Sündige Liebe
ich Ihnen dafür auch dankbar sein?«
»Ah, eine solche Bitterkeit von einer solchen Schönen.« Er fuhr mit einem Finger über ihre Wange. »Wenn Ihr Schmuck und Ihre Juwelen aufgebraucht wären, hätten Sie sich ohnehin eine Anstellung suchen müssen. Stimmt's?«
»Wie kommen Sie darauf?« fragte sie, und ihr Erstaunen malte sich auf ihren Zügen.
»Wenn es jemanden gäbe, der Ihnen zu Hilfe kommt, Menina, dann wären Sie jetzt nicht hier«, erwiderte er. »Nein, ich glaube, Sie haben niemanden.«
»Nun, Senor, Sie irren sich. Ich habe nämlich sehr ein fluss reiche Freunde«, gab sie zurück. »Ich will mich nur nicht an sie wenden.«
»Vielleicht sagen Sie die Wahrheit, vielleicht auch nicht«, sagte er nachdenklich und beugte sein Gesicht noch dichter zu ihrem. »Aber welche Rolle spielt das schon? Jetzt werden Sie Ihre Reise fortsetzen. Sagen Sie mir, wohin Sie gehen, Menina, damit ich Sie wiederfinden kann.«
Ihre Antwort wurde abgeschnitten, als er mit seinen Lippen ihren Mund bedeckte. Trotz aller Wut färbte seine Leidenschaft auf sie ab. Seine Hände auf ihren Schultern hielten sie mit stählernem Griff fest, und er zog sie an sich. Sein Kuss war geschmolzenes Feuer.
Sie dachte nicht.
Sie gab ihrem Verlangen nach.
Sie wusst e nicht, wann er sie zum Bett getragen hatte, doch dort fand sie sich mit dem dunkelhaarigen Fremden wieder. Inzwischen zählte nichts anderes mehr, als durch seine Berührung neu geboren zu werden. Und als seine Hände anfingen, ihr Mieder aufzuschnüren, und seine Lippen der Spur seiner Finger folgten, konnte sie nicht mehr an sich halten.
»Bradford!« schrie sie heraus. »Bradford! Ich liebe dich.«
Sie öffnete die Augen und fand ein zorneskaltes Gesicht über dem ihren vor. Seine Augen jagten ihr Angst ein.
»Es tut mir leid!« keuchte sie. Ihr fiel nichts anderes ein.
»Was?« fragte er. »Tut es dir leid, dass du mir etwas vorgemacht hast? Oder tut es dir leid, dass ich nicht Bradford bin?«
»Sie verstehen nicht ... «
»0 doch«, sagte er und schnitt jede weitere Erklärung ab. Er beugte sich über sie und grub seine Finger in ihre Schultern. »Ich könnte dich dennoch nehmen, Menina. Du willst zwar einen anderen, aber ich könnte dich ihn vergessen lassen.«
»Bitte nicht! « flehte Angela mit Tränen in den Augen. »Bitte! «
»Warum?« fragte er. »Warum? Du hast mir das Gefühl gegeben, dass du willig bist. Und ich will dich immer noch.«
Angela schluchzte jetzt, doch ob aus Furcht oder aus Reue, wusst e sie selbst nicht zu sagen. »Aber ich liebe doch einen anderen - oder ich habe ihn wenigstens geliebt! Er war der einzige ... und obwohl es nie mehr dazu kommen kann, muss er der einzige bleiben.«
Der Mann fluchte heftig auf Spanisch und stand auf. Er blieb neben ihr stehen, blickte auf ihr tränenüberströmtes Gesicht nieder und sagte barsch: »Sie haben recht gehabt, Sen orita. Ich verstehe es wirklich nicht.« Er nahm den Derringer aus seiner Tasche und warf ihn neben sie auf das Bett. »Wenn ich eine Frau liebe, muss sie ganz bei mir sein und nicht in Gedanken einem anderen Mann gehören. Daher überlasse ich Sie Ihren Erinnerungen, und ich wünsche Ihnen alles Vergnügen, das sie darin finden können. Adios.«
38
Es dauerte nicht lange, bis Angela gepackt hatte. Kurz darauf trug sie ein hellblaues Reisekleid und eine dazu passende Brokatjacke und wartete auf die Kutsche. Außer ihr warteten drei weitere Leute, Männer mit dunklen Anzügen und Melonen, die in diesem fast unzivilisierten Landstrich auf komische Weise deplatziert wirkten.
Als der große dunkelhaarige Mann eintrat und sich neben sie setzte, stand Angela augenblicklich auf, doch er erhob sich gleichzeitig und nahm ihren Ellbogen. Er kam ihr nahe.
»Wenn ich glauben könnte, dass Sie sich an ein ganz anderes Leben gewöhnten, würde ich Sie nach Mexiko mitnehmen, auf das Land, das mir eines Tages wieder gehören wird, das Land, das man meiner Familie gestohlen hat.«
»Ich würde nicht mit Ihnen gehen«, sagte sie mit fester Stimme.
»Ich habe nicht gesagt, dass ich Sie um Ihre Zustimmung bitten würde, Menina«, erwiderte er ebenso fest.
Doch er hatte seine Arme so eng um ihre Taille geschlungen, dass sie nicht antworten konnte. Sie versuchte, sich von ihm loszureißen, doch er hatte zuviel Kraft. Während dieses Gefechts verblüffte sie beide eine Stimme, die hinter Angela ertönte.
»Verteilst du deine Gunst inzwischen so großzügig, Angela?«
»Grant!« keuchte sie und
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