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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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sich mit einem gemurmelten »Ach Mist« auf einen Barhocker fallen und begann, mit ihren scharfen Fingernägeln den Apfel zu schälen.
    Claire ging zum Kühlschrank und goß sich ein Glas Orangensaft ein, den Harry am Morgen gepreßt hatte. »Es tut mir leid, Yasmine. Ich hatte kein Recht, das zu sagen. Wie komme ich dazu, über dein Privatleben zu urteilen?«
    »Weil du meine beste Freundin bist. Du hast das Recht auf eine Meinung.«
    »Die ich für mich behalten sollte.«
    »Unsere Freundschaft beruht auf Offenheit.«
    »Ach ja? Ich habe das auch immer gedacht, aber du bist nicht offen. Du hast mir noch nicht einmal seinen Namen verraten.«
    »Wenn ich das könnte, würde ich es tun.«
    Claire bemerkte, wie abgespannt das Gesicht und wie rot die Augen ihrer Freundin waren. Claire setzte sich auf den Hocker neben Yasmines, nahm ihr den Apfel aus den rastlosen Händen und umarmte sie.
    »Ich war so grob, weil ich mir Sorgen mache, weil es dir fast nur noch schlechtgeht. Deshalb gefällt mir diese Affäre nicht. Du bist unglücklich, Yasmine. Im Idealfall sollte man glücklich sein, wenn man verliebt ist.«
    »Es handelt sich nicht um den Idealfall. Im Gegenteil, es ist das Schlimmste, was du dir vorstellen kannst«, antwortete sie mit blassem Lächeln.
    »Er ist verheiratet.«
    »Bingo.«
    Claire hatte genau das befürchtet; es sicher zu wissen, brachte ihr allerdings keine Erleichterung. »Sonst hätte ich mir auch keinen Reim auf die Geheimniskrämerei machen können. Es tut mir leid.«
    Claire hatte keinen Zweifel daran, daß Yasmine wirklich und aus tiefstem Herzen litt. Dies war kein kapriziöses romantisches Abenteuer wie so viele ihrer vergangenen Liebschaften.
    Etwa vor einem Jahr hatten Yasmines stürmische Romanzen aufgehört, und sie hatte angefangen, für unvorhersehbare Zeitspannen an geheimnisvolle Orte zu verschwinden. Sie wurde verschlossen und geheimniskrämerisch. Sie war ekstatisch oder zu Tode betrübt, und ihre Stimmung kippte schnell und rigoros um. Das hatte sich seither nicht geändert. Abgesehen von ihrem geheimnisvollen Liebhaber sah sie niemanden, soweit Claire wußte. Es war nicht zu leugnen: Ihre Freundin war verliebt, und diese Liebe machte sie schrecklich unglücklich.
    »Trifft er sich hier in New Orleans mit dir?« fragte sie vorsichtig.
    »Er lebt sogar hier«, antwortete Yasmine.
    Das überraschte Claire. »Du hast ihn hier kennengelernt?«
    »Nein. Wir haben uns in . . . äh, im Osten kennengelernt. Es war reiner Zufall, daß wir beide in New Orleans zu tun haben.«
    »Ein höchst angenehmer Zufall.« Claire gefiel nicht, was sie dachte – daß dieser Kerl die günstige Gelegenheit erkannt hatte und Yasmines Verbindungen zu seiner Heimatstadt ausnutzte.
    »So angenehm auch wieder nicht«, antwortete Yasmine grimmig. »Er hat panische Angst, daß seine Frau etwas von der Sache erfahren könnte, bevor er sich von ihr scheiden läßt.«
    »Das hat er vor?«
    Yasmine schoß herum. »Jawohl«, antwortete sie schnippisch. »Das hat er vor. Du glaubst doch nicht, daß ich mich auf eine Affäre mit einem verheirateten Mann einlassen würde, wenn er mich nicht wirklich liebt, oder? So bald wie möglich läßt er sich von ihr scheiden und heiratet mich.«
    »Yasmine –«
    »Bestimmt, Claire. Er liebt mich. Das weiß ich.«
    »Das tut er bestimmt«, murmelte Claire wenig überzeugt. Wenn er sie so liebte, warum ließ er sie dann so leiden? »Hat er Kinder?«
    »Zwei. Einen Jungen, zehn Jahre, und ein Mädchen, sechs. Er ist ganz verrückt nach seinen Kindern. Ich denke oft an sie, Claire. Bitte glaub mir. Ich frage mich, was aus ihnen wird, wenn er sich scheiden läßt. O Gott.«
    Sie stützte die Ellbogen auf die Bar und vergrub das Gesicht in den Händen. »Wenn ich daran denke, daß ich eine Familie kaputtmache, wird mir ganz schlecht. Aber er liebt seine Frau nicht. Er hat sie nie geliebt.«
    Claires Schweigen mußte ihre Zweifel verraten haben, denn Yasmine hob den Kopf und sah sie an. »Wirklich«, bekräftigte sie. »Er hat es mir gesagt, aber ich habe das schon vorher gewußt. Als ich’s zum erstenmal mit ihm gemacht hab’, war er so fertig, daß er fast geweint hätte. Und er hat mir gesagt, daß seine Frau lieber sterben würde, als ihn mit dem Mund ›da unten‹ hinzulassen. Ich bin das Beste, was ihm je passiert ist, Claire. Ich wäre eine gute Frau für ihn.«
    »Warum macht er dann nicht reinen Tisch? Warum quält er euch beide?«
    »Er kann nicht«, erklärte sie mit

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