Sündige Gier
erinnerte. Erst vorhin hatte sie die Begegnung wieder einmal in allen atemberaubenden Details durchlebt. Und jetzt, wo sie so nah bei ihm stand, dass sie seine Körperwärme spürte und seine Fingerspitzen federleicht über ihr Gesicht streichen konnten, erwachten die Erinnerungen schon wieder. Und zwar gefährlich lebhaft. Vor allem, als er sich vorbeugte und die Lippen auf ihren Nacken drückte.
Sie bog den Kopf zurück und unterbrach damit den Kontakt. »Ich hoffe, du findest wenigstens etwas Ruhe. Gute Nacht.«
Er fing ihre Hand ein. »Bleib bei mir.«
»Nein, Derek.«
»Du brauchst nur neben mir zu liegen. Sonst nichts.«
Sie warf ihm einen vielsagenden und unmissverständlichen Blick zu und entzog ihm ihre Hand.
Leise fluchend fuhr er sich mit den Fingern durchs Haar. »Warum nicht? Die Katze ist sowieso aus dem Sack. Creighton weiß Bescheid. Bald wird auch Doug alles wissen. Was kann noch passieren?«
»Es könnte zum Beispiel…«
»Bist du schwanger?«
»Was? Nein!«
»Wenn du Paul Wheelers Baby im Bauch trägst…«
»Das tue ich nicht!«
Er betrachtete sie nachdenklich und kaute, vor Frustration wie versteinert, innen an seiner Wange. »Du hast ihn geliebt.«
»Ja.«
»Ihn selbst oder eher das, was er für dich getan hat? Er hat dich aus einer unglücklichen Ehe gerettet, er hat dir geholfen, ein Geschäft zu eröffnen, und dich wie eine Prinzessin behandelt. Im Gegenzug bekam er von dir selbstgekochte Mahlzeiten und die so wichtigen Dienstagnachmittage.«
Glühender Zorn durchschoss sie. »Denkst du so von mir? Wenn ja, dann bist du nicht besser als Creighton. Unsere Beziehung war keineswegs so, wie du sie hinstellst.«
»Es war Liebe«, sagte er mit hörbar zynischem Einschlag.
»Allerdings.«
»Für euch beide?«
»Ja.«
»Für dich genauso wie für Wheeler?«
»Warum hackst du immer darauf herum? Warum glaubst du mir nicht?«
»Weil du dich im Flugzeug an mich rangemacht hast.«
»Du weißt, warum.«
»Vielleicht würde ich dir sogar glauben, dass das der einzige Grund war, aber als ich dich berührt habe, warst du feucht.«
Sie klappte den Mund auf und wollte ihm widersprechen, brachte aber kein Wort heraus.
»Und weil du gekommen bist, Julie«, ergänzte er heiser. »Weil du gekommen bist.«
Creighton Wheeler war ein kranker Irrer.
Kaum hatte Billy die Tür hinter ihm ins Schloss gedrückt, da beugte er sich vornüber und atmete, die Hände auf die Knie gestützt, erst einmal tief durch, um sich zu reinigen.
Irgendetwas war absolut faul mit diesem Mann, irgendetwas Menschliches fehlte ihm. Er war leer und kalt wie eins von diesen Löchern im Weltall, die alles Licht schlucken. Widerlicher als jeder andere, der Billy bis dahin über den Weg gelaufen war.
Er verfluchte den Tag, an dem Creighton in sein Leben getreten war. Er verfluchte Creighton und seinen idiotensicheren Plan, der einfach zu gut war, um wahr sein zu können. Das hätte Billy von Anfang an erkennen sollen. Aber dummerweise war, als Creighton ihm den »Plot«, wie er es nannte, dargelegt hatte, der erste Akt schon gespielt, oder etwa nicht? Creighton hatte ihn über den Tisch gezogen, bevor sich Billy auch nur entscheiden konnte.
Obwohl er nicht ernsthaft behaupten konnte, ein unschuldiges Opfer zu sein.
Nein, er hatte nur zu gern mitgemacht. Sogar begeistert. Er hatte sich verführen lassen von Creightons aristokratischem Charme, den er seinem vielen Geld zu verdanken hatte. Creighton hatte all das verkörpert, wonach Billy Duke sein Leben lang gestrebt hatte. Also hatte sich Billy an ihn gehängt und gehofft, dass etwas von dem Glanz des Millionärs auf ihn abfärben würde.
In seiner Blödheit hatte Billy tatsächlich geglaubt, dass Creighton ihn wegen seines Potentials, seines Talents und Geschicks auserwählt hatte.
Aber das war inzwischen Geschichte, und es war zu spät, gefällte Entscheidungen zurückzunehmen. Jetzt ging es nur noch darum, den Schaden zu begrenzen. Er musste sich überlegen, wie er sauber aus der Sache herauskam. Und er musste nicht nur der Polizei entkommen. Sondern auch Creighton Wheeler. Was wesentlich schwieriger werden konnte.
Wer sich mit dem Teufel einließ, blieb bis zum Grab mit ihm verbündet. Wie blöd von ihm, dass er das nicht früher kapiert hatte. Billy Duke war ein loser Faden, den Creighton um jeden Preis kappen würde.
Und er war vollkommen schutzlos. Inzwischen war ihm aufgegangen, dass Creighton nichts in seinem Zimmer angerührt hatte, weder heute
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