Sündige Liebe
dringend erforderlich, dass Bradford am kommenden Tag wegen geschäftlicher Angelegenheiten nach New York zurückkehrte; andernfalls wäre er geblieben und hätte bei der Suche mitgeholfen. Er wollte möglichst schnell zu Ergebnissen kommen.
Bradford hass te Unklarheiten. Was hatte das Mädchen dazu gebracht, das zu tun, was sie getan hatte? Sie hatte ihn in dem Glauben gelassen, sie sei eine Hure und war dabei doch nie zuvor mit einem Mann zusammengewesen. Und warum hatte sie seine Weste genommen und nicht sein Geld?
Er muss te sie finden. Er wollte Antworten auf seine Fragen haben.
Aber weit mehr noch als alles andere wollte er sie. Allein der Gedanke an sie wühlte ihn auf. Er war noch nicht am Ende mit ihr. Ob so oder so - auf irgendeine Weise würde er sie wiederbekommen.
14
Als Bradford seine Wohnung in New York betrat, fand er ein Telegramm von David Welk und eine Nachricht von seiner Verlobten Candise Taylor vor. Er ließ den Brief unbeachtet liegen und riss eilig Davids Telegramm auf.
HABE DAS MÄDCHEN GEFUNDEN. HEISST ANGELA.
HABE GRUND ZUR ANNAHME, DASS SIE DAS LAND BALD VERLASSEN WIRD. VERHALTENSMASSNAHMEN ERBETEN.
»Verdammt noch mal!« fluchte er laut vor sich hin.
Er konnte gerade jetzt nicht wieder nach Springfield fahren, oder jedenfalls nicht in den nächsten Tagen. Und wenn das Mädchen bis dahin verschwunden war? Er durfte ihre Spur unter keinen Umständen verlieren.
Bradford kritzelte eilig Instruktionen für David auf einen Zettel und schickte einen Dienstboten damit los. Bradford hoffte, sich darauf verlassen zu können, dass David seine Anweisungen ausführen würde. Während er schrieb, frohlockte er: Angela ... sie heißt Angela!
David Welk stieg vor dem Bahnhof aus seinem Wagen und durchsuchte die Menschenmengen nach dem Mann, der mit Nachdruck nach ihm hatte schicken lassen. Endlich fand er den Mann, der ihm aus dem Bahnhofsgebäude zuwinkte. David eilte auf ihn zu.
»Und? Wo ist sie?« fragte David.
»Gleich da drüben, Sir. Neben der älteren Frau in Grün«, entgegnete der Mann. »Ich hätte nicht gedacht, dass Sie rechtzeitig ankommen würden. Der Zug fährt in etwa zehn Minuten ab.«
»Ist ein Polizist in der Nähe?«
»Direkt neben dem Eingang steht einer.«
David seufzte. »Holen Sie ihn.«
Als der Mann, den er engagiert hatte, um Angela zu überwachen, sich anschickte, seine Anweisung auszuführen, zog David Bradfords Telegramm aus der Tasche und las es noch einmal.
STELLEN SIE DAS MÄDCHEN UNTER BEOBACHTUNG.
FALLS SIE VERSUCHT, DAS LAND ZU VERLASSEN, MÜSSEN SIE SIE AUFHALTEN. VERHAFTUNG, FALLS ERFORDERLICH.
David schüttelte den Kopf. Ein beklagenswertes Vorgehen. Doch Bradford hatte ihm von der gestohlenen Weste erzählt. Insofern gab es einen Grund. Außerdem fiel ihm keine andere Möglichkeit ein, das Mädchen auf legale Weise hier festzuhalten, als sie zu verhaften.
Angela umarmte Naomi Barkley zum Abschied. »Vielen Dank, dass du mich zum Zug gebracht hast.«
» Vergiss nicht, mir zu telegraphieren, damit ich dich abholen kann, wenn du zurückkommst.«
»Das ist nicht nötig, Naomi«, protestierte Angela.
»Unsinn. Ich habe ohnehin nichts Besseres zu tun. Bist du sicher, dass du es dir nicht anders überlegen und deine Weihnachtsferien mit mir verbringen willst? Ich hätte dich schrecklich gern bei mir.«
Angela grinste und schüttelte den Kopf. »Du kennst mich doch. Mir ist jede Gelegenheit recht, vor diesem eklig kalten Wetter davonzulaufen.«
»Dann solltest du dich jetzt eilen, Liebes. Der Gepäckträger wartet schon darauf, dein Gepäck einzuladen.«
»Angela.«
Angela drehte sich um. Sie konnte sich nicht erinnern, den Mann, der hinter ihr stand, jemals gesehen zu haben. »J a?«
»Sie heißen doch Angela?«
Sie sah den Mann erstaunt an. Zwei weitere Männer standen hinter ihm. Einer von beiden war ein Polizist.
»Wer sind Sie?« fragte sie argwöhnisch.
»Ich bin Anwalt, Miss .«
Angela riss die Augen auf. O Gott, Jacob war etwas zugestoßen - sie wusst e es sofort.
»Sie bringen schlechte Nachrichten?«
»Heißen Sie Angela?« fragte der Mann beharrlich.
»J a, ja«, sagte sie besorgt.
Der Anwalt drehte sich zu dem Polizisten um und bat ihn zu sich. »Der Name stimmt, und die Beschreibung passt auf sie. Verhaften Sie sie.«
Angela schnappte nach Luft.
In diesem Augenblick stellte sich Naomi vor Angela und funkelte den Polizisten böse an. »Wagen Sie nicht, dieses Mädchen anzurühren! Sie ist Schülerin
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