Sündhafte Begierde der Verdammnis II
es ihm auch gelegen. Vermutlich hielt er sich wieder im Raum unter der Leichenkammer auf.
Ein Schaudern überkam ihn. Dennoch blieb ihm keine Zeit mehr, darüber nachzudenken. Er verschloss die Tür und ließ das Pfarrhaus mit raschen Schritten hinter sich. Hoffentlich schaffte er es noch rechtzeitig zum vereinbarten Zeitpunkt. Alles andere schaltete er einfach aus und verdrängte es.
Der Waldweg war kaum ersichtlich, da es geschneit hatte. So hatte er alle Mühe, bergauf durch den Schnee zu stapfen. Es fühlte sich sonderbar an, abends durch den Wald zu laufen, nach allem, was er auf Mortem erlebt hatte. Hastig und mit schnellem Atem stieg er zur Mühle hoch. Erleichterung machte sich in ihm breit, als er endlich vor der wuchtigen Holztür stand. Ungeduldig klopfte er sich den Schnee von den Schuhen, dann drückte er den Türgriff nach unten. Er fröstelte am ganzen Körper, sodass er froh war, dass nicht abgeschlossen war und er einfach hineingehen konnte.
Kaum hatte er das Mühlenhaus betreten, stieg ihm ein sonderbarer Geruch in die Nase. Es roch nach Erde, Holz und nach … Gruft. Verwundert über diese Feststellung schweifte sein Blick zum Kamin, in dem das Feuer wie schon bei seinem letzten Besuch angenehm knisternd vor sich hin loderte. Das gusseiserne Bett sah unbenutzt aus.
Valentin schlich langsam durch den hohen Torbogen in das kleine Nebenzimmer. Als er die Treppe in den Keller nehmen wollte, kam ihm Bastian auch schon von unten entgegen und umarmte ihn stürmisch. Ein leidenschaftlicher Kuss folgte.
Bastian drückte sanft die Stirn an die seines Partners. „Ich wusste, dass du kommen würdest“, sprach er leise, ehe er einen Schritt zurückmachte und Valentin von oben bis unten musterte. Er zog ihn mit den Augen fast aus. „Du siehst verdammt gut aus.“
„Du ebenfalls.“ Valentin gefiel das Kompliment und gab es gerne zurück.
„Das Haarwachs in deinen Haaren – es steht dir. Und erst die Kleidung! Woher hast du die? Als ich das letzte Mal bei dir war, hattest du solche Klamotten nicht in deinem Kleiderschrank.“
„Einer deiner WG-Bewohner, Lars, hat sie mir vorbeigebracht. Die Anziehsachen sind also nur geliehen.“
„Lars?“ Bastian stutzte kurz. Für den Moment kehrte Stille ein. Er überlegte angestrengt, bevor er übergangslos weiterredete. „Wir müssen uns beeilen, damit das Konzert nicht ohne uns anfängt.“
Valentin nickte lächelnd und versuchte sich zu freuen, als Bastian ihn an der Hand hinter sich herzog und sie gemeinsam die Mühle verließen.
„Wo gehen wir hin?“, fragte er. An der Rückseite des Häuschens blieben sie kurz stehen.
„Wir nehmen am besten diesen Weg hier. Er führt ebenfalls ins Tal hinab. Dort wartet auf einem Parkplatz ein Fahrzeug auf uns ... Sei mir bitte nicht böse, wenn ich dränge, aber zum Reden haben wir nachher noch genug Zeit. Langsam müssen wir wirklich los.“
Valentin nickte abermals. Hastig wateten sie im Schneegestöber nach unten, wobei sich Valentin nicht nur einmal fragte, weshalb Bastian beinahe leichtfüßig vor ihm durch die weiße Pracht stapfte.
Auf einem völlig vom Dorf abgeschotteten Parkplatz blieben sie schließlich stehen und stiegen in ein schwarzes Taxi, das einen abschreckenden Eindruck hinterließ. Beklemmung machte sich in Valentin breit. Das änderte sich auch nicht, als er sich neben Bastian auf der Rückbank des Wagens befand.
„Hast du was?“, bemerkte dieser gelassen. Ihm war nicht entgangen, dass Valentin ruhiger als sonst war. Natürlich wusste er, woran es lag – er hatte sich in dessen Gedanken eingeschlichen –, aber er wollte, dass Valentin es aussprach.
„Die Farbe erinnert mich an den Leichenwagen, der mir auf Mortem folgte“, begann er zu reden.
Bastian sah ihn auffordernd an. Seine Antwort wirkte besonnen. „Ja?“
Valentin bejahte und griff nach dessen Hand. Wortlos verschlangen sich seine Finger mit Bastians und er berührte ihn liebevoll.
Doch Bastian löste sich wieder und schlang beschützend den Arm um ihn. „Hast du überhaupt schon mal ein Konzert oder einen Club besucht?“, wechselte er geschwind das Thema.
Valentin seufzte beschämt. „Nein, weil ich vermutlich in allem ein Spätzünder bin.“
Diese Aussage kostete selbst Bastian ein beherztes Grinsen. „Dann geht heute Nacht erst recht die Post ab! Du wirst sehen, wir werden jede Menge Spaß haben.“
„Ja, bestimmt.“ Valentins Mundwinkel gingen nach oben, und er genoss die Zweisamkeit und jede Sekunde der
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