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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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eigenen Tochter stirbt. Ich hätte ihm gern den Namen meiner Mutter gesagt, nur um zu sehen, ob das irgendeine Erinnerung auslöst. Aber er war groß und kräftig. Ich hatte Angst, ihn aufzuwecken. Er hätte mich überwältigen und mir die Waffe wegnehmen können.
    Ich habe ihn lange angestarrt. Ich haßte ihn, weil er die Menschen mißhandelte, die ihn geliebt hatten. Mama. Josh. Ariel. Ich habe es für uns alle getan.
    Er lag vor mir, friedlich schlafend, in einer Luxussuite, die er von dem Geld vieler Menschen bezahlt hatte, die sich die Spenden gar nicht leisten konnten, aber ihm trotzdem Geld schickten, weil sie an ihn glaubten. Auf der Bibel auf seinem Nachttisch lag eine Rolex. Das Bild war so symbolisch, daß mir schlecht wurde. Er profitierte von dem, wofür die Märtyrer seit Jahrhunderten gestorben waren und immer noch sterben.«
    Cassidy setzte sich neugierig wieder auf den Stuhl ihr gegenüber.
    »Du hast dreimal auf ihn geschossen. Warum, Claire? Warum dreimal?«
    »In den Kopf, weil er das Christentum so lange verzerrte, bis es ihm in den Kram paßte. In das Herz, um all die zu rächen, die er zerstört hatte. In sein Geschlecht, weil er ein anständiges junges Mädchen, das wirkliche Liebe verdient hatte, verführt und dann im Stich gelassen hat.«
    »Du hast ihn in Fetzen geschossen, Claire.«
    »Ja.« Sie schluckte schwer. »Es war ekelhaft. Ich hätte nicht gedacht... Als ich das viele Blut sah, bin ich weggelaufen.«
    »Wie bist du aus dem Hotel gekommen?«
    »Genauso, wie ich hineingekommen bin. Auf dem Gang hat mich niemand gesehen, weil nur die Wildes auf diesem Stockwerk wohnten. Ich habe den Lift zum Erdgeschoß genommen und bin durch den Ausgang an der University Street verschwunden.« Sie leckte sich mit der Zunge über die Lippen und sah ihn nervös an. »Und für den Fall, daß ich irgendwelche Spuren hinterlassen würde, hatte ich Mamas Sachen angezogen, um nicht erkannt zu werden.«
    »Was hast du?«
    »Ich hatte ein Kleid von ihr an, den Hut auf, den sie immer aufsetzt, wenn sie wegläuft, und ihren Koffer dabei.«
    »Sehr geschickt. Wenn man später irgendwelche Zeugen befragt hätte, wen sie zu dieser Zeit im Hotel gesehen haben, hätten sie Mary Catherine beschrieben. Und die wäre über jeden Verdacht erhaben gewesen, weil sie öfters so loszieht.«
    »Ganz genau. Ich hatte bloß nicht damit gerechnet, daß meine Mutter in dieser Nacht tatsächlich ins Fairmont gehen würde.« »Ohne Hut und Koffer?«
    Diese Frage warf sie einen Moment aus der Bahn. »Natürlich mit beidem.«
    »Ich dachte, du hättest beides mitgenommen.«
    »Das hatte ich auch. Aber vor meinem Spaziergang war ich zu Hause und habe mich umgezogen. Danach ist sie verschwunden.«
    »Ich bezweifle, daß deine Angaben mit Wildes Todeszeit übereinstimmen«, wandte Cassidy stirnrunzelnd ein. »Wenn ich dein Anwalt wäre, würde ich auf die Unstimmigkeiten im zeitlichen Ablauf hinweisen und vor der Jury auf berechtigte Zweifel plädieren.«
    »Es wird keine Jury geben, weil es zu keiner Beweisaufnahme kommen wird. Ich habe gestanden. Sobald ich verurteilt bin, ist die Sache ausgestanden.«
    »Du klingst, als würdest du dich darauf freuen«, meinte er wütend. »Hast du es so eilig, für den Rest deines Lebens ins Gefängnis zu kommen? Und für den Rest meines Lebens?«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich will es einfach hinter mich bringen.«
    Fluchend fuhr er ihr mit den Fingern durchs Haar. »Warum hast du die Waffe behalten, Claire? Warum hast du sie auf deinem Spaziergang nicht in den Fluß geworfen?«
    »Ich wünschte, das hätte ich getan«, sagte sie kleinlaut. »Ich habe nicht damit gerechnet, daß sie irgendwann in einem Polizeilabor landen würde.«
    »Auf dem Revolver waren ausschließlich Yasmines Fingerabdrücke.«
    »Ich hatte Mamas Handschuhe an.«
    »Die wir auf Schmauchspuren hin untersuchen können.«
    »Ich habe sie weggeschmissen und Mama neue gekauft.«
    »Du hast wirklich an alles gedacht, wie?«
    »Also, mir wäre es lieber gewesen, wenn ich damit durchgekommen wäre!« fuhr sie ihn an. »Aber du warst so verdammt hartnäckig.«
    Er ging nicht darauf ein, sondern fragte: »Wann hast du die Waffe aus Yasmines Tasche gestohlen?«
    »Eine Woche vor der Tat. Sie war über Nacht in New Orleans. Sie war schlampig und achtete nicht auf ihre Sachen, daher wußte ich, daß sie sich nicht wundern würde, wenn die Waffe später wiederauftauchte. Genau wie ich erwartet hatte, glaubte Yasmine, sie hätte sie

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