Sündhafte Begierde der Verdammnis II
stehen, um ihm nun geradewegs in die Augen zu sehen. „Du musst wieder normal werden, Junge. Die Leute reden schon hinter unserem Rücken … Und erst dein Vater! Was glaubst du, was der sich alles anhören muss?“
„Du willst es einfach nicht kapieren – ich bin normal, verdammt noch mal!“, schrie Lars sauer.
„Das weiß ich doch, es geht nur um diese vorübergehende Neigung, die dir der Mann, mit dem du dich herumtreibst, in den Kopf gesetzt hat. Sie muss weg. Dann ist alles wieder in Ordnung. Lars, ich weiß doch, dass du keine Erfahrungen mit Mädchen hast. Da ist das doch normal, wenn du verwirrt bist. Du kennst nur diesen Mann, verstehst du?“, versuchte sie es weiter.
Lars verdrehte genervt die Augen. „Wie blöd bist du eigentlich? Verstehst du nicht, dass ich ein Homo bin?“
Angela räusperte sich beschämt. „Nicht so laut!“ Sie hatte Angst, die Nachbarn könnten etwas von ihrer Auseinandersetzung mitbekommen. Wütend stampfte sie mit einem Fuß auf den Boden. Dabei gestikulierte sie mit ihren Händen wild in der Luft herum. „Homo, Homo! Mein Sohn ist kein Homo!“
„Dann bin ich eben nicht länger dein Sohn!“, antwortete er und sah sie abwartend an.
Entsetzt starrte sie auf ihn. „Sag so etwas nicht!“ Ihre Stimme wurde beinahe schrill. „Lars, versteh doch endlich, der Mann hat dich verführt. Du bist erst zweiundzwanzig – hast noch dein ganzes Leben vor dir. Diesem Perversen geht es doch nur um das eine!“
Lars’ Augen weiteten sich. „Meinst du Sex? Warum sprichst du das Wort nicht offen aus? Und nein, Mama, Tamber – so heißt der Mann – hat mich nicht verführt. Außerdem sind wir weder pervers noch sonst irgendwie unnormal. Warum glaubst du, dass es bei uns Schwulen nur um Sex geht? Geht es bei euch Heten doch auch nicht, oder? Es geht um Liebe und Zuneigung – jedenfalls bei den meisten.“
„Aber ich finde es nicht normal. Ich kann das nicht akzeptieren. Was glaubst du, wie schwer ich es habe, wenn ich einkaufen gehe? Die Leute tuscheln mit vorgehaltener Hand über mich.“
Jetzt reichte es Lars endgültig. „Ach, darum geht es also! Du bist wie immer die Arme, die im Mittelpunkt steht, nicht wahr? Wie es mir geht, interessiert dich in Wahrheit gar nicht.“
„Das stimmt doch überhaupt nicht. Aber es ist doch so ...“
„Mama, wenn du so denkst, kann ich dir echt nicht mehr helfen.“
Völlig unerwartet ging die Tür zum Wohnzimmer auf und Robert Thorsten betrat den Raum. Zornig blickte er seinen Sohn an. „Ach, der Herr Taugenichts ist auch wieder da. Brauchst du etwa Geld?“
„Neiiin!“ Lars zog seine Stimme am Wortende bewusst einen Ton höher. „Übrigens – ich freue mich auch, dich zu sehen“, verspottete er seinen Vater, der diesen Satz einfach überging.
„Wie sprichst du denn mit deiner Mutter? Ich habe zugehört, über was ihr diskutiert habt.“
„Na dann ist’s ja gut!“, konterte Lars und warf seiner Mutter einen vielsagenden Blick zu.
Verlegen sah sie zu Boden, ehe sie ihren Kopf wieder anhob. „Robert, er meinte es doch nicht so“, versuchte sie Lars nun zu verteidigen.
„Doch, doch, Angie, er meinte jedes Wort genau so!“ Robert Thorsten trat einen Schritt näher an seinen Sohn heran und schaute ihm tief in die Augen. Er blickte ihn drohend an. „Solange du die Füße unter meinen Tisch stellst und dich in meinem Haus aufhältst, wirst du tun, was ich dir sage. Und das Erste, was du zu befolgen hast, ist, dass du diesen Mann nicht mehr sehen wirst. Such dir lieber endlich ein Mädchen, sonst bist du nicht länger mein Sohn!“
Lars schnaubte vor Wut. „Gut, dann bin ich eben nicht länger dein Sohn! Ich hole nur noch schnell meine Sachen.“ Er hatte Mühe seinen Groll im Zaum zu halten. Dennoch gelang es ihm nicht ganz. Seine Augen begannen zu funkeln, was seinen Vater vor Schreck einen Schritt zurückweichen ließ.
Angela stieß einen verzweifelten Schrei aus. „Nein, nicht! Du darfst nicht gehen, Lars!“ Sie versuchte ihn am Ärmel zurückzuhalten. Doch vergebens. Mit einem kräftigen Ruck, der ihr Angst einflößte, entriss Lars ihr seinen Arm und lief aus dem Wohnzimmer. Er nahm gleich zwei Stufen auf einmal nach oben und rannte in sein Zimmer. Dort sperrte er die Tür hinter sich ab und packte eilig die wichtigsten Sachen in eine kleine Reisetasche. Nach einem letzten Blick, den er seinem ehemaligen Jugendzimmer schenkte, ging er zum Fenster, öffnete es, schwebte hinaus und zwischen den Baumwipfeln davon
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