Sündige Liebe
seinen Armen um, damit Seth ihr ins Gesicht sehen konnte, doch er nahm seine Hand nicht von ihrem Mund. Seine andere Hand lag jetzt auf einer ihrer kleinen Brüste und drückte schmerzhaft zu. Angela wand sich.
»Sieh sie dir an«, befahl Bobo. »Du willst sie doch haben, oder etwa nicht? Du wirst auch nicht der sein, der ihr wehtut. Das mache ich. Du bist noch nicht lange genug hier. Sonst wüsst est du, was für ein Biest die Kleine ist. Es gibt viele Jungen, die sich freuen, wenn sie hören, dass sie endlich doch eine Keilerei verloren hat.«
Er zerrte sie in eine enge Gasse, die nur wenige Meter entfernt war, und Angela versuchte zum letzten Mal, sich zu befreien. Sie machte den Mund auf und hieb ihre Zähne in Bobos Handrücken. Er schrie vor Schmerz auf und ließ sie los, und ihre Füße trugen sie wieder auf die etwas breitere Straße und direkt in Seths Arme. Sie wehrte sich rasend, um aus seinem kräftigen Griff loszukommen, die sie festhielten.
»Halt still, Mädchen. Ich tue dir nichts.«
Das war nicht Seths Stimme. Durch den Tränenschleier vor ihren Augen sah Angela, dass der Mann, der sie festhielt, gut gekleidet war und keineswegs einen alten Overall trug wie Seth. Endlich kam Hilfe! Sie brach erneut in Tränen aus und begrub ihr Gesicht an der breiten Brust des Mannes und ließ sich gehen.
»He, Mister. Vielen Dank, dass Sie die Kleine aufgehalten haben, aber jetzt geben Sie sie mir wieder«, rief Bobo.
»Wovor fürchtet sie sich so?« fragte der Mann mit ruhiger Stimme. Einen Arm hatte er schützend um Angela gelegt, und mit dem anderen strich er beschwichtigend über ihr Haar, denn als sie Bobos Stimme hörte, hatte sie angefangen zu zittern.
»Ach, so ein Quatsch. Wir haben nur ein bisschen Spaß gemacht, und dann hat sie mich plötzlich gebissen.«
»Warum?«
Angela trat einen Schritt zurück und sah in das Gesicht ihres Retters auf, um ihm alles zu erklären. Doch die Worte blieben ihr im Hals stecken, als sie in die hellen goldbraunen Augen sah, die sie fragend musterten. Trotz der Dunkelheit erkannte sie diese Augen.
»Du wirkst zu Tode erschrocken, Mädchen. jetzt bist du sicher. Niemand wird dir etwas tun.«
Angela konnte nicht sprechen. So nah war sie Bradford Maitland nie gewesen.
Bradford lächelte. »Was ist hier passiert? Hast du den Jungen wirklich gebissen?«
Angela brachte mit Mühe hervor: »Es muss te sein. Sonst hätte er mich nicht losgelassen.«
»Erzähl keine Lügenmärchen«, drohte Bobo.
Angela wirbelte zu ihm herum, und ihre Augen sprühten Zornesfunken. »Du hältst den Mund, Bobo Deleron! Ich bin deiner Gnade nicht mehr ausgeliefert, und derjenige, der hier lügt, bist d u.« Sie wandte sich wieder zu Br adford um, und die Betroffenheit in seinen Augen ließ ihren Zorn schmelzen. Sie fing wieder an zu weinen. »Er - er wollte mich vergewaltigen. Alle beide. Und der andere wollte das Gewehr von meinem Papa behalten. Ohne das Gewehr verhungern wir.«
Bradford zog Angela wieder an sich, doch gleichzeitig griff er in seinen Mantel und zog eine Handfeuerwaffe. Er richtete sie auf Seth, dessen Augen vor Angst hervortraten.
» Lass das Gewehr fallen«, sagte Bradford leise, aber bestimmt. »Und dann gehst du ein paar Schritte zurück.«
Seth tat, was ihm gesagt wurde, aber Bobo war zu aufgebracht, um sich einschüchtern zu lassen. »Sie sollten sich lieber raushalten, Mister. Dieses Mädchen ist nichts als weißes Lumpenpack und geht Sie nicht das geringste an. Außerdem lügt sie. Niemand wollte ihr was tun.«
»Vielleicht sollten wir diese Entscheidung dem Sheriff überlassen«, schlug Bradford freundlich vor.
»Das ist nun wahrhaft nicht nötig.« Bobo machte einen schnellen Rückzieher. »Niemandem ist etwas zuleide getan worden.«
»Ich glaube, das Mädchen ist anderer Meinung«, entgegnete Bradford. »Was meinst du, Schätzchen? Sollen wir den Sheriff holen?«
Angela flüsterte an seiner Brust- »Ich will nicht noch mehr Ärger machen.« Doch dann fügte sie heftig hinzu: »Sie können Bobo sagen, wenn er mir noch einmal zu nahe kommt, jage ich ihm eine Kugel in den Kopf.«
Zu Seths und Bobos Kummer brach Bradford in schallendes Gelächter aus.
»Ihr habt es selbst gehört«, sagte Bradford kichernd. »Daher schlage ich vor, dass ihr schleunigst abhaut, ehe sie merkt, dass das Gewehr in ihrer Reichweite ist und sie bereut, dass sie euch diesmal recht ungeschoren für das davonkommen lässt - was ihr nicht getan habt«, vollendete er seinen Satz nach
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