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Sündige Rache

Sündige Rache

Titel: Sündige Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Stattdessen nahm sie eine der vielen bunten Decken von der Couch, deckte Mavis damit zu, richtete sich wieder auf und presste, als sich alles um sie drehte, eine Hand an den Kopf.
    »Ja, noch immer halb betrunken. Das ist gar nicht schlecht.«
    Sie verließ die Wohnung und ließ die Schultern kreisen wie ein Boxer, ehe er den Ring betrat. Sie würde eine Einigung mit Roarke erzielen. Dafür war es allerhöchste Zeit.
    Als sie aus dem Haus trat, traf die frische Luft sie wie eine Faust. Ein paar Sekunden blieb sie stehen, atmete ein paar Mal tief durch und marschierte dann in einer beinah geraden Linie auf ihren Wagen zu. Für die Fahrt nach Hause schaltete sie klugerweise den Autopiloten ein.
    Sie würde diese Sache ein für alle Male mit ihm klären, dachte sie. Oh, ja. Und wenn sie ihn dazu verführen müsste … nun, alles hatte seinen Preis.
    Dieser Gedanke brachte sie zum Lachen, und prustend lehnte sie sich auf dem Fahrersitz zurück.
    Diese Gegend von New York wirkte unglaublich fröhlich, fand sie. Die Geschäfte der Schwebegrill-Betreiber liefen, da unzählige Fußgänger die Gehwege bevölkerten, wahrscheinlich ziemlich gut. Auch die Taschendiebe, dachte sie beinahe zärtlich, hatten angesichts der Scharen argloser Touristen sicher einen wunderbaren Tag.
    Nach angebrannten Sojawürstchen und rehydrierten Zwiebeln stinkender, fettiger Rauch stieg direkt vor ihrem Wagen in den Himmel auf. Zwei Straßen-LCs stritten sich lautstark an der Ecke Sechster/Zweiundsechzigster, und ein hoffnungsvoller Freier feuerte die beiden an. Ein Taxi versuchte, ein anderes zu überholen, verschätzte sich dabei mit dem Abstand, die Stoßstangen der Fahrzeuge stießen aneinander, und wie zwei Raketen schossen beide Fahrer mit geballten Fäusten hinter ihren Lenkrädern hervor.
    Himmel. Sie liebte diese Stadt.
    Eine Schar kahl rasierter Jünger der so genannten Reinen Sekte, die sich hier eindeutig außerhalb ihres gewohnten Territoriums befand, marschierte eilig den Bürgersteig hinauf. Ein Werbeflieger glitt trotz abendlichen Flugverbots für diese Dinger dicht über sie hinweg, und eine Stimme pries die Freuden eines All-Inclusive-Trips nach Vegas II. Hin- und Rückflug sowie drei Nächte in einem Luxusdoppelzimmer, und das alles für den Supersonderpreis von zwölftausendfünfundachtzig Dollar.
    Was für ein Schnäppchen, dachte sie entzückt.
    Während der Flieger rumpelnd Richtung Downtown flog, fuhr sie selber in der entgegengesetzten Richtung weiter.
    Der Fußgängerverkehr nahm ab, die Menschen wurden schicker, und sogar die Schwebekarren wirkten plötzlich elegant.
    Willkommen in Roarkes Welt, dachte sie und lachte amüsiert über sich selbst.
    Als sie vor der Einfahrt ihres Grundstücks hielt, tauchte mit einem Mal eine Gestalt vor ihrem Wagen auf. Eve quietschte leise auf, zum Glück jedoch hatte der Autopilot des Fahrzeugs das Hindernis noch rechtzeitig erkannt.
    Aus ihrem leichten Ärger wurde heißer Zorn, als sie sah, dass Webster aus dem Dunkel an ihre Scheibe trat.
    Sie rollte das Fenster herunter und funkelte ihn böse an. »Hast du vielleicht einen Todeswunsch? Dies ist ein Dienstfahrzeug, und ich hatte obendrein auf Autopilot gestellt.«
    »Was wahrscheinlich gut ist, denn du siehst ein bisschen angeschlagen aus.« Schläfrig, mehr als etwas angetrunken und durch und durch verführerisch. »Hast du dir einen schönen Abend in der Stadt gemacht?«
    »Du kannst mich mal, Webster. Was willst du?«
    »Ich muss mit dir reden.« Er blickte zum Tor. »Es ist nicht gerade einfach, sich hier Zugang zu verschaffen. Weshalb nimmst du mich nicht mit rein?«
    »Ich will dich nicht in meinem Haus.«
    Die Wärme seines Lächelns erlosch. »Zehn Minuten, Dallas. Ich verspreche, auch nicht das Silber mitgehen zu lassen.«
    »Ich habe ein Büro auf dem Revier. Mach, wenn's sein muss, dort einen Termin.«
    »Glaubst du, wenn es nicht wichtig wäre, stünde ich dämlich hier herum, nur damit du mir mal wieder in die Eier treten kannst?«
    Sie wünschte sich, sie sähe die Logik dieses Arguments nicht ein. Wünschte sich, sie wäre noch nicht wieder derart nüchtern, um dem Drang zu widerstehen, ihre Scheibe wieder hochzukurbeln, aufs Gaspedal zu treten und im Rückspiegel zu sehen, wie er ihr traurig nachsah. Stattdessen wies sie mit dem Daumen auf den Beifahrersitz, und erst als er um den Wagen herumging, kam ihr die Erkenntnis, dass ihr in den letzten Stunden nicht ein Mal der Gedanke an ihren Job oder an irgendeinen Mord

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