Sündige Gier
vorsichtig auf die Küchentheke. »Wie bitte?«
»Ganz recht. Sie hat doch diese junge Frau, die für sie arbeitet.«
Derek sah die hübsche, aufgeweckte Kate vor sich. »Und die hat sich hinter Rutledges Rücken zu einem vertraulichen Schwatz mit den beiden Detectives getroffen.«
Dodges Methoden, an Informationen zu gelangen, mochten oft zweifelhaft sein, aber die Informationen selbst waren es nie. Darum wurde Derek schlagartig übel.
Dodge sagte währenddessen: »Sie hat Sturzbäche geheult, weil sie ihre Chefin verraten musste. Ein echter Loyalitätskonflikt, klar. Die Frau, die sie vergöttert, auf der einen Seite, ihr Gewissen, gepaart mit ihren Bürgerpflichten, auf der anderen. Sie mussten ihr die Informationen praktisch aus den Rippen schneiden.« Dodge wartete kurz ab. »Bist du noch dran?«
»Ja, ich… Maggie wollte unbedingt raus, und ich musste ihr die Tür aufmachen. Erzähl weiter.«
»Also, was ihr so zusetzte, war, dass sie Billy Duke auf diesem Bild wiedererkannt hatte. Ein paar Wochen bevor Wheeler abgeknallt wurde, war er in dieser schicken Galerie, die Ms Rutledge gehört. Sie war nicht da, aber er hat sich nach ihr erkundigt, und das Mädchen meint, es hätte so ausgesehen, als würde er ihre Chefin kennen. Näher. Was er von ihr wollte, hat er nicht gesagt, nur dass er Julie Rutledge später treffen würde. Dann ist er gegangen.«
Ungeduldig zerrte Derek an dem eigensinnigen Krawattenknoten. Schweiß rann ihm über die Rippen. »Vielleicht war es ein Kunde.«
»Das glaubt die Kleine nicht. Außerdem wäre das doch ein unglaublicher Zufall, findest du nicht auch?«
Doch, das fand er auch. Derek hatte seine Verteidigungsstrategie schon öfter auf Zufällen aufgebaut, die noch unglaublicher waren, aber die Geschworenen erkannten einen begründeten Zweifel nur innerhalb eines gewissen Rahmens an. »Wie haben Kimball und Sanford auf diese Neuigkeit reagiert?«
»Sie haben die Kleine mit Glacehandschuhen angefasst, sie gelobt, dass sie das Richtige getan hätte, bla bla bla. Aber du kannst deinen Arsch darauf verwetten, dass sie Blut geleckt haben und Wheelers kleine Freundin noch einmal unter die Lupe nehmen werden, wenn nicht unters Mikroskop. Ach ja, noch was.«
Jesus. Da kam noch mehr?
»Eine Kleinigkeit, aber man kann nie wissen. Das Mädchen hat den Detectives erzählt, dass gestern Nacht der Strom in Julie Rutledges Haus ausgefallen ist und dass sie seither völlig durch den Wind ist.«
»Was heißt >völlig durch den Wind«
»Sie benimmt sich sonderbar. Reagiert äußerst merkwürdig. Heute Morgen ist sie zu Hause geblieben. Ihre Assistentin hat bei ihr angerufen und wollte sie wegen einer Routinesache in der Galerie sprechen. Die Putzfrau war am Apparat und hat gefragt, ob das vielleicht bis später warten könnte. Julie hätte alle Hände voll zu tun, weil sie das Haus von oben bis unten reinigen lassen wollte. Sie hat der Kleinen erklärt, sie hätte schon haufenweise Zeug weggeschmissen, sogar einen Satz Handtücher. Uralte Dinger aus Frankreich, die ihr eigentlich am Herzen gelegen hätten, weil Paul Wheeler sie ihr gekauft hätte.
Also, wenn diese Handtücher ein Geschenk von ihm waren, sollte man doch meinen, sie würde die Lappen aufheben wollen, oder? Diese Kate meinte das jedenfalls. Sie hat den Detectives erklärt, vielleicht würde sich so Julies Trauer zeigen oder es wäre eine verspätete Reaktion darauf, dass Wheeler abgeknallt wurde, irgendwas in der Art, aber kurz und gut, Julie Rutledge ist in letzter Zeit nicht sie selbst.« Sonst redete Dodge nicht so lang. Er machte eine Pause, um Luft zu holen. »Was meinst du dazu, Anwalt?«
Derek tupfte mit dem Hemd die Schweißrinnsale von seiner Brust. »Ich meine gar nichts mehr dazu. Ich habe mit der Sache nichts mehr zu tun. Ich habe den Wheelers heute erklärt, dass sie sich einen neuen Anwalt suchen müssen.«
»Du verscheißerst mich.«
»Nein.«
»Wieso das denn?«
»Solange nicht einer von ihnen oder alle zusammen angeklagt werden, brauchen sie mich nicht.«
»Und wenn einer von ihnen oder alle zusammen angeklagt werden?«
»Dann hat die Kanzlei nicht genug Luft im Terminkalender für ein so umfangreiches Verfahren.«
»Hm.« Dodge war das Bedauern anzuhören. »Das ist ein echt heißer Fall, Anwalt. Jede Menge Kohle. Jede Menge Sex. Weitere schlüpfrige Details sind zu erwarten. Irgendwie schade, dass wir das alles nur von der Tribüne aus mitkriegen werden.«
»Ja. Aber auch wenn wir aus der Sache
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