Sündige Liebe
genug Geld sparen, um dorthin zu kommen, wo Sie hinfahren wollten.«
»Ich weiß es nicht, Sheriff Thornton«, sagte Angela, »aber ich danke Ihnen für Ihre Hilfe.«
Angela ging langsam durch den Gang zu ihrem Zimmer in Ella Crains Pension. Es war ein, gemütliches Zimmer mit selbstgeschreinerten Möbeln und einem breiten Doppelbett, in dem sie sich allnächtlich verlieren konnte.
Die zwei Wochen in dieser Kleinstadt kamen ihr wie zwei Jahre vor. Allen Mitreisenden aus der Kutsche war es möglich gewesen, bei der Bank, für die sie jetzt arbeitete, Geld abzuheben, und sie waren ihres Weges gezogen. Wie lange würde sie hier festsitzen? Sie hatte einen Moment lang daran gedacht, Jacob zu benachrichtigen, ihn um Geld zu bitten. Doch diese Überlegung hatte sie sogleich wieder verworfen. Das konnte zu nichts Gutem führen. Wenn Jacob sie auch liebte, so schämte er sich ihrer doch. Andernfalls hätte er sie als seine Tochter anerkannt.
Angela öffnete ihre Zimmertür und schloss sie langsam hinter sich. Sie lehnte sich an die Tür und schloss mit einem tiefen Seufzer die Augen. Worauf hätte sie sich freuen können? Nur auf das Abendessen in dem riesigen Speisesaal im Erdgeschoß. Dann würde sie wieder auf ihr Zimmer gehen und unruhig schlafen. Wann würde es anders werden? Würde sie den Rest ihres Lebens in dieser öden Kleinstadt verbringen?
Sie vernahm ein leises Geräusch, öffnete die Augen und sah sich um. Sie schnappte nach Luft, als sie den Mann sah, der sich auf ihrem Bett räkelte.
»Wer sind Sie?« schrie sie, und ihre Hand fuhr in die Tasche und schloss sich um den kleinen Derringer. »Was haben Sie in meinem Zimmer zu suchen?«
Der Fremde richtete sich auf einen Ellbogen auf, um sie anzusehen. Ein breites Grinsen trat auf seine Lippen. »Sie wollen mich doch nicht erschießen, Senorita, wenn ich hierhergekommen bin, um Ihnen einen Gefallen zu tun?«
»Woher wissen Sie, dass ich eine Waffe bei mir trage? Und ... « Angela hielt mitten im Satz inne und riss die Augen auf. »Sie! Sie sind es! Wie können Sie es wagen!«
»Ach, ich wage einiges, Senorita. Aber wie ich bereits sagte, bin ich gekommen, um Ihnen einen Gefallen zu tun«, antwortete er gelassen und setzte sich auf die Bettkante. Seine dunkelgrauen Augen musterten sie beständig.
Angela blieb mit einer Hand auf der Türklinke und der anderen am Abzug ihrer Waffe stehen. »Von was für einem Gefallen sprechen Sie?«
»Sie fürchten sich doch nicht vor mir, oder?« fragte er belustigt.
»Warum sollte ich?« erwiderte sie schroff und reckte ihr Kinn in die Luft. »Diesmal haben Sie Ihre Freunde nicht dabei, die Sie beschützen könnten.« Während sie sprach, ließ sie ihren Blick durch das Zimmer gleiten, um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht täuschte. Voller Selbstvertrauen sah sie ihn wieder an und fügte hinzu: »Ehe Sie die Waffe ziehen könnten, die in einem Halfter an ihrem Schenkel steckt, hätte ich Sie erschossen. Zweifeln Sie nicht daran.«
»Ich zweifle nicht daran«, sagte er beiläufig. »Sie sollten etwas lockerer werden. Ich will Ihnen nichts Böses tun.«
»Ich könnte Sie schon allein deshalb erschießen, weil Sie in meinem Zimmer sind. Und glauben Sie mir, nach dem, was Sie getan haben, ist diese Vorstellung recht verlockend. Und das Recht stände auf meiner Seite«, warnte sie ihn. »Sie wissen selbst, dass Sie steckbrieflich gesucht werden.«
»J a, ich habe die Aushänge gesehen«, sagte er und zuckte seine breiten Schultern. Dann stand er auf, um die Kerze neben dem Bett anzuzünden. »Sie haben mich gut beschrieben.«
»Was ... wie kommen Sie darauf, dass ich diese Beschreibung abgegeben habe?« fragte sie überrascht.
Er stand neben dem Nachttisch und sah sie an. Auf seinen üppigen Lippen stand ein Lächeln. »Die anderen haben mich nicht so genau gesehen wie Sie. Meine Anwesenheit ist ihnen nicht wirklich be wusst geworden.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen!«
Jetzt lachte er. »Natürlich wissen Sie das, Menina. Für Sie war ich nicht nur ein einfacher Bandit, sondern auch ein Mann. Und Sie waren für mich nicht nur eines der Opfer, sondern eine Frau, und dazu noch eine sehr schöne Frau.«
Angelas Kopf wurde heiß, als sie daran dachte, wie er sie berührt hatte. »Scheren Sie sich aus meinem Zimmer, bevor ich um Hilfe rufe und Sie verhaften lasse! Oder vielleicht sollte ich Sie doch einfach erschießen!«
Er ging ein paar Schritte auf sie zu. »Würden Sie mir das antun, nachdem ich
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