Sündige Rache
Ziehwagen verfrachtet, in dem sie zappelten und mit den kleinen Fäustchen drohten, als hätte man ihnen ein besonderes Unrecht angetan. Das Kleine, das mehr oder weniger selber laufen konnte, fiel auf seinen dick wattierten Po, juchzte begeistert und wurde schließlich mit einem Sicherheitsgurt versehen.
Die beiden größten Kinder wurden angewiesen, einander an der Hand zu nehmen, und es gab noch einen kurzen verzweifelten Moment, bis die Jacke des kleinen Jungen gefunden worden war. Der Lärmpegel erreichte einen gefährlichen Höhepunkt, doch sobald der kleine Trupp vor der Tür war, wurde es in der Wohnung schlagartig still.
»Ich werde Sie nicht bitten, sich zu setzen«, meinte Patsy steif. »Und ich werde Ihnen auch keine Erfrischungen anbieten. Mein Mann war ein guter, grundehrlicher Mensch.« Ihre Stimme bebte und wäre beinahe gebrochen, doch sie fuhr tapfer fort: »Er hätte nie etwas getan, um seinen, meinen und den Namen unserer Kinder zu entehren.«
»Das weiß ich, Mrs Kohli«, antwortete Eve und stoppte dadurch die leidenschaftliche Tirade, ehe sie noch mehr in Schwung geriet. »Alles, was ich bisher im Verlauf meiner Ermittlungen zum Mord an Ihrem Mann herausgefunden habe, bestätigt mir, dass er ein guter Polizist gewesen ist.«
»Wie können Sie dann derart bösartige Lügen über ihn verbreiten? Wie können Sie die Leute – seine eigenen Kollegen – denken lassen, dass er Geld genommen hat?«
»Patsy.« Ehe Eve etwas erwidern konnte, nahm Clooney die Witwe sanft am Arm. »Lieutenant Dallas macht wirklich nur ihren Job, genau wie Taj. Komm, setz dich.«
»Ich will Antworten auf meine Fragen.« Trotzdem ließ sie sich von Clooney zu einem Sessel führen und nahm dort gehorsam Platz. »Ich habe es verdient, dass man mir Antworten auf meine Fragen gibt.«
»Ja, Madam, das haben Sie. Allerdings ist das Einzige, was ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann, dass ich erfahren habe, dass Detective Kohli undercover tätig war und dass es Teil seiner Tarnung war, so zu tun, als nähme er verbotene Gelder an. Er war Teil einer Operation, mit der die Korruption innerhalb der Polizei aufgedeckt werden sollte. Ich bin der Meinung, Mrs Kohli, dass er in Ausübung seines Dienstes umgekommen ist. Das wird auch in meinem offiziellen Bericht zu lesen sein.«
»Ich verstehe nicht …« Sie vergrub den Kopf zwischen den Händen und schüttelte ihn gramgebeugt. »Ich verstehe das alles nicht.«
»Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich es Ihnen nicht genauer erklären, Mrs Kohli. Aber ich will den Mörder Ihres Mannes finden, und Sie können mir dabei helfen.«
Patsy richtete sich auf.
»Ich weiß nicht, wie ich Ihnen helfen könnte. Verzeihung, bitte nehmen Sie doch Platz. Ich hole Ihnen schnell einen Kaffee.«
»Das ist echt nicht -«
»Ich brauche etwas Zeit, um mich zu beruhigen. Wenn Sie mich also bitte kurz entschuldigen.«
»Sie hält sich wirklich tapfer«, murmelte Sergeant Clooney, nachdem Patsy aus dem Raum gegangen war. »Beinahe zu gut. Ich schätze, dass sie das der Kinder wegen tut. Aber als dann noch das hier kam …«
»Was ist ›das hier‹, Clooney?« Eve wandte sich ihm zu. »Was haben Sie ihr erzählt?«
»Dass ihr Mann ein guter Mensch gewesen ist. Und dass Sie nur Ihre Arbeit machen«, schnauzte er zurück.
Er machte eine Pause und hob, während er um Fassung rang, die Hand. »Hören Sie, ich habe keine Ahnung, woher sie die Information hat, dass Sie versuchen, ihren Mann in den Dreck zu ziehen. Das hat sie mir nicht gesagt. Alles, was ich weiß, ist, dass sie vor ein paar Stunden bei mir angerufen hat. Sie war regelrecht hysterisch.«
Er nahm einen kleinen Spielzeuglaster vom Kissen auf dem Sofa und drehte ihn in seiner Hand. »Kinder«, sagte er versonnen. »Wenn man Kinder im Haus hat, weiß man nie, worauf man sich als Nächstes setzt.«
»Was hat sie von Ihnen gewollt, Sergeant?«
»Beruhigung. Das ist das, was alle Angehörigen in der Situation wollen. Und ich habe versucht, ihr das zu geben. Ich hatte in den letzten beiden Tagen schon alle möglichen Gerüchte über Taj gehört, aber nicht viel darauf gegeben.« Er unterbrach sich und musterte Eve scharf. »Ich kenne Sie nicht, weshalb ich natürlich nicht sicher sagen konnte, dass all das Gerede nur blanker Unsinn war. Aber es gehört effektiv nicht zu meinen Aufgaben, die Angehörigen noch weiter aufzuhetzen, weshalb ich mir, seit ich hier bin, die größte Mühe gegeben habe, ihre Aufregung zu dämpfen.«
»Das klingt
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