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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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die Wanduhr und schaltete den kleinen Fernseher auf ihrem Schreibtisch ein. Es war Zeit für die Frühausgäbe der Abendnachrichten. Sie ließ den Fernseher die ganze Nachrichtensendung über eingeschaltet, aber es wurde weder über den Mord an Paul noch über die Fahndung nach Billy Duke berichtet. Sie wusste nicht recht, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte.
    Sie hatte erwartet, dass die Detectives heute wieder auftauchen und sie mit dem konfrontieren würden, was Kate ihnen gestern über den Besuch des Mannes in der Galerie erzählt hatte. Sie hatte Ned Fulton Bescheid gegeben, sich zur Verfügung zu halten, falls sie ihn brauchen sollte. Aber sie hatte nichts von der Polizei gehört.
    Es ärgerte sie, dass die Detectives so viele Stunden darauf verschwendeten, sie mit einem Mann in Verbindung zu bringen, den sie gar nicht kannte. Aber ihr waren die Hände gebunden. Sobald sie ihnen riet, ihre vergebliche Suche nach einer nicht existierenden Verbindung zwischen ihr und Billy Duke aufzugeben, würde sie damit verraten, dass Derek ihr davon erzählt hatte.
    Derek.
    Auch von ihm hatte sie heute nichts gehört. Was sie nicht weiter überraschte, aber auch in diesem Fall wusste sie nicht, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte. Erst als sie nach vorn ging, um die Ladentür zu verriegeln, gestand sie sich ein, dass sie hauptsächlich enttäuscht war.
    So wütend sie gestern Abend auch auf ihn gewesen war, nachdem er sie so beleidigt hatte, hatte es sie heute Morgen trotzdem getroffen, als sie nach dem Aufstehen festgestellt hatte, dass er ohne ein Wort und ohne jede Nachricht verschwunden war. Er hatte sogar das Bett im Gästezimmer gemacht, sodass es so aussah, als wäre er nie da gewesen.
    Auf dem Weg zurück ins Lager blieb sie kurz in der offenen Tür zum Salon stehen und versuchte, den Duft seiner Rasierseife zu erahnen, indem sie tief einatmete. Der Gedanke zog sie in den Raum. Versonnen trat sie an das Bild des nackten Mannes, über das er sich so mokiert hatte, und erinnerte sich lächelnd, wie er gefragt hatte, wie jemand, der noch alle Tassen im Schrank hatte, so viel Geld dafür bezahlen konnte.
    Dass er an diesem Tag in der Galerie aufgetaucht war, hatte sie komplett aus der Bahn geworfen. Er war der letzte Mensch auf Erden, den sie damals erwartet hätte oder sehen wollte. Und doch hatte sie danach gehungert, ihn wiederzusehen. Jedes Detail hatte sich ihr unauslöschlich eingeprägt - seine Haltung, die Form seiner Hände, die Wirbel in seinem Haar, die kaum erkennbare Narbe an seinem Kinn. Sie hatte vorab so viele Fotos von ihm betrachtet, dass ihr all diese Merkmale längst vertraut gewesen waren, bevor sie ihm im Flugzeug persönlich begegnet war.
    Darf ich Sie dann auf einen Drink nach dem Mittagessen einladen? Dazu hatte er ein fast boshaftes Grinsen aufblitzen lassen, bei dem sie jetzt noch ein unheimliches Ziehen in der Magengrube spürte. Sie lächelte melancholisch und flüsterte leise: »Du hattest mich schon nach dem Hallo.«
    »Jerry Maguire.«
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie schnappte erschrocken nach Luft und fuhr herum. Creighton stand in der offenen Tür. Die Beine lässig gekreuzt lehnte er entspannt und mit sarkastischer Miene am Türstock. »Macht dich dieser stattliche Gentleman mit dem klitzekleinen Würstchen tatsächlich so scharf?« Dann fuhr er samtweich fort: »Oder habe ich dich dabei ertappt, wie du von deinem juristisch bewanderten Zuchthengst träumst?«
    Sie wusste, dass sie weder ihre Angst noch ihren Widerwillen zeigen durfte, und fragte daher so energisch wie möglich: »Was willst du hier, Creighton?«
    »Julie, Julie, ich spüre da eine gewisse Feindseligkeit. Ich dachte, ich sollte nachsehen, wie es dir geht, nachdem du praktisch meine Tante warst.«
    »Du hättest mich fragen können, wie es mir geht, als du heute angerufen hast.«
    »Angerufen?«
    »Diese Telefonspielchen sind wirklich albern und deiner unwürdig, Creighton. Einem hilflosen Tier den Kopf abzutrennen ist schon eher dein Kaliber.«
    »Ich habe keinen Schimmer, wovon du redest. Ich weiß weder etwas von irgendwelchen Anrufen noch von geköpften Tieren.« Er schnalzte mit der Zunge. »Ganz ehrlich, Julie.«
    Sie bekam kaum noch Luft. Ihr Ekel war so stark, dass sie fast daran erstickte, und das verlieh ihr Mut. »Die Galerie ist geschlossen. Du begehst Hausfriedensbruch. Ich fordere dich auf zu gehen. Wenn du es nicht tust, rufe ich die Polizei.«
    Er nahm das schnurlose Telefon

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