Sündige Liebe
wirbelte zu den zornigen grünen Augen herum. »Was - was tust du hier?«
»Ich bin gerade erst in der Poststation angekommen. Aber vielleicht wäre es dir lieber, wenn ich nicht da wäre«, sagte er und sah den Halunken finster an.
»Hör jetzt endlich mit deinen Mutmaßungen auf!« fauchte Angela. »Das ist - ein Freund von mir. Wir haben uns gerade verabschiedet.«
Der Bandit lachte leise. »J a«, stimmte er zu und führte Angelas Hand langsam an seine Lippen. »Ich hoffe, wir werden uns eines Tages wiedersehen. Bis dahin, adios.«
Er entfernte sich eilig. Angela drehte sich zu Grant um. Sie war auf die Strafpredigt ge fass t, die sie jetzt gewiss erwartete. Doch sie war schockiert, als er sagte: »Ich habe dich ver miss t.«
Was sollte sie darauf sagen?
»Bist du deshalb hier?«
»Nein«, erwiderte Grant mit düsterer Stimme. » J im MacLaughlin ist auf die Ranch gekommen, weil er dich suchte. Er hat mich gebeten, ihm zu helfen.«
»Was will er von mir?«
Grant sah mit feierlichem Blick auf den Fußboden. »Er hat einiges mit dir zu besprechen, Angela ... Jacob Maitland ist tot.«
Er half der tief betroffenen jungen Frau, die Poststation zu verlassen. Sie waren beide so in ihre Gedanken vertieft, dass keiner den Mann bemerkte, der sich in einer Ecke hinter seiner Zeitung versteckt hielt. Er war soeben eingetroffen, und Angela hatte ihn nicht gesehen.
Billy Andersons Augen funkelten. Es war ihm gelungen! Er war Jim McLaughlin von Mobile bis hierher gefolgt, da er wusst e, dass der Anwalt geschäftliche Dinge mit Angela zu besprechen hatte. Billy war sicher gewesen, dass er ihn zu ihr führen würde. Für das, was er im Sinn hatte, war jetzt nicht der rechte Zeitpunkt, aber Billy hatte Geduld. Er hatte schon so viele Jahre gewartet, dass es keine Rolle spielte, ob er noch etwas länger warten muss te.
Eine Stunde später saßen Angela und Jim McLaughlin in einem kleinen Büroraum der Bank, und er las ihr aus dem langen Dokument vor. Sie versuchte, ihm zuzuhören, doch die Worte drangen nicht zu ihr durch. Sie saß ganz still auf einem Stuhl mit harter Lehne und sah mit ausdruckslosem Blick auf das Papier in Jims Hand. Doch was sie sah, war Jacob, wie er in seinem Arbeitszimmer saß und seine Augen aufleuchteten, wenn sie hereinkam, um ihm bei den Büchern zu helfen. Und Jacob im Esszimmer , Jacob mit seinem leicht ergrauten Haar, der sich zur Seite lehnte, um ihr etwas zuzuflüstern. Jacob.
Jacob tot? Nein, er muss te noch in Golden Oaks sitzen und Anweisungen geben. Jacob war zu wirklich, um tot zu sein. Warum saß Jim McLaughlin bloß hier und las Jacobs Letzten Willen vor?
»Haben Sie alles verstanden, was ich Ihnen vorgelesen habe, Angela?« fragte Jim McLaughlin freundlich.
»Was?«
Sie sah mit ausdruckslosem Blick zu ihm auf.
»Ich sehe, dass es ein Schock für Sie war, Angela«, sagte Jim.
»Ich werde es noch einmal in knapper Form für Sie zusammenfassen«, fuhr er fort. »Sie bekommen zwanzigtausend jährlich, die Sie auf jeder beliebigen Bank abholen können. Ferner gehören zwei Wohnhäuser jetzt ausschließlich Ihnen -ein behagliches Stadthaus in Massachusetts und ein kleines Anwesen in England. Ferner können Sie jedes Wohnhaus des umfangreichen Maitlandschen Besitzes nach Belieben benutzen. Sollte Ihnen jemand den Zutritt versagen - ich vermute, das ist auf Bradford gemünzt, da diese Besitztümer jetzt ihm gehören -, so wird derjenige enterbt. Diese Klausel ist hart, aber Jacob hat darauf bestanden. Abgesehen von alledem gehört Ihnen die JB Ranch jetzt zur Hälfte, wogegen die andere Hälfte Bradford gehört. Die Ranch ist sehr groß, etliche tausend Morgen Land, und meines Wissens wird sie im Augenblick wieder hergerichtet. Sobald diese Ranch bewirtschaftet wird, werden Sie eine sehr reiche Frau sein, noch viel reicher, als Sie bereits sind.«
Angela lauschte erstaunt. Jacob hatte sich als ungewöhnlich großzügig erwiesen. Geldsorgen brauchte sie sich nicht mehr zu machen.
»Wenn ich Ihnen einen Rat geben darf, Angela, dann halte ich es für eine gute Idee, wenn Sie sich für eine Weile auf die Ranch zurückziehen. Grant Marlowe wird wieder auf die Ranch zurückfahren, und er könnte mit Ihnen gemeinsam reisen. Dort haben Sie Zeit, über den ersten Schock hinwegzukommen, den Jacobs Tod bei Ihnen ausgelöst hat, und dann können Sie entscheiden, was Sie tun wollen. Die Möglichkeiten sind unbegrenzt. Eine wäre, dass Sie reisen, und Sie würden noch nicht einmal in Hotels
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