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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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später und nickte in Richtung des Codeschlosses und der Überwachungskamera. »Wir gehen trotzdem einfach rein. Ich will, dass er, wenn wir vor seiner Tür stehen, völlig unvorbereitet ist.«
    Webster öffnete den Mund, um sie daran zu erinnern, dass sie keinen Haftbefehl hatte, klappte ihn dann aber wieder zu. Schließlich war sie der Boss.
    Sie schob ihren Generalschlüssel ins Schloss und gab die Nummer ihres Dienstausweises ein. Ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem hätte sich noch den Grund für ihr Erscheinen nennen lassen, dieses jedoch schloss ohne weiteres die Haustür auf.
    »Vierte Etage«, sagte sie zu Webster und trat auf den einzigen Fahrstuhl des Gebäudes zu. »Hast du deinen Stunner eingesteckt?«
    »Ja.«
    »Ich war mir nicht sicher, ob ihr Typen von der Dienstaufsicht jemals etwas anderes als einen Kalender in der Tasche habt. Lass die Waffe stecken.«
    »Was hast du denn gedacht? Dass ich die Tür eintreten und wild durch die Gegend ballern würde? Ich bin doch kein Idiot.«
    »Dienstaufsicht, Idiot. Dienstaufsicht, Idiot. Mir war noch nie ganz klar, worin der Unterschied besteht. Aber genug gescherzt. Halt dich im Hintergrund«, wies sie den Kollegen an, als sie den vierten Stock erreichten. »Ich will nicht, dass er dich sieht, bevor er seine Tür aufmacht.«
    »Vielleicht macht er dir ja gar nicht auf.«
    »Doch, das wird er. Er fragt sich nämlich schon die ganze Zeit, was für ein Mensch ich bin.« Sie drückte auf die Klingel. Wartete. Und bemühte sich, da sie spürte, dass sie durch den Spion beobachtet wurde, um ein möglichst ausdrucksloses Gesicht.
    Eine Minute später machte Clooney auf. »Lieutenant, ich habe Sie gar nicht -« Er brach ab, als Webster hinter ihr erschien. »Ich habe nicht mit Besuch gerechnet.«
    »Dürfen wir vielleicht reinkommen, Sergeant, und uns kurz mit Ihnen unterhalten?«
    »Aber sicher. Achten Sie bitte nicht auf das Durcheinander. Ich war gerade dabei, mir auf die altmodische Art ein Butterbrot zu machen.«
    Er trat lässig einen Schritt zurück. Ein guter, smarter Polizist, sollte sie später denken. Deshalb fiel es ihr nicht rechtzeitig auf.
    Mit einer schnellen, flüssigen Bewegung riss er das Messer hoch und zielte mit der Spitze direkt auf ihren Hals. Aber auch sie war eine gute, smarte Polizistin. Vielleicht wäre es ihr gelungen, dem Messer auszuweichen. Doch diese Frage bliebe wohl für ewig ungeklärt.
    Denn im selben Augenblick versetzte Webster ihr von hinten einen derart harten Stoß, dass sie zur Seite kippte, und schirmte sie mit seinem eigenen Körper ab.
    Sie schrie, als sich sein Blut in einer dickflüssigen Fontäne über ihr ergoss. Schrie, als Webster neben ihr zusammenbrach. Rappelte sich eilig wieder auf, zückte, als Clooney durch das Zimmer stürzte, ihren Stunner und legte auf ihn an. Wenn sie ohne Vorwarnung von hinten auf ihn geschossen hätte, hätte sie ihn gehabt. Doch das instinktive Zögern, die tief sitzende Loyalität kosteten sie ein paar wertvolle Sekunden.
    Weshalb er unbeschadet aus dem Fenster klettern konnte und über die Feuerleiter in Richtung Bürgersteig entschwand.
    Sie stürzte zu Webster. Sein Atem ging stoßweise und flach, und das Blut strömte aus einer langen Schnittwunde, die von seiner Schulter quer über seine Brust verlief.
    »Mein Gott. Mein Gott.«
    »Ich bin okay. Sieh zu, dass du ihn kriegst.«
    »Halt den Mund. Halt bloß den Mund.« Sie sprang auf die Füße, rannte zum Fenster, riss ihr Handy aus der Tasche, brüllte: »Ein Kollege ist verletzt. Ein Kollege ist verletzt.« Sie nannte die Adresse und beugte sich gleichzeitig suchend nach Clooney aus dem Fenster. »Ich brauche sofort einen Arzt. Der Verdächtige flieht zu Fuß in Richtung Westen. Er ist bewaffnet und gefährlich. Männlich, weiß, sechzig Jahre alt.«
    Während sie sprach, streifte sie sich ihre Jacke von den Armen und riss ein paar frische Handtücher aus einem Schrank. »Eins fünfundsiebzig groß, zirka achtzig Kilo schwer. Graue Haare, blaue Augen. Die Person steht unter Verdacht, mehrere Morde begangen zu haben. Halt durch, Webster, du blöder Hurensohn. Wenn du mir unter den Händen wegstirbst, bin ich so sauer auf dich wie nie zuvor.«
    »Tut mir Leid.« Als sie sein Hemd aufriss und die doppelt gefalteten Handtücher auf seine Wunde presste, atmete er röchelnd ein. »Himmel, das tut unheimlich weh. Was zum Teufel …« Er kämpfte verzweifelt darum, nicht das Bewusstsein zu verlieren. »Was zum Teufel ist das für ein

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