Sündige Liebe
Leckermäulchen?« fragte Robert kichernd.
»Das war ich noch nie. Aber ich sagte dir doch, dass ich dafür sorge, dass sie sich ihren Unterhalt verdient«, antwortete Crystal, die jetzt ebenfalls kicherte. »Mit dem Mädchen werden wir zu guter Letzt noch viel Spaß haben.«
»J a, vielleicht dehne ich meinen Besuch hier doch noch ein wenig aus«, sagte Robert nachdenklich und fügte dann hinzu: »Natürlich nur, um mir diesen Spaß nicht entgehen zu lassen. Ich wusst e gar nicht, dass du einen solchen Hang zur Grausamkeit hast, Schwesterchen. Wenn der Alte wüsst e, was ... «
»Sei still, Robert«, fauchte Crystal. Dann lächelte sie heimtückisch. »Vater Maitland wird nichts davon erfahren.«
Angela stand kurz vor den Tränen, als sie in die Küche zurückeilte. Wie konnte man bloß absichtlich brutal sein, einfach zum Spaß!
»Könnten Sie die Limonade noch ein bisschen nachsüßen?« fragte sie und bemühte sich, nicht zu zeigen, wie aufgebracht sie war.
»Tildas Limonade ist immer gut gezuckert«, antwortete Hannah überrascht. »Wenn Sie mehr Zucker wollen, werden Sie bald fett, Missy.«
»Oh, die ist doch nicht für mich«, sagte Angela schnell. »Die Limonade ist für Miss Crystal.«
»Warum holen Sie sie ihr?« fragte Hannah und legte die Sti rn in Falten.
»Sie hat mich dazu aufgefordert.«
»Und dann hat sie gesagt, dass die Limonade nicht süß genug ist?«
»Ja.«
»Mein Gott, was bildet sich das Mädchen ein!« rief Hannah aus. »Sie warten hier, Missy. Sie sehen Tilda zu, wie sie die Pfirsichtorte macht, und sonst tun Sie gar nichts. Ich bringe Miss Crystal die Limonade. Sie warten etwa zehn Minuten, und dann kommen Sie ins Arbeitszimmer von Master Jacob. Er wird Sie sprechen wollen.«
Zehn Minuten später öffnete Hannah die Tür des Arbeitszimmers, und Angela trat besorgt ein. Der große Raum reichte bis zur Rückseite des Hauses, und die rotgoldenen Strahlen der untergehenden Sonne strömten durch die Fenster in der Rückwand. Eine Wand war vom Boden bis zur Decke mit Büchern bedeckt, an einer anderen stand ein großer Gewehrschrank. Auf Holzsockeln standen ausgestopfte Tierköpfe, und an den Wänden hingen Bilder von Wildpferden und weiten Steppen. Die bodenlangen Gardinen waren dunkelbraun und die Möbel mit schwarzem Leder überzogen. Es war ein eindeutig männliches Arbeitszimmer.
»Hannah, sag den anderen, dass sie mich im Esszimmer erwarten. Ich werde mich um ein paar Minuten verspäten«, sagte Jacob.
»J a«, erwiderte Hannah und schloss mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen die Tür hinter sich.
Jacob ging um seinen Schreibtisch herum und führte Angela zu einem langen Sofa. »Meine Liebe, es ist etwas geschehen, was ich nicht verstehen kann, und ich glaube, dass du mir dabei behilflich sein kannst.«
»Ich möchte Ihnen gern behilflich sein, Sir«, entgegnete Angela eifrig.
»Hannah hat mir gesagt, du seist in die Küche gekommen, um ein Glas Limonade zu holen, und kurz darauf seist du zurückgekommen, um die Limonade nachzusü ß en. Ist das richtig?«
»J a, Sir.«
»Stimmt es auch, dass die Limonade für meine Schwiegertochter war?»
»J a, Sir.«
»Hat sie dich gebeten, ihr die Limonade zu holen, oder hat sie dich dazu aufgefordert?« fragte Jacob.
»Das macht doch keinen großen Unterschied«, gab Angela zurück.
»Was von beidem hat sie getan, Angela?«
»Wenn ich mich recht erinnere, hat sie mich dazu aufgefordert«, antwortete Angela demütig. Was hatte sie falsch gemacht?
»Und warum hast du ihr die Limonade gebracht?«
»Warum ich das getan habe? Oh, ich weiß, Sie haben gesagt, ich solle mich ausruhen, und ich hatte nicht vor, mich Ihren Wünschen zu widersetzen, aber ich bin es einfach nicht gewohnt, zu ruhen, Sir. Ich muss te mich mit irgendetwas beschäftigen, und deshalb bin ich nach unten gegangen, um zu sehen, ob ich mich nützlich machen kann. Ich habe Möbel abgestaubt, und dann ist Miss Crystal gekommen und hat mir gesagt, dass sie die Limonade haben will. Sie haben mir zwar noch nicht gesagt, worin meine Pflichten bestehen, aber ich dachte mir, es kann nichts schaden, wenn ich mit meiner Arbeit anfange. Es tut mir leid, wenn ich Sie erzürnt haben sollte, Mr. Maitland.«
»0 Angela, was soll ich bloß mit dir anfangen?« sagte er lachend. »Noch eine Frage, meine Liebe: Hat meine Schwiegertochter dich als Dienstmädchen behandelt?«
»Sie hat mich so genannt, als sie mit ihrem Bruder über mich sprach. Aber das ist eine alberne
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