen? War es die Folterkammer? War es tatsächlich eine Geistererscheinung gewesen?
    Valentin war vollkommen durcheinander und gleichzeitig ganz klar im Kopf. Was sollte er davon halten?
    Im selben Moment entdeckte er ein Skelett, das gekrümmt in einer Ecke lag. Nur der Kopf fehlte. Valentin atmete lange aus. Er empfand tiefes Mitgefühl für die zu Tode gefolterten Seelen und machte mit der Hand ein Kreuzzeichen in die Luft. Dann wandte er sich um und ging zur Tür. Dieser Ort machte ihn krank. Eilig lief er hinaus, kletterte kurz darauf wieder die Leiter nach oben und flüchtete sich ins Freie.
    Auch wenn er bis zu diesem Zeitpunkt noch nichts Gutes auf Mortem hatte finden können, hatte er vor, den See noch einmal zu inspizieren. Lediglich die immer stärker hereinbrechende Dämmerung war es, die ihm dabei einen Strich durch die Rechnung machen konnte.
    Langsam marschierte er zum Ufer und zog seine Schuhe aus. Es war saukalt, er fror gewaltig und seine Soutane war nach wie vor feucht. Dennoch nahm er sich vor, ein Stück ins kalte Wasser hinein zu
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