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Sündige Gier

Sündige Gier

Titel: Sündige Gier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sich inzwischen unverwundbar. Creighton war sowieso überzeugt, dass für ihn keine Regeln galten; seit er Paul ermordet hatte, hatte er vielleicht die letzten Skrupel verloren und war inzwischen bereit oder sogar begierig darauf, ab sofort selbst zu töten, statt das von jemand anderem erledigen zu lassen.
    Und er hatte jeden Grund, ihr den Tod zu wünschen.
    Plötzlich bekam sie eisige Angst. Sie entriegelte ihren Wagen mit der Fernbedienung, schlüpfte auf den Fahrersitz und verriegelte danach sofort die Türen. Das Röhren des Motors hallte von den Betonwänden wider. Die Reifen quietschten, als sie zurücksetzte und zur Ausfahrt raste. Sie fuhr an der dunklen Ecke vorbei, ohne dass sie gewagt hätte, dorthin zu sehen, aber aus dem Augenwinkel bekam sie trotzdem mit, wie die kleine blaugelbe Flamme in einer quälenden Sequenz aufflammte und erlosch, aufflammte und erlosch.
    Sie fuhr so schnell durch die Spiralen bis zur Straßenebene, dass ihr schwindlig war, als sie an der Schranke bezahlte. Als sie auf den Boulevard bog, sah sie aufmerksam in den Rückspiegel. Niemand folgte ihr.
    Mit eisigen und kalt verschwitzten Händen umklammerte sie das Lenkrad. Ihre Schultern brannten vor Anspannung. Creighton wäre begeistert, wenn er wüsste, wie tief er sie getroffen hatte. Aber das wusste er nicht, oder? Sie hatte sein albernes Spiel nicht mitgemacht. Sie hatte sich über ihn mokiert und war dann gefahren. Ein bisschen überstürzt, gut, aber ohne erkennen zu lassen, wie sehr sie sich gefürchtet hatte. Er konnte unmöglich wissen, wie sehr er sie erschüttert hatte, und wenigstens das bereitete ihr eine gewisse Genugtuung.
    Aber als sie nach Hause kam, musste sie feststellen, dass sie sich zu früh gefreut hatte.
     
    Sie merkte gleich, dass etwas nicht stimmte, weil der Öffner des Garagentors nicht funktionierte. Sie ließ den Wagen in der Einfahrt stehen und schloss mit dem Schlüssel die Haustür auf. Als sie den Lichtschalter umlegte, rührte sich gar nichts. Aber nur in ihrem Haus war der Strom ausgefallen; bei allen Nachbarn brannte Licht.
    Sie tastete sich zu dem Tisch im Flur vor, wo sie in der Schublade eine kleine Taschenlampe aufbewahrte. Die Batterie war noch voll, aber der Strahl war schwach, darum sah sie die Bank erst, als sie dagegenrumpelte und ins Stolpern kam.
    Normalerweise stand die Bank längs zum Tisch an der Wand gegenüber. Jetzt stand sie quer mitten im Flur.
    Dass der Strom abgeschaltet worden war, war das eine. Dass ein Möbelstück verrückt worden war, etwas anderes. Sie war hundertprozentig sicher, dass sie die Bank nicht so hingestellt hatte.
    Waren Einbrecher im Haus gewesen? War der Dieb immer noch da? Instinktiv wollte sie sich umdrehen und ins Freie rennen, um dann vom Handy aus die Polizei anzurufen.
    Aber sie befahl sich, Ruhe zu bewahren. Sie zwang sich, ganz still stehen zu bleiben und zu lauschen, bevor sie voreilige Schlüsse zog oder richtig hysterisch wurde. Sie hörte lediglich den weichen Schlag ihres Pulses in ihren Ohren.
    Sie schob die Bank mit dem Knie zur Seite und wagte sich ein paar Schritte weiter vor, bis sie mit der Taschenlampe erst ins Wohnzimmer und dann ins Esszimmer leuchten konnte, wo alles unverändert schien. Alles schien an seinem Platz zu stehen. Die Wohnung war jedenfalls nicht ausgeplündert worden.
    Als sie den Strahl auf den Boden richtete, fiel ihr auf, dass die Fransen an beiden Enden des Läufers korrekt ausgerichtet lagen und offensichtlich nicht berührt worden waren, seit die Putzfrau sie glattgestrichen hatte. Dass ein Einbrecher sorgsam über die Teppichfransen hinwegstieg, war höchst unwahrscheinlich.
    »Du verfluchtes Schwein.« Der geflüsterte Fluch war auf Creighton gemünzt. Er hatte ihr das angetan. Er hatte dafür gesorgt, dass sie sich in ihrem eigenen Haus fürchtete. Seinetwegen hatte sie jetzt Angst vor einer ganz gewöhnlichen Bank, wo es doch am wahrscheinlichsten war, dass ihre Putzfrau das Möbel zur Seite geschoben hatte, um den Boden darunter zu wischen, und danach einfach vergessen hatte, es an seinen Platz zurückzustellen.
    Geführt vom Strahl ihrer Taschenlampe arbeitete sie sich zum Schlafzimmer vor. An der Schwelle blieb sie stehen und schwenkte den Lichtstrahl durch den Raum. Nachdem nichts zu fehlen schien, trat sie ein und wollte gerade auf den Schrank zuschleichen, als sie vor dem Haus etwas hörte.
    All die aufmunternden Worte, die sie sich vorgesagt hatte, wurden von einer Flutwelle der Angst

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