Sündige Liebe
Anziehen behilflich ist. Sie wird Ihre Zofe sein, oder mögen Sie sie vielleicht nicht?«
»Aber ich ... «
»Jetzt sind Sie aber still«, fiel ihr Hannah ins Wort, der Angelas Einwände bekannt waren. »Sie werden jetzt eine Dame sein, und Damen tun nichts selbst. Sie werden sich an viel gewöhnen müssen, Kind.«
Eine Weile später trug Angela ein steifes grünes Baumwollkleid mit einem ebenso groben Hemd darunter. Sie hätte viel lieber ihre alte, abgenutzte Hose und ihr Leinenhe m d getragen. Doch Hannah hatte diese alten Kleidungsstücke weggeworfen.
Angela hatte erfolglos versucht, sich dagegen zu wehren. Sie hatte auch eine halbe Stunde lang mit dem Mädchen, das ihre Zofe werden sollte, gestritten. Eulalia hatte Anweisung von Hannah erhalten, Angelas Haar in eine schickliche Frisur zu bringen. Ihr Haar reichte einige Zentimeter über ihre Schultern, und sie war es gewohnt, es in ordentlichen Zöpfen oder als Pferdeschwanz zu tragen. Diese Schlacht hatte sie gewonnen, und ihr kastanienbraunes Haar war säuberlich mit einem grünen Band zurückgebunden.
Als sie voller Nervosität ins Esszimmer trat, saß Robert noch dort und nippte schwarzen Kaffee.
»Ich dachte schon, du kämst nicht mehr runter«, sagte Robert, und bei ihrem Anblick trat ein warmes Lächeln auf seine Lippen. »Ich bin froh, dass ich doch noch gewartet habe.«
»Es tut mir leid, dass ich so lange gebraucht habe. Haben Sie schon gegessen?« Angela wünschte, er würde sie nicht so anstarren.
»J a, und es war eine erfreuliche Mahlzeit. Tildas Kochkunst zieht mich schon seit Jahren immer wieder nach Golden Oaks. Sie hat mir diesen Ort zu einem Zuhause fern der Heimat gemacht, wenn ich das so sagen darf. Doch jetzt muss ich zugeben, dass Golden Oaks eine weitaus größere Attraktion erworben hat«, setzte er bedeutungsvoll hinzu.
Angela errötete zu ihrem Leidwesen. »Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen«, sagte sie unbeholfen. »Aber wenn Sie Ihre Mahlzeit beendet haben, möchte ich Sie nicht aufhalten. Sie haben sicher Wichtigeres zu tun, als mir Gesellschaft zu leisten.«
Er lachte herzlich. »Mein liebes Mädchen, ich habe Zeit zur Genüge, und ich wüsst e nicht, wie ich sie besser verbringen könnte als mit dir.«
Angelas Gesicht lief rot an, und sie setzte sich und lud sich eilig etwas zu essen auf ihren Teller. Sie merkte, dass es ihr ein leichtes sein würde, Robert als Verbündeten zu gewinnen, doch sie fürchtete, das Opfer, das von ihr erwartet wurde, sei zu groß.
»Müssen Sie nicht eine Plantage führen, Mr. Lonsdale?« fragte sie betont.
»Nein, nicht solange mein Vater noch am Leben ist. Mein Vater kann meine Hilfe nicht gebrauchen, und, offen gesagt, bin ich froh darum. Der Krieg hat seinen Reichtum zwar gewaltig vermindert, aber die Steuern für die Schattenplantage konnte mein Alter gerade noch zahlen, und er kommt recht gut allein zurecht. Es ist fast so, als hätte es diesen Krieg nie gegeben. Ich gehe meinen Beschäftigungen nach und verbringe meine Zeit mit angenehmen Dingen.«
Seine Faulheit brachte Angela auf die Palme. »Zweifellos mit Trinken und Spielen. Die Söhne von Pflanze rn sind alle gleich. «
»Nicht alle«, gab Robert grinsend zurück. »Manche haben weniger Glück als ich.«
Sie starrte ihn entgeistert an. Er hatte ihre Aussage als Kompliment aufge fass t und nicht als Sarkasmus, den sie beabsichtigt hatte. Er war wirklich unerträglich. Sie hatte geglaubt, die Sorte Männer, die jeden Tag zu ihrem persönlichen Vergnügen verbrachte und anderen die Arbeit überließ, sei mit dem Krieg ausgestorben. Doch anscheinend hatte sie sich geirrt. Robert Lonsdale war einer dieser Männer.
»Vielleicht hast du Lust, heute Morgen auszufahren?« fuhr Robert selbstsicher fort. »Und dir die Schattenfarm anzuschauen? Vater hat beträchtliche Reparaturen durchgeführt, und sie ist wirklich wieder recht schön geworden. Während der letzten Kriegsjahre war sie heruntergekommen, weil die meisten Sklaven davongelaufen sind, als die Zeiten schlecht wurden. Aber sie sind schon bald wieder zurückgekommen, als sie herausgefunden haben, dass die Vorstellung der Yankees von Freiheit wesentlich schlechter ist als das, was sie vorher hatten.«
Angela fass te sich wieder. Robert konnte nichts dafür, dass er so war, und sie brauchte ihn als Freund und nicht als Feind. Sie hielt die beißenden Worte zurück und lächelte ihn statt dessen strahlend an. Sie war dankbar, eine Entschuldigung zu haben und sein Angebot
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