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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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Und ich vertrete District Attorney Crowder. Die Genehmigung ist hiermit gegenstandslos. Lösen Sie die Versammlung auf. Rufen Sie Verstärkung, falls notwendig, aber lassen Sie augenblicklich den Bürgersteig räumen.«
    »Ich weiß nicht«, zweifelte der Cop. Die Demonstranten hatten jetzt die Hände gefaltet und beteten. Cassidy dankte ihnen dafür. Solange sie den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen hielten, würden sie Claire nicht bemerken. »Richter Harris  –«
    »Richter Harris kann mich mal mit seiner Genehmigung«, erklärte Cassidy leise und rauh. »Wenn ihm das nicht gefällt, kann er sich ja später beim D. A. beschweren. Aber jetzt bringen Sie die Leute weg, ehe noch mehr passiert.«
    »Wenn jemand verletzt wird«, ergänzte Claire, »dann kriegen Sie es mit Mrs. Wilde und mit mir zu tun.«
    Der Cop rang sich schließlich zu einer Entscheidung durch und ging zu dem Mann, der das laute und anhaltende Gebet leitete. »Verzeihen Sie, Sir. Sie haben sich nicht an die Demonstrationsbedingungen gehalten. Sie müssen die Versammlung auflösen.« Der Anführer, der sich offenbar gern reden hörte, wollte sich
nicht den Mund verbieten lassen. In Jesus’ Namen begann er lauthals zu protestieren. Es kam zu einer Drängelei.
    Cassidy fluchte. »Das habe ich befürchtet. Gehen Sie rein, Claire.«
    »Diese Menschen sind meinetwegen hier. Ich werde die Sache klären.«
    »Klären? Sind Sie übergeschnappt?«
    »Die Leute täuschen sich in mir. Wenn ich ihnen erkläre –«
    »Einem Mob können Sie nichts erklären.« Er mußte die Stimme heben, um sich über dem Gebrüll verständlich zu machen. Eine Prügelei schien sich anzubahnen.
    »Da ist sie!« brüllte jemand in der Menge.
    »Da ist sie!«
    »Dirne! Pornografin!«
    »Meine Damen und Herren, bitte.« Claire hob die Hände, um die Menschen zu beruhigen, aber deren Beleidigungen wurden nur noch ausfallender. Die Kameramänner trampelten sich beinahe gegenseitig nieder, um ihr Bild und ihre Stimme auf Videoband zu bekommen.
    »Gehen Sie rein!« Cassidy versuchte sie wegzuziehen, aber sie sträubte sich.
    »Claire Laurent ist eine Hure!«
    »French Silk ist Teufelswerk!«
    »Nieder mit dem Schmutz!«
    Cassidy mußte sich vorbeugen, um zu verstehen, was Claire zu ihm sagte. »Sie sollen mich ja nur einmal anhören.« »Verdammt noch mal, jetzt ist keine Zeit zum Predigen.«
    Die Menge drängte gegen die Polizisten, die eilig den Bürgersteig abgesperrt hatten. Zornige, haßerfüllte Stimmen erhoben sich. Wut verzerrte die Gesichter. Schilder wurden wie Knüppel geschwungen. Es fehlte nur ein Funken, um das Pulverfaß zur Explosion zu bringen.
    Erst Mary Catherine Laurents Auftritt entschärfte die Lage. Elegant gekleidet und frisiert, so als würde sie auf einer Gartenparty erscheinen, schob sie einen Servierwagen durch die Tür von French Silk. Er war vollgepackt mit Plastikbechern, in denen
eine rote Flüssigkeit schwappte. Eine große, magere Frau in weißer Uniform folgte mit einem Tablett voller Kekse.
    Claire bemerkte Cassidys verwirrten Blick. »Nicht, Mama!« Claire versuchte, sich ihr in den Weg zu stellen, doch Mary Catherine schob den zierlichen Servierwagen entschlossen auf die drängelnde, feindselige Menge zu.
    »Es tut mir leid, Claire«, bemerkte Harriet York, als sie mit dem Kekstablett an ihr vorbeikam. »Sie hat darauf bestanden und wurde so wütend, als ich ihr das auszureden versuchte, daß ich dachte –«
    »Ich verstehe«, fiel ihr Claire ins Wort. Sie eilte zu Mary Catherine und legte ihr eine Hand auf den Unterarm. »Mama, geh lieber wieder hinein. Das hier ist keine Party.«
    Mary Catherine sah ihre Tochter mit großen Augen an. »Aber natürlich nicht, Claire Louise. Red keinen Unsinn. Diese Leute sind wegen Reverend Jackson Wilde hier, nicht wahr?«
    »Ja, Mama. Das sind sie.«
    »Ich habe ihn oft genug predigen hören. Ich weiß, daß er sich schämen würde, wenn er wüßte, wie sich seine Anhänger aufführen. Ich glaube, das sollte man ihnen wieder ins Gedächtnis rufen. Reverend Wilde hat von seiner Kanzel aus viele häßliche Dinge über dich gesagt, aber er hat auch gepredigt, daß man seine Feinde lieben soll. Gewalt hätte er niemals gutgeheißen.«
    Und dann marschierte sie geradewegs auf den Anführer der Demonstration zu. Die Leute um ihn herum verstummten, und die Stille breitete sich aus. Mary Catherine schenkte dem Mann ein Lächeln, das einen Nazi-Offizier entwaffnet hätte. »Ich habe noch niemanden kennengelernt,

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