Sündhafte Begierde der Verdammnis II
besuchen käme. Diese einmalige Gelegenheit durfte sie sich einfach nicht entgehen lassen.
Minuten später ging sie mit den Putzutensilien weiter in Valentins Schlafzimmer. Sofort stach ihr die Kleidung ins Auge, die fein säuberlich über einen Stuhl gehängt worden war. Neugierig sah sie sich im Raum um. Der junge Priester war bei einem Hausbesuch, es verblieb ihr also noch etwas Zeit, ehe er zurückkommen würde. Ihre Unbeherrschtheit trieb sie zum Nachtschrank. Mit Vorsicht öffnete sie die Lade und entdeckte einen Briefumschlag. Für einen Moment zögerte sie in dem Wissen, dass es falsch war, was sie hier tat. Dennoch nahm sie ihn an sich und holte den Inhalt aus dem Kuvert heraus. Es waren ein Brief und ein Ticket. Wissbegierig setzte sie sich auf das Bett und überlegte. Erst dann las sie die zwei Zeilen der Nachricht und schüttelte sogleich den Kopf.
„So ein Früchtchen! Und ich hatte schon die leise Hoffnung, er würde wieder zur Vernunft kommen“, sprach sie, steckte wieder alles sorgfältig in den Umschlag zurück und stand auf, um das Schlafzimmer schnellstens zu verlassen.
***
Angela wusste, dass ihr Mann, was das Verbreiten von Neuigkeiten betraf, nicht gerade vertrauenswürdig war, dennoch konnte sie das neu gelüftete Geheimnis nicht für sich behalten. Um ihr Gewissen wenigstens etwas zu erleichtern, befahl sie ihm, Stillschweigen zu bewahren. Denn dadurch, so dachte sie, würde sie sich wenigstens nicht ganz so schuldig fühlen.
Sie war gerade dabei, das Bücherregal im Wohnzimmer ihres Hauses abzustauben, als sie im Rauchfang ein Scharren hörte. Verunsichert drehte sie sich um und ging zum Kamin. Es brannte kein Feuer darin, deshalb wunderte sie sich, woher die Geräusche kamen. Vorsichtig bückte sie sich, um in den breiten Luftschacht zu spähen. Als sie sich vorbeugte und ihren Kopf nach oben streckte, schrie sie sofort vor Entsetzen laut auf. Sie taumelte ein Stück zurück und ließ sich geschockt auf die Couch fallen. Sekunden später sprang sie wieder hoch und lief, wie von einer Tarantel gestochen, ein weiteres Mal zum Kamin. Mit zitterigen Händen begann sie aus dem Reflex heraus Feuer zu machen. Ein fluchtartiges Kratzen war kurz darauf aus dem Schacht zu vernehmen, dem ein dumpfes Jaulen folgte. Angela legte noch schnell zwei Holzscheite in die Flammen, ehe sie sich umdrehte und sich erneut auf die Couch fallen ließ.
„Was ist denn mit dir los?“, riss sie wie aus dem Nichts eine männliche Stimme aus ihren beängstigenden Gedanken. Es war Lars, der plötzlich neben ihr aufgetaucht war. Leichter Rauch, der aus dem Kamin austrat, hatte sich im Raum gebildet.
Fassungslos starrte sie ihn an. „Da war eben ... jemand ... im Kamin“, murmelte sie völlig durcheinander.
Langsam kam Lars näher und blickte auf sie hinab. „Hallo, Mama!“ Er war mit den hysterischen Anfällen seiner Mutter bestens vertraut, sodass ihn ihre Reaktion auf sein Kommen eigentlich gar nicht mehr wunderte. „Im Kamin kann niemand sein. Das muss dir doch der Verstand sagen. Du bist überarbeitet! “ Der Geruch ihres Bluts stieg ihm in die Nase, und er war froh, sich zuvor an einem Opfer gesättigt zu haben. Sonst hätte er womöglich ein Horrorszenario im Haus seiner eigenen Familie angerichtet.
Angela war kreidebleich im Gesicht. „Ich ... Kann sein“, sprudelte es dann perplex aus ihr heraus. Insgeheim war sie sich jedoch sehr wohl im Klaren, was sie im Luftschacht gesehen hatte, und nahm sich vor, das Erlebnis so schnell wie möglich Carsten Brenner zu melden. Auch wenn sie es sich vor ihrem Sohn nicht anmerken ließ, saß ihr die Angst tief im Nacken. Abgekämpft strich sie sich über die Stirn, ehe sie sagte: „Schön, dass du dich wieder mal zu Hause blicken lässt“, um ihn gleich darauf mit Vorwürfen zu überschütten. „Wo zum Teufel hast du dich die ganze Zeit herumgetrieben?“
Eine unangenehme Stille machte sich bemerkbar. Als Lars nichts erwiderte, durchbrach Angela kurzerhand das Schweigen. „Du treibst dich doch nicht immer noch mit diesem fremden Mann herum?“
Lars betrachtete sie konsterniert. „Du kapierst es einfach nicht, oder? Mama, ich stehe auf Männer. Ich bin schwuuul!“, entgegnete er zynisch.
Angela stand auf und schritt nervös vor dem Kamin auf und ab. „Schwul – wenn ich dieses abscheuliche Wort schon höre! Das ist eine Phase, die dir dieser – was immer er auch ist – in den Kopf gesetzt hat.“ Sie machte eine kurze Pause und blieb
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