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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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ihres Herzens. Widerstrebend zog sie die Schreibtischschublade auf und nahm das Teppichmesser heraus, mit dem sie ihre Pakete öffnete. Sie schob den Knopf vor, um die Rasierklinge freizulegen, setzte das Messer auf das Paketband und zog einen langen Schlitz, der an den Schnitt eines Skalpells erinnerte. Eilig durchtrennte sie auch das Band an den Kopfseiten des Kartons, dann legte sie das Teppichmesser wieder weg.
    Ihre Finger waren so kalt, dass sie kaum die Pappe spürte, als sie erst die eine Lasche des Deckels und dann die andere zurückschlug. Darunter sah sie grüne Schaumstoffchips. Ganz normales Verpackungsmaterial. Absolut harmlos.
    Sie streckte die Hände aus, ballte im nächsten Moment die Fäuste und zuckte zurück. Erst nachdem sie mehrmals tief durchgeatmet hatte, schlug ihr Herz langsamer. Sie kämpfte ihre Angst nieder und streckte die Hände wieder vor. Nach einer Sekunde nackter, kalter Furcht tauchte sie mit beiden Händen in das federleichte Verpackungsmaterial. Die grünen Chips purzelten über ihre Arme, aus dem Karton, auf den Schreibtisch und den Boden. Ohne darauf zu achten, tastete sie in der Schachtel herum.
    Dann bekam sie etwas zu fassen, das in Blisterfolie verpackt war.
    Sie griff mit beiden Händen zu und zog es heraus.
    Sie erkannte auf den ersten Blick, was es war, und schrie leise auf. Ihre Knie knickten ein, und sie sank, am ganzen Leib schlotternd, zu Boden. Ein Schluchzen stieg aus ihrer Kehle auf.
    Es war die mundgeblasene Glasschüssel, die sie für einen Kunden bestellt hatte. Nichts weiter.
    Während sie auf dem Boden saß und versuchte, wieder zu Atem zu kommen, sah sie auf die Tür, durch die Creighton hinausgegangen war.
    Und meinte höhnisches Gelächter zu hören.
     
    20
     
    Dereks Firma bearbeitete zurzeit ein Dutzend Fälle. Dreimal so viele waren in Vorbereitung. Er wusste über jeden einzelnen Fall Bescheid und war aktiv an sämtlichen Verteidigungsstrategien beteiligt, selbst wenn der Mandant von einem anderen Anwalt aus seiner Kanzlei vertreten wurde.
    Nach der ausführlichen Lagebesprechung hatte sein Kopf noch mehr Daten zu speichern und zu verarbeiten. Aber als er an sein Handy ging und Dodge sagte: »Ich hab ihn«, konzentrierten sich Dereks Gedanken sofort auf einen einzigen Punkt, sodass er nicht zu fragen brauchte, wen sein Ermittler damit meinte. »Wo?«
    »Ein mieses Motel in der Nähe vom Flughafen.«
    »Wie hast du ihn gefunden?«
    »Ich hab einen V-Mann, der öfter in eine Bar ganz in der Nähe geht. Er ist in die kleine Koreanerin verknallt, die das Motel führt, also ist er bei ihr vorbeigegangen und hat ihr Billy Dukes Bild gezeigt. Sie wurde ganz zapplig. Er hat mich angerufen, also bin ich persönlich zu der Lady. Nach einem großzügigen Händedruck hat sie zugegeben, dass sie Billy Duke erkannt hat, als sie sein Bild im Fernsehen gezeigt haben. Er hat das Zimmer seit fast einem Monat gemietet, aber natürlich unter einem anderen Namen.«
    »Warum hat sie das nicht der Polizei gemeldet?«
    »Sie ist illegal hier. Ich musste ihr ein paar Hunderter in die Hand drücken, damit sie nicht ausflippt, so fürchtet sie sich davor, dass sie abgeschoben werden könnte.« Dodge holte hörbar Luft. »Ich glaube, die Romanze mit ihr kann mein Spitzel vergessen, aber jedenfalls habe ich Billy Duke aufgetrieben. Soll ich mal bei ihm anklopfen und hallo sagen?«
    »Nein. Wir müssen Sanford und Kimball anrufen.«
    »Wirklich?« Es war nicht zu überhören, dass Dodge das anders sah.
    »Was für einen Wagen fährt Billy Duke?«
    »Die Koreanerin behauptet, das weiß sie nicht.«
    »Wenn er weggeht, dann folg ihm, aber sag mir sofort Bescheid. Und ansonsten lässt du seine Zimmertür nicht aus den Augen.«
    Derek legte auf und beauftragte Marlene, ihn mit Sanford oder Kimball zu verbinden. »Sag, es ist dringend, ganz gleich, mit wem du sprichst.«
    Während er wartete, spielte er mit dem Gedanken, auch Julie anzurufen, aber Dodges mahnende Worte hielten ihn davon ab. Falls sie die Wahrheit sagte, würde sie schon bald erfahren, dass Billy Duke festgenommen worden war. Falls sie gelogen hatte und Duke ihr Komplize war, würde Derek das Gesetz brechen, falls er ihr verriet, dass Billy verhaftet werden sollte.
    Einstweilen blieb seine Integrität gewahrt.
     
    Julie zitterte immer noch, als sie nach Hause kam. Creightons Überraschungsbesuch in der Galerie hatte sie eingeschüchtert. Unerträglich, aber wahr: Er konnte ihr Todesangst einjagen. Er hatte schon

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