Sündige Gier
schnippte. »Das hätte ich fast vergessen. Ich habe dir ein Geschenk dagelassen. Drüben beim Fernseher. Viel Spaß damit.«
Das sogenannte Geschenk war eine Film-DVD.
Billy legte sie nicht ein, weil er zuerst einmal lang und heiß duschen wollte. Er hatte Creighton zwar nie anders als geschniegelt und gestriegelt gesehen, aber der Mann war von einer unerklärlichen, fauligen Wolke umgeben. Eigentlich hätte man kaum glauben können, dass man diesen Raum noch ungemütlicher machen konnte, aber irgendwie hatte Creighton Wheeler ihn mit seiner Anwesenheit vergiftet.
Das Duschen half wenigstens ein bisschen. Trotzdem nagte das Erlebnis den ganzen Tag über an Billy. Er versuchte, Creightons Worte und die Art, wie er sie gesagt hatte, in einem möglichst positiven Licht zu sehen, aber die düsteren Schatten waren einfach nicht zu übersehen. Auch nach der langen Dusche haftete Billys Haut eine finstere Vorahnung an wie saurer Schweiß. Allmählich wünschte er sich, er hätte Creighton Wheeler nie kennengelernt.
Als er das erste Mal auf Billy zugekommen war, war er ihm wie ein Schutzengel erschienen. Er war aufgetaucht, als Billy schon alle Hoffnung aufgegeben hatte. Dann hatte er sich langsam in sein Leben eingeschlichen, ohne dass Billy sich dagegen gesträubt hätte. Im Gegenteil, es hatte ihn gefreut. Weil Creighton einem völlig Fremden - ihm, Billy Duke - den Arsch gerettet hatte. Es stand von Anfang an außer Frage, dass Billy seine Dankbarkeit zeigen würde, indem er ihm diesen Gefallen erwiderte. Außerdem war Creighton ein echter Überredungskünstler.
Alles war genau so gelaufen, wie Creighton es vorhergesagt hatte. Paul Wheeler war tot, dank Billy Duke. Noch Tage nach dem Überfall war er jedes Mal beinahe vor Stolz geplatzt, wenn er Nachrichten gesehen hatte. Mit einem einzigen kühnen Akt hatte er es aus der Regional liga bis in die Weltklasse geschafft.
Während er sich hier in diesem Rattenloch verkrochen und sich jeder Tag zäher hingezogen hatte, hatte er sich mit Visionen einer strahlenden Zukunft getröstet. Sobald die vereinbarten hundert Riesen auf dem Bankkonto eingegangen waren, das Creighton für ihn auf den Cayman-Inseln eröffnet hatte, würde er von hier verschwinden. Sein Gewissen war rein, schließlich hatte er nur einem alten Geizhals das Licht ausgepustet, einem alten Despoten, der seinem Neffen das Leben zur Hölle machte. Billy Duke würde fortan als reicher Mann leben. Er und Creighton würden ungeschoren davonkommen, genau wie sie es geplant hatten.
Aber heute Morgen hatte sich Creighton schon ziemlich gespenstisch verhalten. Was er gesagt hatte und wie er sich dabei benommen hatte, hatte in Billy den sprießenden Zweifel gesät, dass ihre Partnerschaft beileibe nicht so rosig enden könnte, wie er ursprünglich angenommen hatte. Vielleicht hatte Creighton nur geblufft, als er Ariels Namen erwähnt hatte, vielleicht hatte er ja nur abschätzen wollen, wie Billy reagierte. Creighton hatte erklärt, sie hätten sich darauf geeinigt, aber hatten sie das wirklich? Er hatte gesagt, er würde das Geld auf das Konto einzahlen, aber würde er Wort halten?
Den ganzen Tag über hatte Billy gegen die Angst angekämpft, dass seine Allianz mit Creighton ein kolossaler Fehler gewesen sein könnte.
Aber als er sich jetzt im Spiegel ansah, fragte er sich, was sich dieses Arschloch eigentlich dabei dachte, ihn halbtot zu würgen. Und wieso hatte er Creighton damit durchkommen lassen?
Plötzlich und in einem blendenden Moment geistiger Klarheit verfluchte sich Billy dafür, dass er so ein Schlappschwanz war. In ihm keimte der Verdacht, dass er Creighton Wheeler direkt in die Hände spielte. So ging Creighton nämlich immer vor. Er versuchte Billy in Angst und Schrecken zu versetzen, und Billy hätte sich beinahe einschüchtern lassen!
Er lachte sich selbst aus, weil er sich so leichtgläubig von den Psychospielchen dieses Idioten hatte beirren lassen. Das war typisch für reiche Stinker wie Creighton. Sie verbreiteten Angst, indem sie subtile Warnungen fallen ließen. So übten sie Macht über andere aus. Creighton hatte ein Psychospiel mit ihm gespielt, und es hätte beinahe so gut funktioniert wie sonst auch.
»Leck mich!«
Billy stakste ins Zimmer und zeigte dem Sessel, in dem Creighton, scheinbar perfekt und unantastbar, gesessen hatte, den Finger. Was dachte sich dieser Typ eigentlich dabei, Billy dafür zu kritisieren, wie er die Exekution seines Onkels durchgeführt hatte? Der Mann
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