Sündige Gier
jemand anderes ist es gewesen.<«
Billy erinnerte sich noch ganz genau an die Worte des gerissenen Anwalts, und plötzlich musste er laut lachen. Heilige Scheiße, er hatte sehr wohl Ideen und etwas in der Hand!
Creighton Wheeler hielt sich für scheißgefährlich, aber nicht einmal er konnte Billy Duke austricksen.
19
Pünktlich auf die Minute erreichte er das Gericht. Wie zu erwarten hatte Derek in Julies Gästezimmer kein Auge zugetan. Noch vor Sonnenaufgang hatte er ein Taxi gerufen und sich abholen lassen. Erst nach einer halben Stunde war es aufgetaucht. Als es endlich hielt, hatte er schon wartend am Bordstein gesessen.
Gestern Abend war Julie aus dem Zimmer gestakst und hatte wütend die Schlafzimmertür zugeschlagen. Sie war die ganze Nacht zu geblieben. Er hatte sich ohne Abschied aus dem Haus geschlichen.
Ohne Maggies Begrüßung war ihm sein Haus unvorstellbar leer und kalt vorgekommen. Als er in sein Schlafzimmer getreten war und den obszönen, dunklen, feuchten Fleck auf seiner Matratze sah, hatte er vor Übelkeit kaum Luft bekommen. Er hatte sich so schnell wie möglich geduscht, angezogen und das Haus keine fünfzehn Minuten später wieder verlassen.
Von dort aus war er in die Kanzlei gefahren. Marlene, die Gute, war schon vor ihm dort gewesen und hatte Kaffee gekocht. Während sie ihm eine dampfende Tasse reichte, hatte sie ihn kritisch begutachtet und dann in seine blutunterlaufenen Augen geblickt. »Anstrengende Nacht gehabt?«
»Maggie ist tot.«
In fassungslosem Schweigen hatte sie zugehört, während er ihr erzählt hatte, was passiert war, allerdings ohne dabei Julie oder die Tatsache zu erwähnen, dass er die Nacht bei ihr verbracht hatte.
»Und du bist sicher, dass Creighton Wheeler dahintersteckt?«
»Ja, ich bin sicher.« Vorerst wollte er nicht mehr zu diesem Thema sagen. »Setz für elf Uhr eine Teambesprechung an. Ich will jeden dabeihaben, der nicht gerade im Gericht ist. Ich brauche knappe, ich betone, knappe Updates über die Fälle, an denen jeder arbeitet.«
Auch wenn so viel passiert war, musste Derek immer noch eine Kanzlei leiten. Eigentlich war er froh, dass er die Arbeit und Verantwortung hatte. Er brauchte etwas, worauf er seine von Zorn befeuerte Energie richten konnte, weil er andernfalls direkt zu Creighton Wheeler gefahren wäre und ihn mit bloßen Händen umgebracht hätte. Die Arbeit würde ihm zwar längst nicht die gleiche Befriedigung verschaffen, aber dafür war es eine gesellschaftlich akzeptierte Methode, seine Wut auszulassen.
»Falls die Besprechung über Mittag dauert, lassen wir etwas zu essen liefern. Niemand darf gehen. Falls jemand zum Lunch verabredet ist, soll er den Termin absagen.«
Er hatte seine Anweisungen in einem Atemzug heruntergerattert, und Marlene hatte wie wild auf ihrem Block mitgeschrieben. Dann hatte er mit einem langen Schluck die Kaffeetasse geleert und auf die Uhr gesehen. »Ruf meine Putzfrau an und warne sie, wenn sie nach oben geht. Sag ihr, sie soll den Sack in der Ecke zum Müll bringen. Und ruf einen Matratzenhändler an. Sag ihm, ich will…«
»Wird alles erledigt, Derek«, war Marlene ihm ins Wort gefallen. »Ich sorge dafür, dass du ein neues Bett hast, wenn du heute Abend heimkommst. Ich mache mir mehr Sorgen um dich. Wie geht es dir eigentlich?«
»Es ging mir schon besser.« Das Mitgefühl in Marlenes Blick hatte seine Gefühle sofort wieder aufgerührt. »Ich komme zu spät zur Verhandlung.« Während er zur Tür gestürmt war, hatte er ihr über die Schulter zugerufen: »Und ruf Dodge an. Die Anhörung müsste in einer Stunde über die Bühne sein. Danach will ich ihn sehen.«
Er fuhr zum Gericht, um eine Verschiebung der Verhandlung gegen Jason Connor zu beantragen. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen endlich die Ermittlungsakten zugesandt, aber erst gestern Nachmittag, kurz nach seiner Besprechung mit den Wheelers.
Obwohl er das Gefühl hatte, jeden Moment zu explodieren, und seine Augen brannten, betrat er den Gerichtssaal voller Zuversicht. Er begrüßte seinen Mandanten, der Handschellen trug und nicht auf ihn reagierte. Derek hätte ihn für seine Frechheit am liebsten geohrfeigt, aber er widmete sich stattdessen den anstehenden Aufgaben und argumentierte eindringlich, wieso das Versäumnis der Staatsanwaltschaft, die Befunde rechtzeitig auszuhändigen, ihn in seiner Arbeit ungebührlich beeinträchtigte. Nach zwanzig Minuten hitziger Debatte brach es aus dem Staatsanwalt heraus: »Euer
Weitere Kostenlose Bücher