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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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so viel, dass er zufrieden in seiner kleinen Festung sitzen und sich darüber freuen konnte, dass er mir auf meinem eigenen Terrain ans Bein gepinkelt hat. Nur sieht es so aus, als ob er, wie bei allen Dingen, irgendwann ein wenig nachlässig geworden ist. Und genau die nachlassende Wachsamkeit ist es, die ihn so gefährlich macht. Vielleicht hat der Bulle, der als Theker hier gejobbt hat, irgendwas gemerkt. Und bevor er die Sache weiterverfolgen konnte, war er schon tot.«
    Sie war so bleich geworden, dass ihre Haut beinahe durchsichtig erschien. »Sie glauben, dass Ricker den Polizisten ermordet hat?«
    Er zog an seiner Zigarette und bedachte sie durch die ausgestoßene Rauchwolke mit einem ausdruckslosen Blick. »Nein, oder zumindest nicht direkt. Aber das Timing ist durchaus interessant. Schlechtes Timing für den Polizisten, möglicherweise für mich, aber vor allem und auf jeden Fall für Sie.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    Sie versuchte einen Schritt zurück zu machen, doch er legte eine Hand auf ihren Arm und drückte warnend zu. »Nicht.« Er sprach in ruhigem Ton, merkte aber trotzdem, dass ein furchtsamer Schauder durch ihren Körper rann. »Dadurch würden Sie mich nur wütend machen, weiter nichts. Ich will wissen, wie er es geschafft hat, Sie auf seine Seite zu ziehen. Ich stelle Ihnen diese Frage, weil wir beide – Sie und ich – seit geraumer Zeit so etwas wie Freunde sind.«
    »Sie müssen doch wissen, dass nichts zwischen mir und Ricker ist.«
    »Ich hatte gehofft, dass dem so wäre.« Er legte den Kopf schräg. »Sie zittern. Glauben Sie, ich würde Ihnen wehtun? Haben Sie jemals erlebt, dass ich mich an einer Frau vergreife, Rue?«
    »Nein.« Eine einzelne, dicke Träne rann über ihre bleiche Wange, als sie erstickt erklärte: »Nein, das würden Sie nicht tun. Das entspricht nicht Ihrer Art.«
    »Aber er würde es tun. Also, womit genau hat er Ihnen gedroht?«
    Jetzt war es die Scham, die ihr die Tränen in die Augen trieb und ihre Stimme heiser klingen ließ, als es aus ihr herausbrach: »O Gott, Roarke. Es tut mir Leid. Es tut mir furchtbar Leid. Eines Tages haben mir zwei von seinen Männern auf der Straße aufgelauert, mich in sein Haus geschleppt und er – Himmel, er saß vor einem opulenten Mittagessen in seinem Wintergarten und hat mir in ruhigem Ton erklärt, was er von mir will, und was mit mir passieren würde, wenn ich ihm nicht zu Diensten bin.«
    »Also haben Sie brav genickt.«
    »Anfangs nicht.« Mit zitternden Fingern zog sie eine Zigarette aus der Schachtel, versuchte sie sich anzustecken, brauchte aber Roarkes Hilfe, damit sie sie entzündete. »Sie sind immer gut zu mir gewesen. Sie haben mich immer respektvoll und fair behandelt. Ich weiß, Sie müssen mir nicht glauben, aber ich habe ihm gesagt, dass er zur Hölle fahren soll. Ich habe ihm gesagt, wenn Sie dahinterkämen, was er vorhat, würden Sie … na ja, ich habe mir alle möglichen, interessanten, gemeinen Dinge ausgedacht. Aber er hat dagesessen und hat mich mit seinem Lächeln fixiert, bis ich mit meiner Rede fertig war. Ich hatte Angst. Ich hatte fürchterliche Angst. Er hat mich angeguckt, als wäre ich ein Käfer, den er, wenn es ihm in den Sinn kommt, mühelos zerquetscht. Dann hat er einen Namen und eine Adresse genannt. Den Namen und die Adresse meiner Mutter.«
    Als ihr Atem stockte, hob sie ihren Brandy an den Mund und trank einen großen Schluck. »Er hat mir Videos gezeigt. Er hat sie beobachten lassen – in dem kleinen Häuschen auf dem Land, das ich ihr gekauft hatte, bei dessen Kauf Sie mir behilflich gewesen sind. Beim Einkaufen, beim Besuch einer Freundin, bei allem, was sie macht. Ich wollte wütend werden, aber meine Angst war stärker. Er hat mir in gleichmütigem Ton erklärt, dass meiner Mutter, wenn ich meine Augen vor seinen kleinen Geschäften verschließe, nichts passiert. Im Grunde wäre es für niemanden von Nachteil, wenn ich einfach ab und zu nicht hingucke, und meiner Mutter blieben dadurch Vergewaltigung, Misshandlungen und Verunstaltungen erspart.«
    »Ich hätte verhindert, dass er Ihrer Mutter etwas tut. Sie hätten sich mir anvertrauen können. Ich hätte sie beschützt.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Er kennt genau die Schwachstellen der Menschen. Das ist sein besonderes Talent. Und er drückt auf diese Stellen, bis man alles tut, nur damit er endlich aufhört. Also habe ich Sie letztendlich verraten, damit meiner Mutter nichts passiert.« Sie wischte sich die Tränen

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