Sündige Seide: Roman (German Edition)
zu Yasmine auf und sagte düster: »Eigentlich ärgere ich mich nicht deswegen über dich.«
Dann erzählte sie ihr von dem Gespräch, das sie in der Nacht vor der Abreise nach Mississippi mit ihrem Anwalt geführt hatte. Sobald sein Name fiel, blitzten Yasmines Augen zornig auf.
»Dieses dreckige Wiesel. Ich hab’ ihn gebeten, dir nichts davon zu erzählen.«
»Dann stimmt es also? Er sollte mich überreden, mit unseren Aktien an die Börse zu gehen, damit du deine Anteile verkaufen kannst?«
»Ich muß meine Aktien abstoßen. Ich habe keine andere Wahl.«
»Keine andere Wahl?« schrie Claire sie an. »Du hättest zu mir kommen können.«
»Mit dem Hut in der Hand und zugeben, daß ich pleite bin?«
»Verdammt noch mal, Yasmine, ich weiß seit Monaten, daß du pleite bist.«
»Na großartig.« Das ehemalige Mannequin ließ sich auf die Kante der anderen Betthälfte sinken. Sie wirkte abweisend und feindselig.
Claire senkte die Stimme. »Deswegen brauchst du dich nicht zu schämen. Du hast dich einfach verkalkuliert. Irgendwann passiert das jedem mal. Ich leihe dir gern etwas Geld, bis sich das Blatt gewendet hat.«
»Von dir will ich kein Geld.«
»Warum?«
»Weil du schon die ganze Firma trägst. Nein, widersprich mir nicht. Es stimmt, Claire. Du hast French Silk zu dem gemacht,
was es heute ist. Du erledigst den Löwenanteil an allen Arbeiten.«
»Ohne dich wäre meine Firma klein geblieben.«
Yasmine zuckte mit den Achseln, als wäre ihr Beitrag nicht der Rede wert. »Noch vor einem Jahr habe ich Geld gescheffelt. Ich dachte wohl, ich könnte nie so viel ausgeben. Ich habe es falsch angelegt, irgendwelchen ›Finanzberatern‹ in den Rachen geschmissen, die sich wahrscheinlich die Hälfte davon unter den Nagel gerissen haben. Ich habe gehofft, meine Aktien könnten mir da raushelfen.«
Claire schüttelte den Kopf. »Ich gehe auf gar keinen Fall an die Börse. Wenn du deine Aktien unbedingt verkaufen willst, kaufe ich sie dir ab.«
»Und damit wäre ich dir verpflichtet.«
»Das wärst du nicht.«
Yasmine überlegte kurz und sagte dann: »Gut. Ich werde dir die verfluchten Aktien verkaufen.
Können wir jetzt über was anderes reden? Ich kriege Geld, und die Firma ist gerettet. Halleluja und Amen! Und jetzt will ich nichts mehr davon hören; ich habe zur Zeit genug andere Probleme.«
»Deshalb brauchst du noch lange nicht hinter meinem Rücken und gegen meinen Willen Fäden zu ziehen. Wir haben schließlich alle Probleme.« Sie preßte sich die Hand auf die Brust. »Ich stehe unter Mordverdacht.«
»Von Cassidy?« Yasmine schnaubte. »Er hat nichts gegen dich in der Hand.«
»Sie haben den Teppich in meinem Auto mit ein paar Fasern verglichen, die sie in Wildes Hotelzimmer gefunden haben.« Yasmine sah sie überrascht an. »Wann denn?«
»Als bei French Silk eine Hausdurchsuchung durchgeführt wurde.«
»Was?«
»Jawohl. Und sie haben einen Haufen Wodu-Kram in deinem Zimmer gefunden. Yasmine, zum Beispiel eine Puppe, die aussieht wie Jackson Wilde.«
»Das war nur ein Witz!«
»Das habe ich Cassidy auch gesagt. Er fand es gar nicht komisch. Er glaubt, daß ich in der Mordnacht in Jackson Wildes Hotelsuite war. Die Teppichfussel deuten darauf hin.«
»Wie viele Autos mit einem Teppich wie deinem gibt es in New Orleans? Dutzende, wenn nicht Hunderte, stimmt’s?«
»Ich bin sicher, daß mich Cassidy nur deshalb noch nicht verhaftet. Er sagte, ein guter Anwalt würde sich Statistiken über alle Chrysler besorgen und nachrechnen, wie viele potentielle Mörder das ergibt.« Sie ging zur Balkontür. »Ich habe Angst, Yasmine.«
»Unsinn. Du hast noch nie Angst gehabt. Nicht seit ich dich kenne.«
»Jetzt habe ich welche.«
»Vor Cassidy?«
»Zum Teil. Aber am meisten ängstigt mich, daß ich die Gewalt über mein eigenes Leben verloren habe.«
»Ganz ruhig, Claire. Cassidy wird dich nicht ins Gefängnis stecken.«
»O doch, das wird er.« Sie lachte freudlos. »Wenn er glaubt, daß er genug Beweise hat, um vor einem Geschworenengericht zu bestehen, dann läßt er mich verhaften.«
»Bevor oder nachdem er mit dir gebumst hat?« Claire sah Yasmine fassungslos an. Yasmine zuckte mit den Achseln. »Der Mann ist so scharf auf dich, daß ihm die Eier schwellen. Er sieht aus, als würde er dich jeden Augenblick flachlegen.« Bevor Claire ihr widersprechen konnte, fuhr sie fort: »Paß auf, ich hatte meinen ersten Mann, als ich dreizehn war. Wenn du so früh anfängst, entwickelst du in
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