Sündige Gier
abgestattet hat.«
»Er hat mir Todesangst eingejagt. Obwohl Sie mir bestimmt nicht glauben oder zumindest glauben, dass ich übertreibe.«
»Hören Sie, Ms Rutledge, ich glaube jedenfalls, dass die Welt ohne diesen Kerl ein angenehmeres Fleckchen wäre. Wenn er für Maggies Tod verantwortlich ist, dann ist er ein dreckiger Sadist. Aber man hat sein Bild schon der Koreanerin gezeigt, die das Motel leitet, außerdem den anderen Gästen dort und dazu dem Personal im Moultrie, wo Sie und Paul Wheeler immer Ihr Schäferstündchen hielten. Niemand hat ihn erkannt. Genauso wenig wie den schicken Wagen, den er fährt und der garantiert alle Blicke auf sich zieht.«
»Er hat noch einen Wagen. Der nicht so auffällt. Ich glaube, er besitzt mehrere Fahrzeuge.«
Dodge notierte das kurz und sagte dann: »Ich werde das überprüfen«, aber Julie hatte nicht den Eindruck, als wäre ihm das besonders wichtig.
»Er legt großen Wert darauf, dass sein Privatleben privat bleibt. Sie haben ihn als Playboy bezeichnet, aber das ist der falsche Begriff. Playboys lassen sich mit hübschen Frauen sehen. Sie schmeißen verschwenderische Partys. Sie schleifen ein ganzes Gefolge hinter sich her. Sie verzehren sich nach Aufmerksamkeit und kultivieren sie. Creighton tut nichts dergleichen. Finden Sie es nicht eigenartig, dass er so abgeschieden lebt und die Öffentlichkeit meidet, obwohl er so von sich eingenommen ist?«
»Viele Reiche meiden die öffentliche Aufmerksamkeit.«
»Aber dass Creighton sie meidet, widerspricht seiner Persönlichkeit. Es muss einen Grund dafür geben. Haben Sie nachgeprüft, ob er Vorstrafen hat?«
»Ich hatte heute schon genug zu tun«, erwiderte Dodge gehässig.
Derek meldete sich zum ersten Mal seit Minuten zu Wort. »Erzähl ihr von dem Handy.«
Sie sah zum Fenster, wo er mit dem Rücken zum Raum stand. Mit dem Rücken zu ihr.
»Billy Duke hatte ein Handy dabei, als er starb.« Dodge fasste wieder in seine Brusttasche und zog ein Blatt Papier heraus. »Eine nette Freundin von mir, eine Polizistin, hat das hier für mich konfisziert, aber dafür muss ich sie mit allem Drum und Dran in ein Restaurant ihrer Wahl ausführen. Es ist eine Aufstellung von allen Anrufen, die von diesem Handy aus gemacht wurden. Der erste stammt von vorgestern Abend, was darauf schließen lässt, dass es ein neues Handy ist.«
»Es findet sich keine von Creightons Nummern darauf«, sagte Derek.
»Bestimmt hat Creighton größten Wert darauf gelegt, dass Billy Duke ihn nicht anruft.«
Dodge reichte ihr das Blatt. »Dafür aber…«
Julie überflog die Nummer, die jedes Mal unterstrichen worden war. »… die Galerie.«
»Die gestern fünfmal angerufen wurde.«
»Er hat tatsächlich angerufen. Ich meine, ich vermute, dass er es war.«
Derek drehte sich um und sah sie bohrend an.
»Ich dachte nicht, dass das weiter wichtig ist«, rechtfertigte sie sich. »Ich bin gestern dreimal ans Telefon gegangen, ohne dass der Anrufer etwas gesagt hätte. Du musst mir nicht glauben. Du kannst Kate fragen.«
»Sie hat mitgehört?«
»Nein. Aber sie hat mir gesagt, ihr sei das auch passiert. Du siehst doch, wie kurz die Anrufe waren. Nicht einmal eine Minute.«
»In einer Minute lässt sich viel besprechen.«
Sie streckte Dodge das Blatt unter die Nase. »Das hier beweist nur, dass er angerufen hat. Es beweist nicht, dass jemand mit ihm gesprochen hat.«
Derek sah Dodge an, der stirnrunzelnd bemerkte: »Es macht sich trotzdem nicht gut. Vor allem, nachdem er schon einmal in der Galerie war und nach Ihnen gefragt hat.«
»Ich bin dem Mann nie begegnet.«
»Warum sollte er Sie dann treffen wollen, Ms Rutledge?«
»Das weiß ich doch nicht.«
»Wirklich nicht?«
»Nein.«
»Hm.« Dodge studierte sie kurz, dann sah er weg und klopfte seine Taschen ab.
Offenbar war es eine nervöse Angewohnheit, die Derek schon zu deuten verstand. »Was ist, Dodge?«
Der Ermittler hielt im Klopfen inne. Er sah erst Derek dann sie an. Als er wieder Derek ansah, strahlte seine Miene Mitleid aus. »Eine letzte Sache haben sie noch ausgegraben, Anwalt, und die bricht euch das Genick.«
»Sag schon.«
Dodge nickte zu Julie hin, ohne Derek aus den Augen zu lassen. »Sie weiß es. Frag sie.«
Alles in ihr begann zu zerbröckeln. Sie spürte, wie sie innerlich Molekül um Molekül zusammenbrach. Es war unausweichlich gewesen, dass sie das irgendwann herausfanden, aber sie hatte gehofft, dass Creighton und sein Genosse Billy Duke bis dahin als Pauls
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