Sündige Rache
Schreibtisch des einen einfallsreichen Kollegen auf. »Sie haben echtes Talent, Detective. Kann man Sie für Feste als Entertainer mieten?«
Er funkelte sie böse an. »Ich habe Ihnen nichts zu sagen.«
»Das ist gut so, weil ich nämlich von Ihnen gar nichts wissen will.« Sie sah ihm so lange ins Gesicht, bis er verlegen ihrem Blick auswich, und marschierte dann zufrieden weiter in Captain Roths Büro.
Es war ein, sicher schwer verdienter, großer Raum mit Fenstern nach zwei Seiten, einem soliden Schreibtisch und einer saftig grünen Kletterpflanze auf dem Fensterbrett.
Als sich die Blicke beider Frauen durch die Glastür trafen, sprang der Captain auf.
»Wie können Sie es wagen, ohne mein Wissen Einsicht in meine Personalakte zu nehmen?«, fauchte Roth, nachdem Eve, ohne anzuklopfen, eingetreten war. »Damit sind Sie eindeutig zu weit gegangen, Lieutenant.«
»Eventuell sind ja auch Sie es, die zu weit gegangen sind.« Eve schloss die Tür hinter sich. »Wovor haben Sie Angst? Was könnte ich denn in der Akte finden, was peinlich für Sie ist?«
»Ich habe keine Angst. Ich bin lediglich wütend. Es ist eine Frage guten Stils, mich zu fragen, ob ich mit der Einsicht in meine Akte einverstanden bin. Aber auf guten Stil scheinen Sie in dem Versuch, meine Abteilung in den Dreck zu ziehen, ja gänzlich zu verzichten. Ich werde Ihr Benehmen nicht nur Commander Whitney melden, sondern damit bis ganz oben, bis zum Polizeipräsidenten gehen.«
»Das können Sie natürlich tun. Genau wie es mir freisteht, als Ermittlungsleiterin in zwei Mordfällen zu fragen, weshalb Sie mir bisher verschwiegen haben, dass Sie mehr als einmal bei Detective Kohli im Purgatorium gewesen sind.«
Roth zuckte zusammen. »Da hat man Sie falsch informiert.«
»Das glaube ich nicht. Entweder wir reden hier und jetzt über diese Sache, Captain, oder auf dem Hauptrevier. Zum Zeichen dafür, dass ich weiß, was guter Stil ist, überlasse ich diese Entscheidung ganz alleine Ihnen.«
»Falls Sie sich einbilden, ich ließe mich von Ihnen ruinieren, haben Sie sich eindeutig geirrt.«
»Falls Sie sich einbilden, Sie könnten sich hinter Ihrem Rangabzeichen verstecken, sind Sie es, die sich irrt. Wo waren Sie in der Nacht, in der Detective Kohli ermordet worden ist?«
»Auf derart beleidigende Fragen brauche ich Ihnen nicht zu antworten.«
»O doch, wenn ich Sie offiziell vernehme, schon. Und das werde ich, wenn Sie nicht mit mir reden, hundertprozentig tun.«
»In der Nacht, in der Kohli ermordet worden ist, war ich noch nicht mal in der Nähe des Purgatoriums.«
»Beweisen Sie's.«
»Oh, fahren Sie zur Hölle.« Roth kam hinter ihrem Schreibtisch hervormarschiert und zog die Sichtblenden vor Tür und Fenstern zu. »Wo ich in der Nacht gewesen bin, geht Sie nicht das Geringste an.«
»Solange es um einen Mordfall geht, geht mich alles etwas an.«
»Ich bin Polizistin, Lieutenant, und zwar eine gute. Besser hinter einem Schreibtisch als draußen auf der Straße, aber trotzdem wirklich gut. Dass ich ab und zu etwas im Purgatorium getrunken habe, hat mit Kohlis Tod oder meiner Position als Captain dieses Reviers nicht das Mindeste zu tun.«
»Warum haben Sie mir diese Information dann vorenthalten?«
»Weil ich nichts trinken soll«, gab Roth errötend zu. »Ich habe ein Alkoholproblem und habe bereits einen Entzug gemacht. Aber das wissen Sie sicher sowieso schon«, murmelte sie, kehrte zurück hinter ihren Schreibtisch und nahm wieder Platz. »Wenn bekannt wird, dass ich einen kleinen Rückfall hatte, kostet mich das womöglich meinen Job. Als ich das erste Mal ins Purgatorium gegangen bin, hatte ich keine Ahnung, dass Kohli dort als Theker jobbt. Danach ging ich wieder hin, weil es schön war, ein vertrautes Gesicht zu sehen. Ich habe Ihnen nichts davon erzählt, weil es nicht von Bedeutung war.«
»Sie wissen, dass das nicht stimmt, Captain.«
»Also gut, verdammt, ich habe nichts erzählt, weil ich mich schützen wollte. Warum schließlich nicht?«
Roth saß kerzengerade hinter ihrem Schreibtisch und verteidigte ihr Revier. Sie würde alles Erforderliche tun, um nicht zu verlieren, was von ihr durch jahrelange harte Arbeit mühsam errungen worden war.
»Ich weiß, dass Sie versuchen zu beweisen, dass Kohli und Mills korrupt gewesen sind. Aber in Bezug auf mich beweisen Sie das nicht.«
»Auf den Konten Ihres Mannes hat es in den letzten Monaten einige beachtliche Einzahlungen gegeben.«
»Gottverdammt. Ich rufe meinen Anwalt
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