Sündige Rache
Sie informiert. Wie sieht's aus, kann man Ihnen leicht Angst machen, Nadine?«
»He, ich bin mal mit einem Zahnarzt gegangen. Seither macht mir nichts mehr so leicht Angst.«
»Gut, aber trotzdem seien Sie besser auf der Hut. Bei der Geschichte geht es nämlich unter anderem um Max Ricker.«
»Meine Güte, Dallas. Lassen Sie uns heiraten. Was haben Sie gegen diesen Typen in der Hand? Ist das, was Sie haben, bereits offiziell bestätigt? Für eine Story über Ricker werde ich bestimmt mit einem Emmy oder, nein, nein, mit einem Pulitzer belohnt.«
»Immer mit der Ruhe. Wie gesagt, Nadine, zehn Uhr dreißig in meinem Büro. Und falls ich vorher irgendetwas von der Sache höre, können Sie das Interview mit mir vergessen, und ich kriege Sie obendrein am Arsch.«
»An meinem hübschen Hintern«, verbesserte Nadine. »Aber keine Sorge, ich werde schweigen wie ein Grab.«
Daraufhin brach Eve die Übertragung ab, grübelte kurz über ihr weiteres Vorgehen nach und fragte, als sie merkte, dass McNab und ihre Assistentin sie sprachlos beobachteten: »Gibt es vielleicht irgendein Problem?«
»Nein, Sir, wir sind beide bei der Arbeit. Ich habe bereits die ersten zehn Minuten der Aufnahmen durch.«
»Beeilen Sie sich ein bisschen mehr.«
»Wenn ich vielleicht vorher um ein kleines Frühstück bitten dürfte?«
»Sie sind seit über acht Stunden im Haus, weshalb die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass es hier nichts mehr zu essen gibt.« Sie blickte erneut zu der Verbindungstür, war ernsthaft in Versuchung, doch bei ihm zu klopfen, und nur durch Feeneys plötzliches Erscheinen blieb ihr die Entscheidung erspart.
»Hier.« Er legte ein paar Disketten auf den Tisch, warf sich auf einen Stuhl, streckte seine Beine aus und meinte: »Die Ergebnisse der Diagnose und der Analyse des Computers von Mills' Wagen. Ich habe mir das Ding von allen Seiten und von innen und von außen angesehen. Ich schwöre dir, die Kiste wurde ganz eindeutig nicht manipuliert.«
»Wurde Mills' eigener Code benutzt?«
»Nein. Wenn dem so gewesen wäre, hätte ihm der Mörder diesen Code entlocken müssen.« Feeney zog die Tüte voller Nüsse, die er immer bei sich hatte, aus der Tasche und schob sich traurig eine gezuckerte Mandel in den Mund. »Es war ein Notfall-Code – ein alter, der aber bei diesem Gerät noch funktioniert. Es ist einer der Codes, den die Instandhaltung benutzt, wenn sie fahruntüchtige Kisten transportieren oder überprüfen muss. Seit ein paar Jahren haben sie ein neues Codesystem, aber die alten Wagen springen nach wie vor auf die alte Nummernfolge an. Nur hat unser Mann zusätzlich noch eine Chipkarte gebraucht.«
»Mills' Karte steckte noch in seiner Tasche.«
»Ja.« Feeney nickte. »Ja, das hattest du mir schon erzählt. Tja, auf alle Fälle ist der Killer wie nach Lehrbuch vorgegangen, alles ganz korrekt und Schritt für Schritt.«
Feeneys Erklärung passte, und seine unglückliche Miene machte deutlich, dass er dieselben Gedanken und Befürchtungen hegte wie Eve.
»Okay, also sind wir offensichtlich wirklich auf der Suche nach einem entweder noch aktiven oder aber pensionierten Polizisten.«
Feeney biss erneut in eine Nuss. »Verdammt.«
»Beide Opfer haben ihren Mörder gekannt und ihm entweder vertraut oder ihn zumindest nicht als gefährlich betrachtet.« Sie trat hinter ihren Schreibtisch und schaltete einen der Wandbildschirme an. »Kohli«, fing sie an und zeichnete ein Diagramm, »Mills und Martinez. Roth ist das Bindeglied zwischen allen dreien. Im Zentrum steht Max Ricker. Wer hat noch etwas mit der Sache zu tun?«
Sie rief die Namen aller Mitglieder des mit dem Fall Ricker befassten Rauschgiftdezernates auf. »Wir werden alle diese Polizisten überprüfen.«
Sie machte eine kurze Pause und sah die anderen nacheinander an. »Und zwar auf Herz und Nieren. Ich möchte, dass dabei so unauffällig wie möglich vorgegangen wird. Konzentriert euch vor allem auf ihre Finanzen. Sowohl Kohli als auch Mills hatten Gelder unbekannter Herkunft versteckt. Folgt der Spur des Geldes.«
»Verteufelt«, entfuhr es McNab, als er all die Namen las. »Lieutenant, falls die beiden korrupt gewesen sind, falls sie Geld von Ricker oder jemand anderem genommen haben, weshalb hat man sie dann umgebracht? Weshalb hätte ein Kollege ihnen ans Leder gehen sollen? Was hätte er davon gehabt?«
»Glauben Sie etwa tatsächlich, dass es unter Dieben so etwas wie einen Ehrenkodex gibt, McNab?«
»Nein … oder – na ja –
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