Sündige Liebe
inzwischen ist es mir gleich.«
»Von wem hast du es gehört?«
»Hannah hat es mir erzählt. Es war keine Absicht, aber es ist ihr herausgerutscht.«
»Hannah?«
»Aus Golden Oaks. Hannah ist meine beste Freundin. Sie machen ihr doch keinen Ärger, weil sie es mir erzählt hat? Das ist etwas anderes, als wenn ich es jemandem erzählen würde. Und das werde ich nicht tun. Ich wüsst e auch nicht, warum. Wenn Sie mich fragen, ist dieser ganze Krieg ein Wahnsinn. Sie kämpfen auf der einen Seite und Ihr Bruder auf der anderen - es ist verrückt. Aber heute abend haben Sie mir geholfen, und ich würde Ihnen um keinen Preis schaden wollen. Ich werde niemandem erzählen, dass Sie ein Yankee-Soldat sind. Ich schwöre es Ihnen.«
»Wenn du erst anfängst zu reden, dann redest du wie ein Wasserfall, Angela.« Sein Tonfall war wieder lockerer, und er ließ ihre Arme los.
»Ich will nur, dass Sie wissen, dass Ihr Geheimnis bei mir gut aufgehoben ist. Sie glauben mir doch, oder?« fragte sie flehentlich.
Er nahm die Zügel in die Hand, und sie fuhren weiter. »Das muss ich wohl. Ich nehme an, du hältst mich für einen Verräter?«
»Ich kann nicht einsehen, warum Sie ausgerechnet zu diesen Yankees halten müssen«, sagte sie finster. Dann lief ihr Gesicht dunkelrosa an. Glücklicherweise war es so dunkel, dass er ihre Verlegenheit nicht bemerken konnte. »Aber das ist wohl Ihre Angelegenheit.«
Bradfords Heiterkeit kehrte zurück. »Eigentlich ist das alles ganz einfach. Ich bin kein Südstaatler. Meine Familie hat nur die letzten fünfzehn Jahre im Süden verbracht. Vorher habe ich im Norden gelebt und eine Weile auch im Westen. Sogar nachdem mein Vater uns damit überraschte, dass er Golden Oaks gekauft hatte, und als die Familie schon hierhergezogen war, habe ich den größten Teil der letzten Jahre in der Schule und in Geschäften im Norden verbracht. Ich glaube nicht an Sklaverei. Und was noch wichtiger ist: Ich glaube nicht an eine geteilte Nation. Wenn man zulässt , dass Staaten sich lossagen und neue Nationen bilden, was sollte dann alle anderen Staaten davon abhalten, es ihnen gleichzutun? Wir würden als ein zweites Europa enden. Nein, meine Loyalität gehört dem Norden und der Union.«
»Aber Ihr Bruder ist zu den Konföderierten gegangen«, rief ihm Angela ins Gedächtnis zurück.
»Zachary ist ein Heuchler«, erwiderte Bradford, und seine Stimme war plötzlich eisig. »Er hat sich aus Gott weiß welchen Gründen den Konföderierten angeschlossen, aber mit Loyalität hat das nichts zu tun.«
»Seit wann sind Sie zurück? Ich meine ... «
Bradford kicherte. »Du bist wild entschlossen, herauszufinden, warum ich hier bin, nicht wahr?« sagte er zutraulicher. »Nun, das ist kein großes militärisches Geheimnis. Ich bin heute auf einem der großen Blockadebrecher angekommen, damit du es genau weißt. Ich gehöre gegenwärtig nicht mehr zur Armee. Ich bin während der siebentägigen Schlacht in Virginia verwundet worden, und deshalb hat man mich aus dem Dienst entlassen.«
»Aber Ihnen fehlt doch nichts mehr?« fragte sie erschrocken.
»Nein. Ich habe mir eine Brustverletzung zugezogen, und es wurde angenommen, dass ich nicht mehr davon genesen würde. Aber wie du siehst, habe ich diese Militärärzte zum Narren gehalten. «
Angela kicherte. »Das freut mich sehr.«
»Aber«, fügte er nachdenklich hinzu, »ich werde wieder ausrücken, sobald man Ersatz für meinen alten Truppenbefehlshaber gefunden hat. Wir haben uns nie von Angesicht zu Angesicht gesehen, und trotzdem hat er mir stärker zugesetzt als der Feind. Bis dahin habe ich sozusagen Urlaub von der Front. Zum Teufel, ich erzähle dir mehr, als ich sollte. Du hast eine Art, mir Sachen aus der Nase zu ziehen, Angel.«
Sie war wieder restlos in Bradford Maitland verliebt. Dies war der glücklichste Tag ihres Lebens.
»Jetzt habe ich wirklich genug über mich geredet«, sagte Bradford. »Erzähl mir von deiner Familie.«
»Meine Familie? Es gibt nur mich und meinen Papa.«
»Wer ist das?«
»William Sherrington.«
Angela sah, wie Bradford die Sti rn runzelte. »Dann war Charissa Stewart deine Mutter?«
»So hieß sie, ehe sie meinen Papa geheiratet hat«, antwortete Angela überrascht. »Aber woher wissen Sie das?«
»Du bist also Charissa Stewarts Tochter«, bemerkte er kühl und ging nicht auf ihre Frage ein.
»Haben Sie meine Mutter gekannt?«
»Nein, zum Glück habe ich diese - Frau nie getroffen«, entgegnete Bradford und verfiel
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