Sündige Liebe
fragte Crystal trotzig.
Jacob seufzte. »Angela soll ein Mitglied dieser Familie werden, und ich erwarte von euch, dass ihr sie als solches behandelt.«
»Das ist doch wohl nicht dein Ernst?« fragte Zachary lachend.
»Ich war in meinem ganzen Leben noch nicht ernster. Ich kenne Angela, seit sie auf der Welt ist, und ihr Wohlergehen hat mir immer am Herzen gelegen. Ich fühle ihr gegenüber wie ein Vater, und genau das wäre ich ihr gern, wenn sie es zulässt . Ich möchte ihr den Vater ersetzen, den sie verloren hat.«
Mittlerweile liefen die Tränen über Angelas Wangen. Alle Fragen, die sie sich gestellt hatte, waren von Crystal und Zachary gestellt und längst beantwortet worden. War es denn möglich? Wieso sollte das Glück ihr so hell erstrahlen?
»Du muss t mir verzeihen, Angela, dass ich dir all das nicht schon in meinem Arbeitszimmer gesagt habe, doch ich wollte es nur einmal sagen«, sagte Jacob zärtlich und fuhr dann fort: »Es tut mir auch leid, dass ich mich nicht deutlicher ausgedrückt habe, als ich mich nach dem Begräbnis mit dir unterhalten habe. Gibst du mir jetzt, nachdem du weißt, dass ich für dich sorgen will, deine Einwilligung?«
»Ich wäre eine Närrin, ihr freundliches Angebot abzulehnen, Mr. Maitland - ich meine, Jacob«, sagte sie. Sie muss te sich zusammennehmen, um nicht in weitere Tränen auszubrechen.
»Großartig!« Er sah herausfordernd in die Runde. Als niemand mehr etwas sagte, lächelte er und rief mit dröhnender Stimme- »Tilda, du kannst jetzt das Essen bringen.«
10
Die Nacht war lang, denn Angela hatte Schwierigkeiten, einzuschlafen. Sie verbrachte Stunden damit, sich an jedes Wort zu erinnern, das Jacob am Esstisch gesagt hatte.
Crystal hass te sie. Daran bestand für Angela kein Zweifel. Das mit Robert Lonsdale war eine ganz andere Geschichte. Er war anfangs überrascht gewesen, doch dann hatte Angela Heiterkeit an ihm entdeckt. Er hatte sie den ganzen Abend über angeschaut, als sei sie eine Stute, die zum Verkauf stand und taxiert werden muss te. Sie muss te sich vor Robert in acht nehmen, soviel stand fest.
Mit fortschreitender Nachtstunde machte sich Angela Sorgen um Bradford. Wie würde er reagieren? Ihr war plötzlich aufgefallen, dass ihm ihre Anwesenheit ebenso unlieb sein konnte wie seinem Bruder Zachary.
Beim Einschlafen dachte sie an ihren Vater.. Er war mürrisch gewesen und hatte oft zu tief ins Glas geschaut, aber sie hatte ihn geliebt. Ihre Kindheit war hart, aber sie hätte alles dafür gegeben, jetzt mit William Sherrington zu Hause sein zu können. Sie weinte sich in den Schlaf.
»Morgen , Missy.« Hannah machte sich bestens gelaunt im Zimmer zu schaffen. »Die Sonne scheint schon seit einer Weile. Sie schlafen doch sonst nicht so lange, oder?«
Angela machte die Augen auf, und Tageslicht flutete ins Zimmer. »Wie spät ist es?«
»Kurz nach acht.«
»Acht!« Angela sprang schnell aus dem Bett und lief zum Schrank.
»Wozu so eilig, Schätzchen?«
Angela blieb abrupt stehen, als sie merkte, dass kein Grund zur Eile bestand. Sie hatte keine Hausarbeiten zu erledigen.
»Ich muss vergessen haben, wo ich bin.«
Hannah lachte fröhlich. »Sie werden sich schnell genug an das bequeme Leben gewöhnen. Das einzige, worüber Sie sich Gedanken machen müssen, ist, ob Sie Ihr Frühstück unten einnehmen wollen, oder ob ich es auf einem Tablett nach oben bringen lassen soll.«
»Essen die anderen unten?« fragte Angela zaghaft.
»Nur Mr. Lonsdale. Master Jacob hat schon vor einer ganzen Weile gefrühstückt, und Miss Crystal frühstückt auf ihrem Zimmer.«
»Und Zachary?«
»Der ist heute Morgen in die Stadt gefahren«, erwiderte Hannah. »Er hat dort ein Anwaltsbüro. jetzt, nachdem der Krieg vorbei ist, versucht er, es wieder aufzubauen.«
»Dann werde ich wohl zum Frühstück runtergehen, Hannah«, sagte Angela. Solange sie nicht mit Crystal oder Zachary und deren offensichtlicher Ablehnung konfrontiert war, bestand kein Grund, in ihrem Zimmer zu bleiben. »Ich kann einfach nicht faul herumsitzen.«
»Braves Mädchen. Es wird viel Übung brauchen, jetzt, wo Sie nicht mehr viel zu tun haben. Nach dem Frühstück möchte Master Jacob Sie in seinem Arbeitszimmer sehen.«
»Habe ich schon wieder etwas falsch gemacht?«
»Nein, Goldkindchen, er will sich nur mit Ihnen unterhalten«, erwiderte Hannah schnell, und Angela war wieder wohler zumute. »Jetzt schicke ich Eulalia nach oben, damit sie Ihnen das Haar richtet und Ihnen beim
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