Sündige Gier
fordern. Sie hatten mit reichlich Schweigegeld besänftigt werden müssen, aber für Creighton selbst war die ganze Sache nach einer strengen Strafpredigt erledigt.
Jetzt sagte er zu Ariel, die ihn mit großen Augen ansah: »Meine Assistentin weiß, dass ich manchmal hier bin, darum hat sie hier nach mir gesucht. Sie entdeckte mich gerade, als du auf der Toilette warst. Ich…«
»Es ist schon okay. Ich verstehe.« Sie drückte seine Hand.
»Ich wusste nicht mal, wie du mit Nachnamen heißt.«
»Williams.«
»Und ich wusste natürlich nicht, wo du wohnst. Ich Idiot hatte mir nicht einmal deine Nummer geben lassen. Bestimmt hast du gedacht… weiß der Himmel, was du dir gedacht hast.«
»Ich war ziemlich sauer.«
Er legte die Fingerspitze an ihre Wange. »Das tut mir leid.«
»Wie geht es deiner Nichte?«
»Sie wird es überleben. Das Trauma wird sie natürlich nie verwinden.«
»Wurde der Typ verhaftet?«
»Er wartet auf seine Verhandlung.«
»Ich hoffe, sie sperren ihn irgendwo ein, wo er nie wieder rauskommt.«
»Das sollte er auch lieber hoffen.«
»Wieso?«
»Weil er sich wünschen wird, er säße sicher hinter Schloss und Riegel, falls ich ihn je in die Finger bekommen sollte.«
Ihr Gesicht glühte vor Bewunderung für seine schneidige Ankündigung. Er bestellte ihr noch einen Martini und schlug dann vor, sich an einen weniger belebten Fleck zurückzuziehen. Im Lokal wurde es immer voller. An seinem Tisch standen inzwischen andere Gäste, aber er lenkte Ariel in eine stille und dunklere Ecke. Als sie den zweiten Martini intus hatte, war sie schon viel sanftmütiger und anschmiegsamer.
Er sah auf die Uhr und fluchte leise.
»Was ist denn?«, fragte sie.
»Meine Eltern und ich wollen heute Abend meine Nichte im Krankenhaus besuchen.«
»Ach ja?«
»Bleibst du noch hier, oder darf ich dich zu deinem Wagen bringen?«
Falls er ging, wollte sie auch nicht mehr bleiben. Zu seiner Freude hörte er, dass sie den Parkservice nicht in Anspruch genommen hatte. »Zu teuer«, erklärte sie ihm, während sie ihn um das Gebäude herum und dann durch eine Durchfahrt auf den Angestelltenparkplatz hinter einem Bürogebäude führte, wo alle schon nach Hause gegangen waren. Nur ihr Wagen stand noch auf dem Platz. Es war niemand zu sehen.
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dass du das verstehst, Ariel.«
»Das ist doch nicht der Rede wert. Ihr tut mir alle so leid. Das arme Mädchen. Ihre Familie.«
Sie schwiegen einen Moment, dann legte er die Hände an ihre Oberarme und massierte sie leicht. »Warst du enttäuscht?«
»Als ich vom Klo kam? Ich war total am Boden zerstört. Wahrscheinlich sollte ich das nicht zugeben, aber so war es.«
»Ich will das wiedergutmachen.« Er beugte sich vor und strich mit den Lippen über ihre Wange. »Kann ich dich morgen Abend sehen?«
»Hmm.« Sie drehte den Kopf, sodass sich ihre Lippen berührten.
Ihr Atem roch nach Martini. Ihm wurde fast übel. Aber als er leise aufstöhnte, ließ er es so klingen, als wäre er erregt. »Kann ich vielleicht zu dir kommen? Ich wäre gern mit dir allein. Wäre das ein Problem für dich?«
»Ganz und gar nicht. Zurzeit bin ich ganz allein zu Hause.«
Er riss den Kopf zurück und sah sie finster an. »Und sonst nicht? Hast du etwa einen Freund?«
Sie kicherte. »Nur eine Mitbewohnerin.«
Er lächelte. »Ach so. Gut. Also haben wir die Wohnung für uns?«
»Das Haus, genauer gesagt. Und ja. Ganz für uns allein.« Er beugte sich wieder vor und zupfte mit den Lippen an ihrem Ohr. »Das klingt phantastisch. Könnte deine Mitbewohnerin eventuell unerwartet auftauchen, wenn ich morgen Abend komme?«
»Nein.«
»Wieso weißt du das so sicher?«
Sie erzählte ihm von ihrer Mitbewohnerin – Carol -, die ab Herbst eine Stelle als Lehrerin hatte, zurzeit aber als Kellnerin arbeitete, um sich bis zum Schulbeginn über Wasser zu halten. Ohne Atempause ließ sie sich bis zum Überdruss über Carol und eine coole Bar in Athens aus, in der Carol jetzt arbeitete und tonnenweise Trinkgeld scheffelte, weil sie so hübsch und gut ausgestattet war. »Und«, sie rollte mit den Augen, »du weißt, wie Männer auf große Brüste anspringen. Vor allem diese Collegejungs.«
Scheinbar kokett ritt sie auf dem Thema herum, bis er glaubte, sie auf der Stelle erwürgen zu müssen. Schließlich endete sie mit: »Damit sie nicht jeden Abend hin und her fahren muss, wo doch so viele Besoffene unterwegs sind, wohnt sie vorübergehend in
Weitere Kostenlose Bücher