Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte
in eine andere Stadt zu ziehen. Oder ob sein Herz schon seit Jahren geschädigt und seine Zeit einfach abgelaufen war.
Trey schüttelte diese Gedanken ab, schloss die Ladefläche seines Pick-ups auf und durchsuchte seine Sachen. Da er Werkzeug, Baumaterialien, Benzin und Lebensmittel in der Stadt bekam, hatte er lediglich seinen Laptop, seine Campingausrüstung, seine Kleidung und das Allernotwendigste mitgenommen.
Das Haus war seit einem Jahr unbewohnt, und obwohl er Beau Stillwell beauftragt hatte, sich darum zu kümmern, wusste er nicht, in welchem Zustand er es vorfinden würde. Das spielte auch keine Rolle, Trey wollte trotzdem dort wohnen, und wenn er dazu campieren musste, würde er das tun.
„Sieht aus, als wolltest du Urlaub machen.“
Trey entdeckte Jeb, der in einigen Metern Entfernung im Schatten des Corley-Motor-Lastwagens stand. „Ich brauche mal ein bisschen Abwechslungund muss etwas anderes tun. Allerdings wird es kein Erholungsurlaub.“
„Du musst nicht in deinem Haus übernachten.“ Mit seinem Cowboyhut, dem gebügelten weißen Hemd, das ordentlich in die Kakihose gesteckt war, und den Stiefeln sah Jeb aus wie ein Sheriff. „Du bist bei uns herzlich willkommen. Wir haben Platz genug.“
Trey wollte mit der Enkelin dieses Mannes schlafen, deshalb konnte er unter gar keinen Umständen in dessen Haus übernachten. „Es ist praktischer, wenn ich dortbleibe, dann muss ich nicht ständig hin- und herfahren.“
Jeb nickte. „Weißt du schon, wie lange du in Dahlia bleiben wirst?“
„Bis ich das Haus so weit renoviert habe, dass ich es verkaufen kann. Da ich den Großteil der Arbeit selbst machen werde …“ Trey hielt inne, denn er fragte sich, wie Cardins Großvater reagieren würde, wenn er von ihrem Hilfsangebot erfuhr. Trey fragte sich außerdem, ob der alte Mann einen Groll gegen ihn hegte wegen der handfesten Auseinandersetzung, die sein Vater angezettelt hatte und bei der Jebs Sohn ernsthaft verletzt worden war. „Tja, es wird eben so lange dauern, bis es fertig ist. Hängt davon ab, wie schnell ich arbeite.“
„Dann wirst du also ein paar Wochen hier sein.“
„Ja, so schnell bin ich nicht“, antwortete Trey und hoffte, dass er Cardins Absicht richtig gedeutet hatte und er etliche Stunden anderweitig beschäftigt sein würde.
Jeb sah zum Sattelschlepper, wo Sunshine das Vordach abmontierte, unter dem die Mechaniker zwischen den einzelnen Durchgängen am Rennwagen arbeiteten. „Ich habe einen 69er Chevy Nova mit einer Eagle 4340 Nitrated-Pro-Kurbelwelle und noch mehr feinen Sachen hinten in meiner Garage stehen.“
„Ach ja?“
„Ja. Eddie fuhr ihn für mich beim Moonshine-Rennen. Aber es sieht nicht danach aus, als könnte er das je wieder.“
War Jeb doch gekommen, um Trey vorzuhalten, was Aubrey getan hatte und weshalb Eddie jetzt keine Rennen mehr fahren konnte?
„Der Wagen hat in den letzten sieben Jahren sechsmal gewonnen. Es wäre eine Schande, wenn er diesmal nicht an den Start ginge.“
Trey kannte die dem Moonshine-Rennen zugrunde liegende Legende. Sein Urgroßvater Emmett Davis war einer der Schwarzbrenner gewesen, die die Aufmerksamkeit des Gangsters Diamond Dutch Boyle auf sich zogen. Jebs Vater, Orin Worth, warEmmetts Partner gewesen, und Boyle hatte versucht, ihr Geschäft kaputt zu machen, weil sie seine Konkurrenten waren.
Die ganze Stadt wusste, dass Jeb mit vierzehn den 32er Plymouth des Gangsters in der LaBrecque-Schlucht gefunden hatte. Der Wagen lag schon vor seiner Geburt dort, er war während einer wilden nächtlichen Verfolgungsjagd hineingestürzt, und seitdem kursierte das Gerücht, zusammen mit dem Wagen und Dutch Boyle sei ein Vermögen in Diamanten verschwunden.
Als Jeb die Geschichte vom Verschwinden des Gangsters hörte, schwor er, dass er den Wagen finden würde. Und das gelang ihm. Zum Beweis brachte er die beiden Scheinwerfer vom Grund der Schlucht mit hinauf. Heute hingen sie über dem Eingang des Headlights, und die Inschrift zwischen ihnen lautete: „Falsch abzubiegen kann den Untergang bedeuten.“
Trey hatte sich immer gefragt, ob die Inschrift für Jeb eine besondere Bedeutung hatte.
„Ich wollte dich neulich morgens in der Boxengasse schon fragen, kam aber nicht dazu.“
Trey runzelte die Stirn. Hatte er etwas verpasst? „Was wolltest du mich fragen?“
„Ob du White Lightning im Moonshine-Rennenfahren willst.“ Jeb schob seinen Hut in den Nacken.
Aha, darum ging es also. „Ich weiß nicht. Ich bin kein
Weitere Kostenlose Bücher