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Sündige Seide: Roman (German Edition)

Sündige Seide: Roman (German Edition)

Titel: Sündige Seide: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Brown
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nur! Schau dich an. Du siehst aus wie ein lebender Leichnam. Er tut dir das an, und du läßt ihn gewähren. Seinetwegen hungerst du dich zu Tode. Jetzt sag mir, wer ist hier verrückt?«
    Gleichermaßen angeekelt von sich selbst wie von ihr ließ er sie vor dem Spiegel stehen.
    Nach dem Mittagessen gestaltete die Crew die hintere Veranda für die nächste Aufnahme um. Als Requisit diente eine uralte, handbetriebene Eismaschine, die irgendwer in der Garage der Monteiths aufgestöbert hatte. Die blaue Farbe auf dem Holzfaß war verblaßt und abgeblättert. Die rostigen Metallfaßreifen, mit denen die senkrechten Dauben zusammengehalten wurden, hatten auf das Holz abgefärbt. Die Eismaschine war nicht mehr zu gebrauchen, aber alle fanden sie sehr eindrucksvoll.
    Das Model Liz saß in einem langen weißen Batistnachthemd auf einem Melkschemel. Die obersten Knöpfe waren offen, und das Hemd war in ihrem Schoß gerafft, so daß die geteilten Schenkel zu sehen waren, zwischen die sie die Eismaschine geklemmt hatte. Im Hintergrund lag Kurt in einer weißen Makrameehängematte.
    Liz’ Haar war mit Wasser besprenkelt worden und klebte ihr in feuchten, dunklen Strähnen an Hals und Brust. Sie sah richtig verschwitzt aus.
    Die Maskenbildnerin besprühte Liz’ Gesicht und Oberkörper mit Wasser, das einen Schweißfilm simulieren sollte. »Hmm«, seufzte Liz. »Fühlt sich gut an.«
    »Laß uns ein bißchen mehr Fleisch sehen, Liz«, bat Yasmine. Das Model beugte sich vor, als wollte es an der Handkurbel der Eismaschine drehen. »Oooh! Perfekt!« rief Leon.
    »Moment«, mischte sich Claire ein. »Man sieht die Brustwarzen.« Der kühle Wassernebel hatte die Brustwarzen des Models unter dem Stoff hart werden lassen.
    »Na und?« Verärgert über die Unterbrechung ließ Leon die Kamera sinken.
    »Ich will nicht, daß sie vorstehen«, erklärte Claire. »Wir warten, bis sie sich wieder entspannt haben.«
    »Wir zeigen doch ständig Brustwarzen.«
    »Aber keine erigierten unter durchsichtigem Stoff. Ich will nicht, daß die Bilder vulgär wirken.«
    »Mein Gott«, murmelte Leon. »Seit wann bist du denn so zimperlich?«
    »Seit Jackson Wilde«, betonte Yasmine.
    Claire fuhr herum und schaute ihre Freundin ebenso verblüfft wie verärgert an. »Das ist doch lächerlich, Yasmine! Wilde hat mir nie als Maßstab dafür gedient, was geschmackvoll ist und was nicht. Und er dient mir erst recht nicht als moralisches Gewissen. Das weißt du ganz genau.«
    »Ich weiß bloß, daß du dich verändert hast, seit er ermordet wurde. Entspann dich. Er kann nicht mehr mit dem Finger auf dich zeigen.«
    Die unsensiblen Bemerkungen ihrer Freundin brachten Claire auf die Palme, vor allem, da Cassidy in Hörweite war. Sie hatte ihm erlaubt, die Aufnahmen aus dem Hintergrund zu beobachten, weil sie hoffte, ihn so davon abhalten zu können, anderswo herumzustochern. Außer ihr schien sich niemand an seiner Anwesenheit zu stören. Sie war nervös und gereizt, obwohl sie ihre Arbeit nicht weniger kompetent als sonst machte.
    Sie spürte, wie er bei Yasmines Bemerkung die Ohren spitzte, aber als sie zu ihm hinschaute, erwiderte er ihren Blick vollkommen unbeteiligt und ohne sich seine Gedanken anmerken zu lassen.
    Sie giftete: »Mach einfach deine Fotos, Leon, und spar dir die Kommentare.«
    Eine halbe Stunde später waren sie fertig, und die mürrische Gruppe zerstreute sich. Leise sagte Claire zu Yasmine: »Ich will so bald wie möglich in unserem Zimmer mit dir reden.«
    Fünf Minuten später öffnete Yasmine die Zimmertür und kam hereinmarschiert. »Ich weiß, daß du wütend bist.«
    Claire saß seit ein paar Minuten auf dem Bett und hatte sich auf ihrer Hälfte an das beschnitzte Rosenholzkopfende gelehnt. Hinter den Rücken hatte sie sich Kissen in schneeweißen Leinenbezügen gestopft.
    »Unter den gegebenen Umständen, Yasmine, fand ich deine Bemerkungen über Jackson Wildes Tod überflüssig und geschmacklos.«
    Yasmine zog eine perfekte Augenbraue hoch. »Wen interessiert schon, was ich über ihn sage?«
    »Cassidy zum Beispiel.« Claire schwang ihre Beine über die
Bettkante. »Ich wünschte, du hättest nicht so respektlos über Wildes Tod gesprochen. Du hast geradezu erleichtert darüber gewirkt, daß er uns nicht länger zusetzen kann.«
    »Du glaubst doch nicht wirklich, daß Cassidy wegen einer einzigen spaßigen Bemerkung seine Meinung über deine Schuld oder Unschuld ändert?«
    Claire antwortete nicht darauf. Nach einer Weile sah sie

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