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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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vollkommen vergessen hatte.
    Er stand auf, drehte langsam eine Runde durch den Raum und pausierte dabei immer wieder, um sich etwas genauer anzusehen: ein gerahmtes Foto von ihr und Paul, drei alte französische Bücher, eine Vase mit getrockneten grünen Hortensien. Schließlich blieb er mit dem Rücken zu ihr stehen und betrachtete eindringlich ein Bild an der Wand, die Hände in die Hüften gestützt und in derselben Pose, in der er das Gemälde im Salon ihrer Galerie studiert hatte.
    »Gefällt dir das besser als der fette Mann?«
    Er drehte sich zu ihr um und lächelte schief. »Eindeutig.«
    Sie sahen sich lange an. Vielleicht musste er, genau wie sie, an die Feindseligkeiten denken, die sie sich damals an den Kopf geworfen hatten, und an den Grund dafür. Schließlich fragte sie: »Was hältst du von meiner Hypothese? Bin ich übergeschnappt?«
    »Nein.«
    »Lese ich zu viel in das Drehbuch hinein? Das übrigens auf einem Roman beruht. Glaubst du, ich biege mir den Plot zurecht?«
    Er setzte sich auf eine Ottomane, die näher am Fernseher stand, und schaute angestrengt auf das Schwarz-Weiß-Bild. »Dieser Typ will, dass sein Vater umgebracht wird, damit er früher an sein Erbe kommt.«
    »In Creightons Fall war es sein Onkel Paul. Aber genau wie in dem Film haben sich die beiden nie vertragen.«
    »Der Millionär lernt den Tennisspieler im Zug kennen und bietet ihm bei einem gemeinsamen Mittagessen im Speisewagen ganz beiläufig an, dessen Frau umzubringen.«
    »Weil sie eine Schlampe ist. Sie trägt ein Baby im Bauch, das der Tennisspieler für das eines anderen Mannes hält. Außerdem ist er bis über beide Ohren in eine andere Frau verliebt. Er will um jeden Preis die Scheidung, aber seine Frau sträubt sich dagegen. Weil er der Held des Films ist, wünscht er ihr eigentlich nicht den Tod.«
    »Der Millionär lässt sich davon nicht beirren. Ohne dass der Tennisspieler sein Einverständnis gegeben hätte, bringt er die Frau um.«
    »Das Publikum beobachtet den Mord im Spiegel ihrer Brillengläser.«
    »Ein genialer Regieeinfall.«
    »Weil man dabei kaum zuschauen kann.«
    Derek erzählte den Plot des Films weiter. »Nachdem der Millionär seinen Part erledigt und die störende Ehefrau beseitigt hat, ist der Tennisspieler an der Reihe, den Gefallen zu erwidern. Der Psychopath erwartet, dass er seinen Vater tötet. Der Tennisspieler weigert sich aber.«
    »Ihm war nicht klar, dass es der durchgedrehte Millionär ernst gemeint hatte, als er im Zug diesen Handel vorschlug. Der Tennisprofi dachte, sie hätten das Ganze nur hypothetisch erörtert. Hör zu, ich will jemanden aus dem Weg haben, du willst jemanden aus dem Weg haben. Warum tauschen wir die Morde nicht einfach? Fremde, die einen Fremden töten. Ohne jede Verbindung. Niemand würde Verdacht schöpfen.«
    Derek runzelte die Stirn. »Falls dieser Billy Duke tatsächlich den Fahrstuhl überfallen und Paul in Creightons Auftrag umgebracht hat, müsste demzufolge auch Creighton jemanden für ihn getötet haben?«
    »Falls er dem Drehbuch des Films folgt, könnte man davon ausgehen. Natürlich weiß ich das nicht mit Sicherheit.«
    »Nehmen wir einmal rein theoretisch an, du hättest recht. Creighton hat also bekommen, was er wollte. Paul gibt es nicht mehr, und niemand kann Creighton etwas nachweisen. Außer…« Er sah Julie an. »Billy Duke. An seiner Stelle würde ich mich vor Creighton in Acht nehmen.«
    »Vor allem jetzt, da sein Bild im Fernsehen ausgestrahlt wurde.«
    »Das muss Creighton nervös machen. Wenn er Billy Duke loswerden kann, bevor die Polizei ihn aufspürt…«
    »Dann wird Creighton nie dafür bestraft, dass er den Mord an Paul ausgeheckt hat«, schloss sie leise. »Ich befürchte nur, dass Billy Duke längst tot ist und alles, was die beiden in Verbindung bringen könnte, vernichtet wurde. Ich habe Angst, dass Creighton schon nichts mehr nachzuweisen ist.«
    Derek stand von der Ottomane auf, durchquerte den Raum und blieb genau vor ihr stehen. »Hast du Sanford und Kimball von deiner Theorie erzählt?«
    »Nein.«
    »Warum dann mir? Und warum ausgerechnet jetzt?«
    »Beide Fragen kann ich dir mit einem einzigen Wort beantworten: Maggie. Du hast selbst erfahren, wie grausam Creighton sein kann. Ich habe dir seit Tagen klarzumachen versucht, dass er kein Gewissen hat. Jetzt hast du es am eigenen Leib erlebt.«
    Er sah sie nachdenklich an. »Eigentlich habe ich reichlich Übung darin, unter Bergen von Ausflüchten und dreisten Lügen die

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