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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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der etwas gegen Kekse und Punch hätte. Sir?«
    Sie nahm einen Plastikbecher vom Servierwagen und reichte ihn dem Mann. Diese freundliche Geste einer so harmlosen Frau zurückzuweisen, hätte Wildes Organisation in schlechtes Licht gerückt, das war dem Mann offenbar klar. Er war sich der auf ihn gerichteten Videokameras bewußt und nahm mürrisch den Punchbecher entgegen.
    »Danke.«
    »Sie sind mein Gast. Harry, bitte reichen Sie die Kekse herum. Wer möchte noch Punch?«
    Cassidy schüttelte ungläubig den Kopf. Nacheinander wurden die Schilder eingeholt, und langsam löste sich die Menge auf. »So jemanden bräuchte man bei der UNO.«
    Claire schlängelte sich an ihm vorbei und ging zu ihrer Mutter. »Danke, Mama. Das war sehr nett von dir. Aber jetzt solltest du mit Harry nach oben gehen.«
    »Ich habe gern geholfen. Sie haben solchen Lärm gemacht.« Claire küßte ihre Mutter auf die Wange und machte Harry ein Zeichen, sie wieder ins Haus zu bringen. Eine Angestellte holte den Servierwagen. Claire bat ein paar Arbeiterinnen, die leeren Plastikbecher und die Servietten einzusammeln und die Glassplitter wegzufegen, die auf den Gehsteig gefallen waren.
    »Bitte gehen Sie wieder an die Arbeit, wenn Sie hier fertig sind«, erklärte Claire. »Wir sollten versuchen, die verlorene Zeit einzuarbeiten. Mr. Cassidy, Sie bluten immer noch. Vielleicht kommen Sie am besten mit hinauf, damit ich Ihre Wunde verarzten kann.«
    Während sie im Lift hochfuhren, fragte sie: »Tut es weh?«
    »Nein.«
    »Würden Sie zugeben, wenn es weh tut?«
    »Und damit mein Image als – wie war das – ›athletischer Macho‹ ruinieren?«
    Sie lächelte bitter. Er lächelte zurück. Sie schauten einander an, bis der Aufzug im zweiten Stock anhielt. Sie traten in das Apartment, wo Mary Catherine mit Harry Ginrommé spielte.
    Sie schaute von ihrem Blatt auf. »Sind sie weg?«
    »Ja, Mama.«
    »Alles ist wieder normal«, pflichtete Cassidy bei. »Vielen Dank. Aber ich wünschte, Sie hätten sich nicht solcher Gefahr ausgesetzt. Die Polizei hatte alles unter Kontrolle.«
    »Manchmal erreicht man mehr, wenn man die Sache selbst in die Hand nimmt.«
    »Kommen Sie, Mr. Cassidy«, sagte Claire, wobei sie ihn weiterzog. »Ihr Hemd wird blutig.«
    »Gin«, hörte er Mary Catherine sagen, während er Claire in ein geräumiges Schlafzimmer folgte. Es war monochromatisch in Weiß- und Elfenbeintönen eingerichtet. Bis auf einen Massivholzschrank an der Wand waren alle Möbel modern. Um die Nachmittagssonne abzuhalten, waren Lamellenjalousien heruntergelassen worden, die Streifen über das breite Bett legten. Unwillkürlich fragte er sich, wie viele Männer wohl darin mit ihr geschlafen hatten. Sie hatte erklärt, daß sie nach der Auflösung ihrer Verlobung nur ein paar tiefergehende Beziehungen gehabt hatte, aber vielleicht war das auch nur eine ihrer vielen Lügen.
    »Hier herein«, sagte sie über die Schulter, damit er ihr in das Bad neben dem Zimmer folgte. Es sah aus wie aus einem Film der dreißiger Jahre. Die Wände waren verspiegelt. Die im Boden eingelassene Wanne war einen Meter breit und doppelt so lang.
    So grandios das Bad auch aussah, es wurde benutzt, und zwar von einem echten Menschen – einer echten Frau. Ein apricotfarbener Slip hing an einem Porzellanhaken innen an der Tür. Auf der breiten Marmorkommode stand ein Sortiment verschiedener Parfümflakons. Ein flauschig weicher Lammwollpuffer lag neben der dazugehörigen gläsernen Puderdose, deren silberner Deckel aufgeklappt war. Eine Perlenkette ergoß sich aus einer mit Satin ausgeschlagenen Schmuckschatulle. Zwei Kosmetikpinsel, ein Lippenstift und ein Paar goldene Ohrringe lagen herum. Ebenso das Seifenblasenhalsband.
    Alles war bezeichnend für Claire Laurent. Schönheit. Klasse. Eleganz. Sinnlichkeit. Soviel Weiblichkeit bezauberte Cassidy. Er wollte alles berühren und untersuchen wie ein Kind im Spielzeugladen.
    »Ich glaube, ich habe noch etwas Jod.« Sie drückte auf eine Fuge in der Spiegelwand und löste damit einen Sprungfedermechanismus aus. Hinter der aufschwingenden Spiegelkachel kam ein Medizinschränkchen zum Vorschein. »Setzen Sie sich.«
    Ihm standen ein Hocker mit Samtkissen, die Kommode oder das Bidet zur Auswahl. Der Hocker sah nicht so aus, als würde er sein Gewicht aushalten. Das Bidet kam nicht in Frage. Er setzte sich auf die Kommode.
    Claire kam mit einem schneeweißen Waschlappen, den sie unter dem goldenen Wasserhahn naß gemacht hatte, auf ihn zu.

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