Sündige Seide: Roman (German Edition)
willen?«
»Vor ungefähr sechs Monaten habe ich einen Scheck über fünfzig Dollar eingesandt.«
»Warum?«
»Ich hatte mir seine Sendung angeschaut. Jedem, der mindestens fünfzig Dollar spendete, wurden dafür drei Bücher mit Gebeten, Andachten, Anekdoten versprochen. Sie wurden als Leinenbände mit Goldprägung und so weiter präsentiert. Ich habe gehofft, daß die Bücher nicht genauso waren wie angeboten, denn dann hätte ich ihn wegen Betrugs anzeigen können.«
»Wie waren die Bücher?«
»Genau wie angeboten.« Sie stand aus dem Sessel auf und ging zu den Einbauregalen, um kurz darauf mit drei Büchern zurückzukommen, die sie Cassidy überreichte. »Er war zu klug, um seine Versprechen nicht zu halten. Wenigstens solange es
um etwas Greifbares wie Bücher ging.« Sie breitete die Arme aus. »Das war alles. Ich schwöre es. Es war ein Test, und er hat ihn bestanden. Ich hatte das vergessen.«
Cassidy entdeckte nichts in ihrer Miene oder ihrem Blick, was auf eine Lüge hindeutete. Er wollte ihr so gern glauben. Aber da war noch etwas. Er sagte: »Gloria Jean Reynolds.«
Claire reagierte prompt; sie wirkte gleichermaßen verwirrt und erstaunt. »Was ist mit ihr?«
»Sie hat ebenfalls gespendet. Und zwar erheblich mehr als Sie. Tausend Dollar.«
»Was?« fragte sie atemlos. »Yasmine hat Jackson Wildes Missionsgesellschaft tausend Dollar gespendet? Warum?«
»Das möchte ich auch gern wissen.«
Kapitel 11
Als es an die Tür des Kongreßabgeordneten Alister Petrie klopfte, warf er wütend den Stift hin und zog die Stirn in Falten. Er hatte ausdrücklich darum gebeten, nicht gestört zu werden.
»Verzeihen Sie, Herr Kongreßabgeordneter«, sagte seine Sekretärin eilig, sobald sie den Kopf durch die Tür gesteckt hatte. »Da möchte Sie jemand sehen. Ich weiß, daß ich keine Anrufe durchstellen soll, aber ich war der Meinung, daß in diesem Fall eine Ausnahme angebracht wäre.«
Sie war normalerweise so verhuscht und schüchtern, daß ihn ihre Aufregung sofort aufmerken ließ. Ihr faltiges Gesicht war gerötet, und ihre farblosen Augen glänzten ungewöhnlich. Wer auch immer ihn so unerwartet am Dienstagnachmittag besuchte, mußte verdammt wichtig sein.
Er stand auf und rückte seine Krawatte zurecht. »Ich verlasse mich auf Ihre Diskretion, Miss Baines. Wenn Sie meinen, ich sollte den Besuch empfangen, dann führen Sie ihn herein.«
Sie verschwand aus seinem Blickfeld. Alister machte sich beinahe in die Hosen, als Yasmine in der offenen Tür erschien. Wie ein Idiot warf er einen schuldbewußten Blick auf das Bild von Belle und den Kindern, das in Silber gerahmt auf seinem Schreibtisch stand.
Zum Glück war Miss Baines, die hinter Yasmine hereingestolpert kam, zu aufgeregt, um sein schlechtes Gewissen zu bemerken. Sie sprudelte los, wie überrascht sie gewesen sei, als das berühmte Mannequin – seit Jahren ihr Lieblingsmannequin – ins Büro gekommen war und um ein Gespräch mit dem Kongreßabgeordneten Petrie gebeten hatte.
Sobald sich Alister von dem ersten Schrecken erholt hatte, setzte er jenes Lächeln auf, mit dem er Kongreßabgeordneter geworden war. »Es ist mir eine Ehre, Miss . . .«
»Einfach Yasmine, Herr Kongreßabgeordneter. Es ist auch mir eine seltene Ehre, Sie zu sehen.«
Es klang wie eine herzliche Begrüßung, aber in Alisters Ohren gellte ihr Hintersinn, vor allem wegen der Betonung, die Yasmine auf selten und sehen gelegt hatte. Ihre außergewöhnlichen Augen glitzerten schadenfroh, als er hinter dem Tisch hervorkam und auf sie zuging. Wenn er sich dabei ein bißchen ruppig bewegte, dann interpretierte Miss Baines das hoffentlich als Nervosität und nicht als Ärger über eine Geliebte, die ihm einen Streich spielen wollte.
Yasmine trug ein weißes Kleid aus weißem, enganliegendem Stoff, unter dem sich ihr Körper genau abzeichnete. Der V-Ausschnitt über ihrem Busen war angefüllt mit verschiedenen Goldketten. Die Armreifen, ihr Markenzeichen, klimperten an beiden Handgelenken. Goldkugeln, groß wie Golfbälle, baumelten an ihren Ohren. Ein leopardengemustertes und tischdeckengroßes Tuch lag über einer Schulter und reichte vorn wie hinten über den Saum ihres Rocks.
Sie sah fantastisch aus, und sie wußte das. Kühl und unnahbar wie eine Tempelpriesterin blieb sie stehen und wartete darauf, daß er zu ihr kam, was er auch tat, mit ausgestreckter Hand, wie ein reuiger Sünder. Dieses Weibsstück.
Er drückte ihre Hand. Dank ihrer hohen Absätze war sie ein
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